Die Kommerzialisierung des Fußballs Der Verein als Großkonzern?

Spitzensportler kosten auf dem weltweiten Markt sehr viel Geld, doch ein Verein, der an der Spitze steht, kann sich das spielend leisten. Schließlich gibt es im Fußball auf der anderen Seite auch Milliarden zu verdienen, nicht nur, weil hinter jedem Team finanzkräftige Sponsoren stehen. Auch der Verkauf von Fanartikeln und Tickets sowie die Sendeinnehmen spülen immer wieder frisches Kapital an. Einigen Fans geht das alles inzwischen zu weit, sie möchten ihren Lieblingsverein nicht als Großkonzern sehen. Doch das Rad der Zeit lässt sich nicht zurückdrehen.

Fußballvereine avancieren zu finanzstarken Top-Marken

Obwohl sich die Personalkostenspirale der Bundesliga-Mannschaften stets nach oben dreht, lassen sich bei vielen Erstligisten weiterhin steigende Gewinne verzeichnen. Das gilt vor allem für diejenigen Vereine, die an der Tabellenspitze stehen. Sie avancieren zu nationalen und teilweise auch globalen Top-Marken, hinter denen Kohorten von Fans stehen, die bereit sind, für das Produkt Fußball nicht nur Zeit, sondern auch Geld zu investieren. Allerdings kann sich das Blatt auch wenden, dann nämlich, wenn auf dem Spielfeld nichts mehr so richtig funktioniert.

Das musste zuletzt in den Niederlanden der PSV Eindhoven erleben, dessen Einnahmen um 28 Prozent sanken, weil der Erfolg in europäischen Turnieren ausblieb. Die niederländische Meisterschaft geht dem Verein allerdings weiterhin spielend von der Hand. Galatasaray Istanbul hingegen durfte sich jüngst über ein sattes Finanzplus von 19 Prozent freuen, weil seine Leistungen sich verbesserten und das TV verstärkt über den Verein berichtete. Das Resultat: doppelt so viel Publikum im Stadion als zuvor.

Der reichste Verein Europas ist Manchester United

Die Schere zwischen armen und reichen Vereinen spreizt sich zusehends. Als Europas finanzstärkster Fußballverein gilt aktuell Manchester United mit einem Umsatz von 676 Millionen Euro. Damit können sich die Red Devils die Crème de la Crème auf dem weltweiten Fußballertransfermarkt herauspicken, um ihren Thron dauerhaft zu verteidigen. Deutsche Vereine sind im internationalen Finanzvergleich zwar etwas unterrepräsentiert, aber durchaus vertreten. Der FC Bayern München steht mit fast 600 Millionen Euro Jahresumsatz sogar insgesamt auf Platz 4 der reichsten Clubs der Welt. Der FC Schalke 04 und Borussia Dortmund befinden sich nicht unter den europäischen Top 10, sind aber auch nicht besonders weit abgeschlagen.

Mehr Geld = bessere Spieler = mehr Siege = noch mehr Geld

Die Kaufkraft spiegelt sich natürlich immer im internationalen Transfermarkt wider und erlaubt den größten Vereinen, die besten Spieler zu verpflichten. Die nationalen Ligen zeigen dies sehr deutlich: Während in der englischen Premiere League aktuell vier der fünf top-platzierten Teams zu den 10 reichsten Vereinen der Welt gehören, stehen auch Bayern München und der BVB an der Spitze der Bundesliga. Finanziell sind die Bayern den Dortmundern deutlich überlegen und auch spielerisch musste der BVB zuletzt ordentlich schwitzen.

Die Experten und Buchmacher der Vergleichsplattform Oddschecker sehen die Bayern dennoch als relativ sicheren Spitzenreiter in dieser Saison. Die anstehenden Duelle werden es zeigen, dennoch: Erst kürzlich verpasste der große Favorit die Chance, gegen das zweitschlechteste Team dieser Saison zu gewinnen. Vielleicht gibt es also doch noch Überraschungen – und das Sprichwort "Nicht alles lässt sich mit Geld kaufen" bewahrheitet sich endlich mal wieder.

Im Detail: Die Top 5 der reichsten europäischen Fußballclubs

  1. Manchester United mit 676 Millionen Euro Umsatz
  2. Real Madrid mit 674 Millionen Euro Umsatz
  3. FC Barcelona mit 674 Millionen Euro Umsatz
  4. FC Bayern München mit 587 Millionen Euro Umsatz
  5. Manchester City mit 527 Millionen Euro Umsatz

Die wertvollsten Spieler der Welt: Das kosten die Top-Stars

Schauen wir uns auf der anderen Seite einmal an, was die internationalen Top-Stars im Fußball kosten. Der Erstplatzierte ist hier – wen wundert's? – Neymar Júnior mit einem derzeitigen Schätzwert von 229 Millionen Dollar. Der französische Erstligist Paris Saint-Germain erwarb diesen Ausnahmesportler 2017 im Rahmen des teuersten Transfers aller Zeiten. 222 Millionen Euro ließ der Verein sich das Sahnestück kosten. Wir finden den französischen Club allerdings nicht unter der Top 10 der reichsten Vereine, doch hat sich sein Umsatz in den letzten Jahren dank teurer Spielerkäufe deutlich erhöht. Reiche Spieler machen also reiche Vereine, wenn alles gut geht.

Rein marktwirtschaftlich lohnt sich die Investition. Trotzdem drängt sich an dieser Stelle die Frage auf: Stehen solche Summen noch auf vertretbarer Basis?"

Paris Saint-Germain schnappte sich neben Neymar auch den noch sehr jungen, aber feurigen Stürmer Kylian Mbappé für ungeheure 180 Millionen Euro. Mbappé betätigt sich nebenbei auch als französischer Nationalspieler und besitzt auf dem Transfermarkt einen aktuellen Schätzwert von 215 Millionen Euro. Der drittteuerste Spieler ist mit hoher Wahrscheinlichkeit Lionel Messi, der für geschätzte 203 Millionen Euro über den Fußball-Ladentisch geht. Natürlich drängt sich an dieser Stelle die Frage auf, ob solche Summen wirklich noch auf vertretbarer Basis stehen, abgesehen davon, dass sich die Investition rein marktwirtschaftlich zu lohnen scheint.  

Nebeneffekt: Kommerzialisierte Turniere mit einem Quäntchen Sport

Bei großen Turnieren scheint inzwischen der Kommerz vor dem Sport zu stehen. In den Stadien sind, spätestens wenn es in Richtung Endspiel geht, ganze Sitzblöcke für die finanzstarken Sponsoren reserviert und das Rahmenprogramm richtet sich mehr an die TV-Zuschauer als an das Live-Publikum vor Ort.

Die Sponsoren und Fernsehsender halten natürlich das finanzielle Rad am Laufen, darum fällt es den Vereinen sicher schwer, ihnen ihre Vorrangstellung zu nehmen. Ohne Geld wäre der Sport schnell am Ende, hier befinden wir uns definitiv in einer Zwickmühle.

Zurück zum reinen Fußball, ohne besondere finanzielle Interessen, das wäre eine ideologische Entscheidung, die sich wahrscheinlich nicht trägt. Zudem müssten sich alle Vereine der Welt gleichzeitig für diesen Weg entscheiden: ein aussichtloses Unterfangen in einer Welt des harten Wettbewerbs.

So profitieren die Fans vom finanziellen Hype

Nehmen wir die Sache als gegeben: Die heutigen erfolgreichen Fußballvereine sind nicht nur nebenbei auch Großkonzerne, sondern ihre Finanzkraft korreliert sogar häufig mit dem spielerischen Wert.

Das heißt also, dass sich Geld und Sport auf diesem Parkett nicht mehr wirklich trennen lassen. Den Fußballfreunden in aller Welt kommt dieser Umstand auch zugute, denn sie haben die Möglichkeit, eine unendliche Zahl von Fanartikeln zu erwerben und jedes einigermaßen wichtige Spiel live auf dem Bildschirm zu verfolgen.

Durch die enorm gute Bezahlung von Profi-Fußballern fühlt sich zudem eine steigende Zahl von jungen Spielern berufen, den Aufstieg zu wagen. Der Nachwuchs-Pool ist entsprechend groß, die Auswahl gewaltig.

Kurzum: Eine hervorragende Ausgangslage, um auch in Zukunft noch richtig guten Fußball zu erleben!