Serie Zur Person: Die Grünen zur Finanzberatung Finanzexperte Gerhard Schick
Gerhard Schick ist seit 2007 finanzpolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag und bestimmt die Positionen seiner Partei in diesem Bereich maßgeblich mit. In einem vor wenigen Tagen mit dem Berliner Tagesspiegel geführten Interview hat der Finanzexperte Stellung zu aktuellen Entwicklungen in der Finanzbranche genommen.
Dabei standen die Themen Finanzprodukte und Finanzberatung im Fokus. Gerhard Schick sieht hier Handlungsbedarf. Es fließe zu viel Geld in schlechte Produkte. Besonders kritisch setzt sich der Bundestagsabgeordnete mit den Lebensversicherern auseinander. Er bemängelt, dass den Kunden in den letzten Jahren unrealistische Renditeversprechen gemacht worden seien, die jetzt angesichts der anhaltenden Niedrigzinssituation manches Unternehmen in Schwierigkeiten brächten.
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Fehlverhalten und Fehlsteuerung bei Lebensversicherungen
Die von der Branche gegenüber der Politik und den Kunden getroffenen Aussagen seien zum Teil widersprüchlich und unehrlich. Vor diesem Hintergrund sieht Gerhard Schick die von der Bundesregierung geplante Abschaffung des Garantiezinses nicht als ausreichend an, um die Situation zu entschärfen. Die Versicherungsaufsicht der BaFin müsse dafür sorgen, dass künftig keine falschen Erwartungen mehr am Markt geweckt würden.
Er hat große Sympathien für ein generelles Provisionsverbot, seine Mindestforderung ist aber mehr Transparenz."
Negativ bewertet er auch die Ausschüttungspolitik einiger Unternehmen. Sie entziehe den Lebensversicherern Mittel zur Risikovorsorge über mehr Eigenkapital. Besonders problematisch beurteilt Gerhard Schick die Provisionspolitik. Jahrelang sei mit hohen Provisionszahlungen an Vermittler versucht worden, mehr Neugeschäft zu generieren. Das habe die Vertriebskosten übermäßig in die Höhe getrieben und dazu geführt, dass es eine Überzahl an Versicherungsvertretern gebe. Außerdem fördere die Provisionierung die Fehlberatung. Kunden würden dadurch tendenziell Produkte mit den besten Provisionen empfohlen und nicht die, die am besten den Bedarf decken.
Vor diesem Hintergrund hege er Sympathien für ein generelles Provisionsverbot, seine Mindestforderung sei aber mehr Transparenz. Die Provisionen müssten offengelegt werden, um einen fairen Vergleich mit Honorarberatern möglich zu machen.
Reformbedarf auch in anderen Bereichen
Durch diese Fehlsteuerung funktioniere die private Altersvorsorge hierzulande jedenfalls nicht richtig, so Gerhard Schick. Das werde noch durch die Riester-Förderung verschärft, die schlechte Produkte subventioniere und damit künstlich marktfähig mache. Sie sei seiner Ansicht nach in dieser Form unhaltbar. Als Alternative empfiehlt der Finanzpolitiker das schwedische Modell - ein standardisiertes und einfaches Vorsorgeprodukt vom Staat, das privat gemanagt wird und von Jedem für die Altersvorsorge genutzt werden könne.
Auch bei einem anderen "Klassiker" bei Finanzprodukten sieht Gerhard Schick Handlungsbedarf - bei Bausparverträgen. Manche Verhaltensweisen der Bausparkassen seien mit denen der Lebensversicherer vergleichbar. Die Koppelung von Sparen und Kredit bei den Verträgen sei ein grundsätzliches Problem, da sich dies oft zum Nachteil der Sparer auswirke. In diesem Bereich seien ebenfalls Reformen nötig.

Beraten statt Verkaufen!