Mit 46 Jahren in den Ruhestand Peter Lynch und sein Magellan Fund

Manche träumen davon, sich vorzeitig zur Ruhe setzen zu können - Peter Lynch hat dies bereits mit 46 Jahren in die Tat umgesetzt. Auf dem Höhepunkt seines Erfolgs als Fondsmanager bei Fidelity Investments kehrte er dem Unternehmen 1990 den Rücken und widmet sich seither dem Bücherschreiben und anderen privaten Leidenschaften.

Bei Fidelity wird man das bedauert haben, denn Lynch hat den Magellan Fund - ein Flaggschiff-Produkt der Investment-Gesellschaft - vom bescheidenen Pflänzchen zum imposanten Gewächs emporgezüchtet. Als Lynch den Fonds 1977 übernahm, waren die Fondsanteile mal gerade 18 Mio. Dollar wert. 1990 - beim Ausscheiden des Fondsmanagers - hatte das Fondsvermögen bereits die Marke von 14 Milliarden Dollar überschritten. Unter der Ägide von Rogers erzielte der Magellan Fund eine durchschnittliche jährliche Rendite von mehr als 29 Prozent.

Fünf Leitsätze für erfolgreiches Investieren

Das freut Anleger sehr und in der heutigen Fondslandschaft muss man lange nach solchen Ergebnissen suchen. Auch der Magellan Fund "nach Lynch" kann trotz langfristig guter Performance nicht mit solchen Resultaten aufwarten. Daher fragt sich mancher Investor, wie Peter Lynch sein Kunststück gelungen ist. Tatsächlich hat der Fondsmanager eine bestimmte Investment-Strategie verfolgt. Hier der Versuch, sie mit fünf Leitsätzen zu beschreiben:

1. Verstehe was du besitzt

Lynch folgte beim Investieren dem Value-Ansatz - ähnlich wie Warren Buffett und Benjamin Graham. Dementsprechend suchte er gezielt nach unterbewerteten Titeln am Markt, um von deren Wertaufholung im Zeitablauf zu profitieren. Vor allem Unternehmen mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) unter 0,5 waren für ihn interessant. Value-Investing setzt stets intensive Unternehmens-Analysen im Vorfeld voraus. Man sollte das Unternehmen kennen, dessen Aktien man kauft. Neben dem KGV achtete Lynch auch noch auf andere Kennzahlen. So kaufte er nur Unternehmen mit einem Verschuldungsgrad bis höchstens 0,8, am besten unter 0,5. Auch Veränderungen der Lagerumschlagshäufigkeit waren für ihn ein Indiz. Steigt diese stark, weist dies darauf hin, dass ein Unternehmen über seinen Absatzchancen produziert - ein schlechtes Signal.

2. Verzichte auf Prognosen

Von Prognosen hielt Lynch nichts. Es sei mehr oder weniger Zeitverschwendung, die Zukunft vorhersagen zu wollen - ob bei Konjunktur, Zinssätzen oder Kursen. Seine Empfehlung lautet vielmehr, prognosefrei zu investieren und sich stattdessen an reale Daten zu halten. Als Value-Investor war Lynch überhaupt mehr an dem "inneren Wert" einer Aktie gelegen als an kurzfristigen Kursbewegungen. Diese sind nach seiner Ansicht für Investment-Entscheidungen weitgehend irrelevant.

Lynch's Investment-Philosophie ist auch für Normal-Anleger gut nachzuvollziehen. Und mit etwas Glück bewegt man sich tatsächlich selbst auf der Erfolgsspur des legendären Fondsmanagers.

3. Setze auf Fakten, nicht auf Vermutungen

Bei Unternehmen mit scheinbar vielversprechenden Wachstumsaussichten sollte man erst einmal die tatsächliche Entwicklung abwarten. Wenn die Aktie auch nach einem Jahr hält, was sie verspricht, ist immer noch ein guter Zeitpunkt zum Einstieg. Erfahrungsgemäß entwickelt sich ein solcher Wert auch danach positiv. Hat sich die ursprüngliche Einschätzung dagegen als Irrtum erwiesen, wurde wenigstens nicht aufs falsche Pferd gesetzt.

4. Kaufe Unternehmen mit "Qualität"

Lynch hat stets Unternehmen mit einfachen, soliden und nachvollziehbaren Geschäftsmodellen bevorzugt. Stimmt das Geschäftsmodell nicht, wird selbst ein gutes Management Probleme haben, ein Unternehmen erfolgreich zu machen. Oder anders ausgedrückt: ein gutes Management hilft einem schlechten Unternehmen selten. Ein gutes Unternehmen ist dagegen auch mit schlechtem Management kaum "kaputt zu kriegen". Was mehr zählt, ist die Qualität des Unternehmens als die des Managements.

5. Agiere stets flexibel und überlegt

Auch Profi-Anleger müssen damit rechnen, "falsch zu liegen". Das kann sich mal positiv, mal negativ auswirken. Auf jeden Fall sollte man nicht auf seinen Irrtümern beharren und flexibel bleiben. Auch zum "rechtzeitigen" Kaufen und Verkaufen hat Lynch eine Meinung. Man sollte immer nur kaufen, wenn eine schlichte Begründung für ein Investment spricht und erst dann verkaufen, wenn die ursprünglichen Argumente nicht mehr gelten.

Lynch's Investment-Philosophie ist auch für Normal-Anleger gut nachzuvollziehen. Und mit etwas Glück bewegt man sich tatsächlich selbst auf der Erfolgsspur des legendären Fondsmanagers.

 

Ein Artikel von Christoph Otter.