Schweden ist zwar Mitglied der EU, aber nicht Teil des Euro-Raums

Die Sveriges Riksbank betreibt ihre eigene Geldpolitik Schweden verzichtet auf Negativzinsen

Schweden ist zwar Mitglied der EU, aber nicht Teil des Euro-Raums. Hier gilt nach wie vor die schwedische Krone. Die Sveriges Riksbank betreibt ihre eigene Geldpolitik, auch wenn man sich nicht völlig vom Euro abkoppeln kann. Ein Stück schwedischer Eigenständigkeit zeigt sich in den jüngsten Zinsbeschlüssen der Notenbank - sie wagt den Ausstieg aus Negativzinsen.

Seit Februar 2015 war der wichtigste schwedische Leitzins, die Repo-Rate, negativ. Das ist der Zinssatz, zu dem Banken für 7 Tage Geld bei der Riksbank leihen können. Er sank zunächst auf -0,1 Prozent und in weiteren Schritten auf bis zu -0,5 Prozent. Bereits im Dezember 2018 wurde er wieder auf -0,25 Prozent angehoben, seit dem 19. Dezember 2019 liegt er bei 0,00 Prozent und verliert damit erstmals seit Jahren das negative Vorzeichen. Der Einlagenzins verharrt allerdings vorerst bei -0,35 Prozent, ganz gelungen ist der Ausstieg aus den Negativzinsen noch nicht - aber immerhin.

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Der Zweck negativer Zinsen ist erfüllt

Begründet wird die bemerkenswerte Zinswende mit der seit 2017 stabilen Inflation nahe zwei Prozent. Die schwedische Zentralbank sieht keinen Anlass, weiter Geld in den Markt zu pumpen, um ein Abrutschen in die Deflation zu verhindern. Mit der jetzt erreichten moderaten Geldentwertung sei der Zweck der Minuszinsen erfüllt, so Riksbank-Gouverneur Stefan Ingves. Negativzinsen als Dauerzustand bewertet er als kritisch. Neben positiven Effekten für die schwedische Wirtschaft hatte die Negativzinspolitik nämlich auch ihre Schattenseiten. Sie hat in Schweden zu stark steigenden Immobilienpreisen geführt. Pensionsfonds und Versicherungen mussten riskantere Anlagen tätigen, um noch angemessene Renditen zu erwirtschaften und manche Unternehmensexistenz wurde durch die Möglichkeit billiger Verschuldung künstlich verlängert.

Schweden hebt sich mit einer Straffung der gelpolitischen Zügel von anderen Notenbanken ab."

Eher Wiederannäherung als Kontrapunkt

Trotz der Zinsanhebung - einen Gegensatz zur EZB-Geldpolitik bedeutet der schwedische Zinsschritt nicht, eher eine Wiederannäherung. Der EZB-Hauptrefinanzierungszins - das Pendant zur Repo-Rate - hat nie die Nulllinie durchbrochen, die Einlagefazilität ist mit -0,5 Prozent jetzt etwas niedriger als der schwedische Zinssatz.

Dennoch hebt sich Schweden mit einer Straffung der gelpolitischen Zügel von anderen Notenbanken ab. Sollte dies von der Wirtschaft des Landes "gut verdaut" werden, könnte dies woanders als Vorbild für den Einstieg in den Ausstieg aus einer ultralockeren Geldpolitik mit unnatürlich niedrigen Zinsen gesehen werden.

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