Studie zeigt Beratung zur Finanzplanung bleibt Ausnahme
Die Mehrheit der Deutschen verzichtet bei der Finanzplanung auf Unterstützung. Das ist das zentrale Ergebnis des „Financial Freedom Report 2024“, den der Versicherer LV 1871 vorgelegt hat.
Die repräsentative Studie zeigt, dass nur 19 Prozent der Befragten professionelle Beratung in Anspruch nehmen, um ihre Finanzen zu strukturieren oder langfristig zu planen. Mehr als die Hälfte nutzt keinerlei Hilfsmittel, weder digitale Tools noch Beratungsleistungen. Dieses Verhalten könnte langfristig negative Folgen für die finanzielle Absicherung haben.
Finanzplanung: Zwischen Desinteresse und Unsicherheit
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Die Gründe für den Verzicht auf Beratung sind vielfältig.
Laut der Studie gibt fast ein Drittel der Befragten an, dass sie sich „nicht ausreichend mit Finanzthemen auskennen“.
Gleichzeitig empfindet ein großer Teil die Suche nach einem geeigneten Berater als zu aufwendig oder ist von den Kosten abgeschreckt.
Weitere 25 Prozent der Befragten vertrauen darauf, dass sie ihre Finanzen allein oder mit Unterstützung von Familie und Freunden regeln können.
Eine Rolle spielt auch das generelle Interesse am Thema. Gerade jüngere Menschen zwischen 18 und 35 Jahren beschäftigen sich laut der LV-1871-Studie nur selten mit ihrer finanziellen Zukunft.
Viele von ihnen schieben Entscheidungen zu Altersvorsorge oder Investitionen auf, obwohl sie davon profitieren könnten, frühzeitig mit der Planung zu beginnen.
Digitale Hilfsmittel bleiben ungenutzt
Neben der geringen Nutzung professioneller Beratung fällt auch auf, dass digitale Hilfsmittel, wie Finanz-Apps oder Online-Rechner, wenig Verbreitung finden. Nur rund 17 Prozent der Befragten greifen auf solche Tools zurück. Dabei könnten sie gerade für Menschen mit begrenztem Wissen über Finanzthemen eine niederschwellige Möglichkeit bieten, mehr Transparenz in ihre Finanzen zu bringen.
Ein weiteres Problem: Die Vielzahl verfügbarer Angebote sorgt bei vielen Nutzern für Verwirrung. Viele wissen nicht, welche App oder Plattform tatsächlich geeignet ist, um ihre individuellen Bedürfnisse abzudecken. Das mangelnde Vertrauen in die Datensicherheit digitaler Lösungen spielt ebenfalls eine Rolle.
Folgen für die finanzielle Absicherung
Finanzdienstleister und Bildungseinrichtungen sind gefordert, das Thema Finanzplanung zugänglicher und attraktiver zu machen, um langfristig eine breitere Basis an gut informierten und gut abgesicherten Bürgern zu schaffen."
Das fehlende Interesse an professioneller Beratung oder digitalen Hilfsmitteln könnte langfristig erhebliche Konsequenzen haben. Besonders im Bereich der Altersvorsorge drohen Lücken, wenn keine bewusste Auseinandersetzung mit dem Thema erfolgt. Angesichts des demografischen Wandels und der unsicheren Zukunft der gesetzlichen Rentenversicherung ist Eigeninitiative wichtiger denn je. Dennoch gaben nur 24 Prozent der Befragten an, sich regelmäßig mit ihrer Altersvorsorge zu beschäftigen.
Auch in Bezug auf die Kapitalanlage zeigt sich ein ähnliches Bild. Viele Deutsche halten weiterhin an klassischen Sparformen wie dem Tagesgeld oder Sparbuch fest, obwohl diese kaum Rendite bringen und die Inflation nicht ausgleichen können. Nur ein geringer Anteil nutzt renditestärkere Anlagen wie Aktien, Fonds oder ETFs – ein Umstand, den Experten oft auf mangelndes Wissen oder das Bedürfnis nach Sicherheit zurückführen.
Lösungsansätze: Bildung und Vertrauen stärken
Um die Bereitschaft zur Finanzplanung zu fördern, sieht der Report vor allem zwei zentrale Hebel: Bildung und Vertrauen. Finanzbildung sollte verstärkt in Schulen, aber auch in der Erwachsenenbildung vermittelt werden, um die oft vorhandene Unsicherheit im Umgang mit Geld zu reduzieren.
Zudem müssten Berater und Anbieter digitaler Hilfsmittel transparenter kommunizieren, um das Vertrauen der Verbraucher zu gewinnen. Laut der LV 1871 könnten auch niedrigschwellige Angebote, wie kostenlose Erstgespräche oder leicht verständliche Tutorials, dazu beitragen, mehr Menschen für das Thema zu sensibilisieren.
Fazit
Die Ergebnisse des „Financial Freedom Report 2024“ verdeutlichen eine problematische Haltung vieler Deutscher gegenüber ihrer finanziellen Zukunft. Obwohl die Komplexität von Finanzthemen zunimmt und der Druck auf individuelle Vorsorge steigt, verzichten die meisten Menschen auf Unterstützung. Das birgt Risiken, insbesondere im Hinblick auf Altersvorsorge und Vermögensaufbau.
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