Trotz Hochwasser-Erfahrung kein Run auf Elementarschadenschutz

Elementarschäden Braucht Deutschland eine weitere Pflichtversicherung?

Vor gut einem Jahr verwüstete ein verheerendes Unwetter das Ahrtal im nördlichen Rheinland-Pfalz sowie Teile des südlichen Nordrhein-Westfalens. Sintflutartige Regenfälle und Überschwemmungen kosteten viele Menschenleben und verursachten gewaltige Schäden.

Die betroffenen Regionen leiden noch heute unter den Nachwirkungen. Der Wiederaufbau ist längst nicht abgeschlossen und verschlingt große Summen. Schon kurz nach der Katastrophe mehrten sich Forderungen nach einer Pflichtversicherung für Elementarschäden. Das Ansinnen ist aber umstritten.

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Trotz Hochwasser-Erfahrung kein Run auf Elementarschadenschutz

Tatsächlich verfügt nur etwa jeder zweite deutsche Hausbesitzer über erweiterten Elementarschadenschutz. Die "normale" verbundene Gebäudeversicherung deckt die Gefahren Feuer, Leitungswasser sowie Sturm und Hagel ab. Weitere Elementargefahren - Hochwasser, Überschwemmung, Schneedruck, Lawinen, Erdrutsch usw. - müssen extra versichert werden. Das geht nur pauschal, man kann alle Elementargefahren versichern oder keine - unabhängig davon wie wahrscheinlich sie sind.

Viele Hausbesitzer scheuen den erweiterten Elementarschadenschutz wegen der zusätzlichen Kosten. Dabei schwingt auch die Hoffnung mit, dass im Katastrophenfall der Staat schon helfen werde - wie im Ahrtal und der Nachbarregion geschehen. Trotz der erschreckenden Bilder ist dementsprechend der große Run auf die Elementarschadenversicherung ausgeblieben. Dabei gibt es große regionale Unterschiede. In Baden-Württemberg beträgt die Versicherungsdichte 94 Prozent - eine Folge der dort bis 1993 bestehenden Versicherungspflicht -, in Bremen nur 25 Prozent.

Pflichtversicherung könnte Fehlverhalten fördern

Die Einführung einer Pflichtversicherung stößt auf vielerlei Bedenken. Lange galt sie als verfassungsrechtlich problematisch, inzwischen wird ihre Zulässigkeit positiver beurteilt - allerdings nur für etwa 1,5 Prozent der 17 Millionen privaten Wohnhäuser bundesweit, nämlich Häuser in besonders gefährdeten Gebieten. Für die Tarifkalkulation sind das schlechte Voraussetzungen, denn ein solcher Pflichtschutz wäre bei wenigen Verpflichteten mit hohem Risiko sehr teuer.

Die "normale" verbundene Gebäudeversicherung deckt nur die Gefahren Feuer, Leitungswasser sowie Sturm und Hagel ab."

Der Versicherungs-Spitzenverband GdV hat einen anderen Vorschlag: er möchte den erweiterten Elementarschadenschutz als Standard-Angebot und nicht wie bisher als Zusatz-Option vorsehen. Versicherungsnehmer könnten den Schutz dann aktiv abwählen, würden damit aber gleichzeitig auch auf staatliche Hilfen im Ernstfall verzichten. De facto bedeutete das Versicherungspflicht durch die Hintertür.

Auch die stößt durchaus auf Kritik. Denn jede Versicherung - so auch die Pflichtversicherung - birgt die Gefahr des Fehlverhaltens in sich. Hochwasserschutz und vernünftiges Bauen abseits von Hochwasserlagen könnten wegen des Versicherungsschutzes vernachlässigt werden - ein kontraproduktiver Effekt. Über das Thema dürfte noch länger gestritten werden.

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