Große Unternehmen schätzen die Aussichten besonders kritisch ein

Stimmungslage Finanzvorstände im Krisenmodus

Noch in den ersten Monaten dieses Jahres hofften viele größere Unternehmen auf steigende Umsätze. Jetzt blicken viele Finanzvorstände wesentlich skeptischer in die Zukunft.

Im Frühjahr 2023 startete die Beratungsgesellschaft Deloitte eine Umfrage, um die Stimmungslage von Unternehmen herauszufinden. Obwohl die Situation zu diesem Zeitpunkt ziemlich schwierig war, äußerten sich viele der Befragten recht optimistisch und hofften auf steigende Umsätze. Das ist insofern überraschend, da die Rahmenbedingungen wegen hoher Energiepreise, Inflation, der Auswirkungen des Ukraine-Krieges und der Spätfolgen der Corona-Epidemie alles andere als günstig waren. Jetzt schätzen zahlreiche Unternehmer die Perspektiven ihrer Firmen in naher Zukunft deutlich negativer ein, wie die Herbstumfrage offenbarte. Befragt wurden 193 Finanzvorstände.

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Belastende Faktoren:

  • Konsumenten halten sich wegen der hohen Inflation zurück.
  • Die Bereitschaft zu investieren, ist bei Unternehmen ebenfalls niedrig.
  • Die allgemeine Verunsicherung wirkt sich negativ auf die Exportzahlen aus.
  • Weitere Risiken sind nach Einschätzung  der Finanzvorstände der Fachkräftemangel und steigende Lohnkosten.  

Große Unternehmen schätzen die Aussichten besonders kritisch ein

Auffällig ist, dass die Finanzvorstände großer Unternehmen die wirtschaftliche Lage besonders kritisch einschätzen. Beispielsweise klagen DAX-Unternehmen über die stark gestiegene Zinsbelastung. Nach Angaben der "Frankfurter Allgemeine Zeitung" haben die 40 DAX-Unternehmen fast 1.400 Milliarden Euro Schulden. Bei mittelständischen Unternehmen scheint die Lage besser zu sein. 19 Prozent der Befragten aus diesem Segment rechnet sogar mit verbesserten Aussichten für ihr Geschäft. Unterschiede in der Einschätzung der aktuellen Situation gibt es ebenfalls zwischen den verschiedenen Branchen. Am stärksten leiden die Baubranche, die Autohersteller und die Maschinenbauer. Etwas besser sieht die Lage in der Konsumgüterindustrie und im Handelssektor aus.

Auffällig ist, dass die Finanzvorstände großer Unternehmen die wirtschaftliche Lage besonders kritisch einschätzen."

Auswege aus der Krise

Die Inflation sorgt für eine schwache Nachfrage im Inland. Die Chefvolkswirtin der KfW Fritzi Köhler-Geib hofft, dass die steigenden Löhne und sinkende Inflationsraten für starke Impulse sorgen. Vertreter des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV) fordern einen Strukturwandel. Dieser müsse sowohl von der Wirtschaft als auch von der Politik vorangetrieben werden. In den Unternehmen wäre jetzt Eigeninitiative, Flexibilität und der starke Wille für Veränderungen nötig.

Die Regierenden hingegen müssten unter anderem für den Abbau bürokratischer Hürden und die Verbesserung der Infrastruktur sorgen. Stärker als bisher müssten die Forschung, das Bildungssystem und zukunftsweisende Innovationen gefördert werden.