Berlin Vorreiter Ghost Restaurants, neue Gastronomie
Die Gastronomiebranche befindet sich im Umbruch, und ein neuer Trend sorgt für Aufsehen: Ghost Restaurants, auch bekannt als Dark Kitchens oder Virtual Kitchens. Sie sind unsichtbare Restaurants, die ausschließlich online existieren und keinen physischen Gastraum haben.
In Berlin setzen die Restaurantketten Loco Chicken und Happy Slice gezielt auf dieses Geschäftsmodell. Essen wird nur über Lieferplattformen angeboten, ohne dass die Kunden einen tatsächlichen Standort besuchen können. Diese virtuellen Restaurants sind eine Reaktion auf veränderte Konsumgewohnheiten und die wachsende Nachfrage nach Lieferdiensten.
1. Was sind Ghost Restaurants?
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Ghost Restaurants sind Restaurants ohne Gastraum. Sie existieren ausschließlich virtuell und verkaufen ihre Speisen nur über Lieferplattformen wie Lieferando, Uber Eats oder Wolt. Es gibt keine Möglichkeit, vor Ort zu essen oder das Essen selbst abzuholen. Das gesamte Geschäftsmodell basiert auf Lieferungen, was zu deutlich geringeren Betriebskosten führt.
a) Ursprung und Entwicklung
- Entwicklung in den USA und Asien: Ghost Restaurants entstanden zunächst in Metropolen wie New York, London und Shanghai, wo hohe Mietpreise und Platzmangel den Gastronomiebetrieb erschwerten.
- Pandemie als Katalysator: Die Corona-Pandemie hat das Geschäftsmodell weltweit beschleunigt, da Restaurants gezwungen waren, auf Lieferdienste umzustellen, um zu überleben.
- Wachstum und Expansion: In Europa und Deutschland wächst die Zahl der Ghost Restaurants rapide, besonders in Großstädten mit einer hohen Dichte an potenziellen Kunden.
b) Unterschiede zu klassischen Restaurants
- Keine physischen Standorte: Ghost Restaurants verzichten vollständig auf Speiseräume und Servicepersonal.
- Reine Produktionsküchen: Sie nutzen Produktionsküchen, die ausschließlich zur Zubereitung von Speisen für den Lieferservice dienen.
- Mehrere Marken in einer Küche: Häufig werden mehrere virtuelle Marken aus einer Küche betrieben, um unterschiedliche Zielgruppen anzusprechen.
c) Geschäftsmodelle und Strategien
- Eigene Küchen vs. Mietküchen: Einige Unternehmen betreiben eigene Produktionsküchen, während andere auf Mietküchen (sogenannte „Cloud Kitchens“) zurückgreifen.
- Multi-Brand-Strategie: In einer Küche werden mehrere Marken betrieben, z. B. Pizza, Burger und asiatische Küche, um unterschiedliche Zielgruppen zu erreichen.
- Partnerschaften mit Lieferplattformen: Die Bestellung und Lieferung erfolgt ausschließlich über Plattformen wie Lieferando, Uber Eats oder Wolt.
2. Ghost Restaurants in Berlin: Loco Chicken und Happy Slice
Ghost Restaurants haben das Potenzial, die Gastronomielandschaft grundlegend zu verändern. Sie bieten wirtschaftliche Effizienz, hohe Flexibilität und die Möglichkeit zur Skalierung."
In Berlin haben sich die Marken Loco Chicken und Happy Slice erfolgreich als Ghost Restaurants etabliert. Sie gehören zu den Pionieren dieser neuen Gastronomieform in Deutschland.
a) Loco Chicken: Erfolgsrezept mit Fokus auf Hähnchen
- Virtuelles Hähnchen-Restaurant: Loco Chicken bietet verschiedene Hähnchengerichte an, darunter Chicken Wings, Chicken Nuggets und Chicken Burger.
- Zielgruppe und Positionierung: Die Zielgruppe sind vor allem junge Erwachsene, die schnelles, leckeres Essen bevorzugen und über Lieferdienste bestellen.
- Markenstrategie und Marketing: Loco Chicken setzt auf Social Media Marketing und Influencer-Kooperationen, um virtuelle Markenbekanntheit aufzubauen.
- Effiziente Produktionsstruktur: Die Gerichte werden in zentralen Produktionsküchen zubereitet, was hohe Effizienz und niedrige Betriebskosten ermöglicht.
b) Happy Slice: Pizza als virtueller Bestseller
- Virtuelle Pizzeria: Happy Slice bietet verschiedene Pizzavariationen an, die exklusiv über Lieferplattformen bestellt werden können.
- Innovative Konzepte: Neben klassischen Sorten gibt es ausgefallene Kreationen, die gezielt jüngere Zielgruppen ansprechen.
- Multi-Brand-Strategie: Happy Slice nutzt die gleiche Produktionsküche wie Loco Chicken, was zu Synergieeffekten und Kosteneinsparungen führt.
- Datengetriebenes Marketing: Happy Slice setzt auf datengetriebenes Marketing, um individuelle Vorlieben der Kunden zu analysieren und gezielte Werbung zu schalten.
3. Vorteile von Ghost Restaurants
a) Wirtschaftliche Effizienz und Skalierbarkeit
- Niedrige Fixkosten: Keine Mietkosten für Gasträume und geringerer Personalaufwand führen zu niedrigen Fixkosten.
- Hohe Skalierbarkeit: Durch die zentralisierte Produktion kann das Geschäftsmodell leicht skaliert und auf neue Standorte ausgeweitet werden.
b) Flexibilität und Experimentierfreudigkeit
- Schnelle Anpassung an Trends: Ghost Restaurants können schnell auf neue Food-Trends reagieren und innovative Konzepte testen.
- Multi-Brand-Strategie: Unterschiedliche Marken können aus einer Küche betrieben werden, um mehr Zielgruppen zu erreichen.
c) Geringere Eintrittsbarrieren
- Geringe Investitionskosten: Da keine teuren Standorte und aufwendigen Inneneinrichtungen benötigt werden, sind die Eintrittsbarrieren niedriger als in der traditionellen Gastronomie.
4. Herausforderungen und Kritik
a) Arbeitsbedingungen und soziale Verantwortung
- Prekäre Beschäftigung: Lieferdienste setzen häufig auf selbstständige Fahrer, die unsicheren Arbeitsbedingungen ausgesetzt sind.
- Fehlender Kundenkontakt: Da es keinen direkten Kundenkontakt gibt, fehlt die persönliche Bindung zur Marke.
b) Nachhaltigkeit und Umweltauswirkungen
- Verpackungsmüll: Die Verpackungen für die Lieferung erzeugen große Mengen an Einwegmüll.
- Lieferverkehr und CO₂-Ausstoß: Der intensive Lieferverkehr führt zu höherem CO₂-Ausstoß und belastet die Verkehrsinfrastruktur.
c) Wettbewerb und rechtliche Herausforderungen
- Hoher Wettbewerbsdruck: Viele Anbieter drängen auf den Markt, was zu Preiskämpfen und Margendruck führt.
- Regulierungen und Auflagen: Es gibt rechtliche Herausforderungen, etwa bei Hygienevorschriften und Kennzeichnungspflichten.
Fazit
Ghost Restaurants haben das Potenzial, die Gastronomielandschaft grundlegend zu verändern. Sie bieten wirtschaftliche Effizienz, hohe Flexibilität und die Möglichkeit zur Skalierung. Doch es gibt auch Herausforderungen, insbesondere in Bezug auf Nachhaltigkeit, soziale Verantwortung und Wettbewerbsdruck. Es bleibt abzuwarten, wie sich dieser Trend weiterentwickelt und langfristig etabliert. In Berlin zeigen Loco Chicken und Happy Slice, dass die virtuelle Gastronomie durchaus Erfolgspotenzial hat.
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