The Commerzbank tower, Frankfurt am Main

Commerzbank: Mittelstandsfinanzierung Main Funders

Mit Main Funders will die Commerzbank neue Wege in der Unternehmensfinanzierung gehen: Investoren sollen direkt mit Unternehmern zusammengebracht werden, was nicht zuletzt auch im Interesse der Bank selbst ist.

Mittelständische Unternehmen stehen in Deutschland vor großen Hürden, wollen sie eine Finanzierung aufnehmen. Hohe Ansprüche an Bonität und Sicherheiten kollidieren regelmäßig mit der Wirklichkeit, wichtige Investitionen werden so nicht realisiert. Nun stellt die Commerzbank, die ohnehin als stärkster Mittelstandsfinanzierer gilt, ein Konzept vor, das so neu gar nicht ist: eine Plattform, die potenzielle Investoren mit kreditsuchenden Unternehmen zusammenbringt.

Main Funders - Plattform für P2P-Darlehen

Initiator ist die Commerzbank-Tochter Main Incubator, die auf diese Weise rund 2.000 neue Arbeitsplätze schaffen will. Angesichts der Tatsache, dass die Bank bis 2020 rund 10.000 Stellen abbauen will, könnte dieses Projekt als geeignetes Rezept erscheinen. Allerdings werden hier nicht die klassischen Bankangestellten, sondern Banker einer neuen Generation Betätigungsfelder geboten bekommen. Das Ziel: die Commerzbank als digitales Technologieunternehmen.

Dabei gibt es diese Plattformen bereits - allen voran kann der US-amerikanische Marktführer Lending Club auf rund 20 Milliarden Euro verweisen, die er seit der Gründung im Jahr 2009 ausgereicht hat. Die Krux ist jedoch: Diese P2P-Darlehen, also Finanzierungen von gleich zu gleich, werden bevorzugt als Konsumenten- oder Autokredite eingeräumt - und damit in einem überschaubaren Rahmen. Selbst bei der auf Unternehmensfinanzierungen spezialisierten britischen Plattform Funding Circle beträgt der durchschnittliche Kredit nur rund 70.000 Euro. Main Funders jedoch will mit Darlehen von 200.000 bis zu zehn Millionen Euro ganz neue Maßstäbe setzen. Die kritischen Stimmen sehen hingegen eine ganz andere Motivation.

Zunächst Testphase - Main Funders selbst Start-up

Vor dem Hintergrund der aktuellen Schwierigkeiten der Commerzbank wurden schnell Vermutungen laut, die Bank wolle sich über Main Funders elegant von bonitätsschwachen Kunden trennen. So weit hergeholt ist dieser Gedanke nicht, denn im Gegensatz zum privaten Standard-Kreditgeschäft lassen sich Unternehmensfinanzierungen deutlich schwerer verbriefen - und verkaufen. Diese Auslagerung der eigenen Risiken wird von allen Banken betrieben - durch deren exzessive Ausübung wurde nicht zuletzt die Finanzkrise ausgelöst.

Das Ziel: die Commerzbank als digitales Technologieunternehmen."

Bei der Prüfung der P2P-Unternehmenskredite sollen alle aufsichtsbehördlich festgelegten Prozesse eingehalten werden, um den Investoren eine belastbare Entscheidungsgrundlage und den Unternehmen den Kontakt zu möglichen Geldgebern zu verschaffen. Die Intention mag berechtigt sein, denn viele Kapitalgeber suchen nach geeigneten Projekten, die bei einem überschaubaren Risiko eine attraktive Rendite versprechen. Die Praxis muss nun zeigen, ob die beworbene ganz einfache Funktionsweise der Plattform auch angesichts der banktypischen Prüfkriterien den gewünschten Erfolg zeitigt - die Verfasstheit der Commerzbank bremst jedoch die Erwartungen.

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