Wirtschaftsdenker: Friedrich August von Hayek (1899–1992) Preise als Informationssystem
Wer koordiniert die vielen Einzelentscheidungen?
In einer Volkswirtschaft treffen täglich Millionen Menschen Entscheidungen: einkaufen, produzieren, investieren, sparen. Niemand hat den vollständigen Überblick. Trotzdem funktionieren Versorgung und Produktion in großen Teilen erstaunlich gut. Hayeks zentrale Frage lautet: Wie werden all diese verstreuten Informationen so gebündelt, dass aus vielen Einzelentscheidungen ein halbwegs stimmiges Ganzes wird – ohne zentrale Planung? Seine Antwort: über Preise. Weitere Aphorismen und Konzepte sind hier.
Das Konzept im Kern: Preise tragen Wissen
Hayek sieht Preise als Träger von Information. In ihnen steckt verdichtetes Wissen darüber, was knapp ist, was gefragt ist und was es kostet, Ressourcen umzulenken.
Ein einfaches Beispiel: Steigt der Preis für einen Rohstoff deutlich, müssen Unternehmen nicht die ganze Ursache kennen. Sie sehen nur: Dieser Einsatz wird teurer. Sie suchen Alternativen, sparen Material oder entwickeln neue Verfahren.
Preise sind nicht nur Zahlen, sondern verdichtete Informationen über Knappheit und Nachfrage."
Die wichtigsten Gedanken:
- Niemand braucht das vollständige Wissen über alle Märkte. Es reicht, auf Preissignale zu reagieren.
- Preise übersetzen viele lokale Informationen in ein gemeinsames Signal, das für alle verständlich ist.
- Versucht der Staat, Preise zu stark zu steuern oder zu ersetzen, gehen Teile dieser Informationsfunktion verloren.
Damit wird der Markt nicht als perfektes System beschrieben, aber als Mechanismus, der ohne zentrale Instanz sehr viel Koordination leistet.
Ausgeblendet bleiben an dieser Stelle unter anderem: Machtverhältnisse, starke Marktpositionen einzelner Anbieter oder bewusste Manipulation von Preisen.
Der Kopf hinter der Idee: Hayek als Kritiker der Planwirtschaft
Friedrich August von Hayek war ein österreichisch-britischer Ökonom, der sich intensiv mit der Rolle von Märkten und Staat beschäftigte. Er wirkte im 20. Jahrhundert, in einer Zeit, in der Planwirtschaft, starke Staatseingriffe und der Wettbewerb der Systeme zwischen Ost und West zentrale Themen waren.
Hayek kritisierte die Vorstellung, eine zentrale Behörde könne alle relevanten Informationen sammeln und daraus einen besseren Plan für die Wirtschaft machen. Aus seiner Sicht ist das nötige Wissen zu verteilt, zu lokal, zu dynamisch.
Seine Arbeiten zur Informationsfunktion von Preisen waren deshalb auch ein Beitrag zur grundsätzlichen Debatte „Marktwirtschaft oder Planwirtschaft?“. Später beeinflussten seine Ideen Diskussionen über Deregulierung und wirtschaftliche Freiheit.
Bedeutung und Grenzen heute
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Hayeks Sicht auf Preise als Informationssystem ist bis heute relevant. Sie erklärt, warum plötzliche Preisbewegungen oft echte Knappheiten oder Nachfrageschübe anzeigen – und warum Eingriffe in Preise Folgen haben, die nicht sofort sichtbar sind.
Das zeigt sich zum Beispiel bei:
- Preisbremsen, Subventionen oder Obergrenzen: Kurzfristige Entlastung, aber Gefahr, dass Knappheitssignale gedämpft werden.
- Verzerrten Zinsen über lange Zeit: Signale für Risiko und Kapitalallokation können unscharf werden.
Gleichzeitig ist klar, dass Märkte nicht perfekt sind:
- Preise bilden nicht alle sozialen und ökologischen Kosten vollständig ab.
- Marktmacht einzelner Unternehmen kann die Informationsfunktion verzerren.
- In Krisen oder Paniksituationen spiegeln Preise teilweise Emotionen und nicht nur Knappheiten wider.
Die aktuelle Herausforderung besteht darin, die Stärke des Preissystems bei der Informationsverarbeitung zu nutzen und gleichzeitig seine blinden Flecken zu erkennen.
Fazit und Merksätze
Hayeks Ansatz stellt die Informationsfunktion von Preisen in den Mittelpunkt. Märkte werden nicht idealisiert, aber als leistungsfähiger Mechanismus verstanden, um verstreutes Wissen zu bündeln. Der Staat erscheint in dieser Sicht weniger als detaillierter Planer und mehr als Rahmengeber, der funktionsfähigen Wettbewerb sichern soll.
Drei Merksätze:
- Preise sind nicht nur Zahlen, sondern verdichtete Informationen über Knappheit und Nachfrage.
- Je stärker Preise künstlich verzerrt werden, desto schwächer arbeiten ihre Informations- und Steuerungsfunktionen.
- Märkte liefern wertvolle Signale, lösen aber nicht alle Probleme – besonders dort, wo wichtige Kosten im Preis nicht sichtbar sind.
Freiräume schaffen für ein gutes Leben.









