Altersrückstellungen mildern Steigende PKV-Beiträge im Alter

Steigende Beiträge im Alter werden gerne als Argument gegen die private Krankenversicherung (PKV) vorgebracht. Tatsächlich werden für manchen Rentner die Versicherungsprämien zur Last. Trotzdem wäre es verfehlt, alleine das Alter für Beitragslasten verantwortlich zu machen. Es lohnt eine nähere Betrachtung, wie die PKV-Beiträge im Ruhestand wirklich zu beurteilen sind.

Grundsätzlich gilt in der PKV wie bei jeder privaten Versicherung das Äquivalenzprinzip. Die Prämien müssen so kalkuliert sein, dass die damit generierten Einnahmen die zu erwartenden Versicherungsausgaben abdecken. Da ältere Menschen im Schnitt häufiger und mehr Gesundheitsleistungen benötigen als jüngere, müssten die Beiträge mit steigendem Alter eigentlich automatisch nach oben angepasst werden.

Altersrückstellungen gegen altersbedingten Beitragsanstieg

Um das zu verhindern, gibt es in der PKV die Altersrückstellungen. Diese werden aus einem zehnprozentigen Beitragszuschlag dotiert, den alle PKV-Versicherten zwischen 21 und 60 Jahren zahlen müssen. Ab dem 65. Lebensjahr werden die Rückstellungen dann zur Beitragsstabilisierung eingesetzt. Im Idealfall sorgen die Altersrückstellungen dafür, dass es keinen altersbedingten Beitragsanstieg gibt. Ob das Kalkül aufgeht, hängt von verschiedenen Faktoren ab - unter anderem von der Veränderung der durchschnittlichen Lebenserwartung und der Entwicklung der Zinsen.

In den vergangenen Jahren haben die anhaltend niedrigen Zinsen die Rückstellungsbildung beeinträchtigt. Die privaten Krankenversicherer hatten und haben Mühe, mit dem durch die Altersrückstellungen gebundenen Kapital noch die Erträge zu erwirtschaften, mit denen ursprünglich kalkuliert worden ist. Das bedeutet, es wird von den Versicherten tendenziell mehr Geld benötigt, um noch eine adäquate Rückstellungsbildung durchführen zu können. Die Zinssituation hat daher zuletzt bei Beitragserhöhungen in der PKV als Verstärker gewirkt.

Warum PKV-Beiträge trotzdem steigen

Unabhängig davon gilt, dass die PKV-Beiträge im Zeitablauf tendenziell steigen. Das hat jedoch weniger mit dem Alter zu tun als mit den allgemein steigenden Gesundheitsausgaben. Dass Gesundheitsleistungen immer teurer werden, ist zum einen auf neue Medikamente, bessere Verfahren und einer höherwertigere Versorgung zurückzuführen, zum anderen aber auch der Inflation geschuldet. Um weiter eine Kostendeckung gemäß Äquivalenzprinzip zu gewährleisten, müssen die PKV-Beiträge daher zwangsläufig nach oben angepasst werden.

Was bleibt, ist der Wechsel in einen günstigeren Tarif beim bisherigen PKV-Anbieter - solche Tarife gibt es durchaus.

Vergleicht man die Beitragsentwicklung in der PKV und in der GKV (gesetzliche Krankenversicherung), zeigt sich eine ziemlich parallele Entwicklung. Die durchschnittliche jährliche Beitragssteigerung in der PKV betrug im Zeitraum 2007 bis 2017 3,0 Prozent, in der GKV sogar 3,2 Prozent. Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass in der PKV höhere Beiträge unmittelbar an höhere Ausgaben gekoppelt sind. In der GKV sind höhere Beiträge dagegen überwiegend auf die Einkommensentwicklung zurückzuführen. Die wirtschaftliche Lage und Ausgabensituation spielt nur bei den Zusatzbeiträgen eine Rolle. Ansonsten ist der Zusammenhang zwischen Beiträgen und Gesundheitsausgaben eher indirekt. Dennoch gilt: von einer Beitragsexplosion in der PKV im Vergleich zur GKV kann keine Rede sein.

Nicht der Beitrag, das Einkommen ist das Problem

Wenn PKV-Beiträge im Alter zur Last werden, ist das in erster Linie durch das geringere Einkommen bedingt, nicht durch die Beitragsentwicklung. Tatsächlich müssen Rentner mit dem Eintritt in den Ruhestand in der Regel Einbußen gegenüber ihrem letzten Berufs-Einkommen hinnehmen. Der PKV-Beitrag bleibt dagegen unverändert, weil das Einkommen bei der Beitragsbemessung irrelevant ist. Der GKV-Beitrag vollzieht die Einkommensminderung im Unterschied dazu mit. Es wirkt sich dann unter Umständen doppelt belastend aus, wenn der Partner ebenfalls privat versichert ist. In der GKV kann ggf. die kostenlose Familienversicherung genutzt werden.

Was können privat versicherte Rentner tun, um sich "Luft" zu verschaffen? Ein Wechsel in die GKV ist praktisch ausgeschlossen. Auch ein billigerer Tarif eines anderen PKV-Anbieters ist keine Option, weil beim Wechsel ein großer Teil der Altersrückstellungen verloren geht. Was bleibt, ist der Wechsel in einen günstigeren Tarif beim bisherigen PKV-Anbieter - solche Tarife gibt es durchaus. Eine "Notlösung" ist der Basistarif. Er sieht Leistungen wie in der gesetzlichen Krankenversicherung vor und darf nicht mehr kosten als der GKV-Höchstbeitrag.

 

Ein Artikel von Holger Scheve.