Hintergrundwissen Warum eine zu geringe BU-Rente schnell zur finanziellen Falle werden kann
Wer berufsunfähig wird, braucht ein verlässliches finanzielles Polster.
Pauschale Faustformeln zur Rentenhöhe reichen oft nicht aus - ganz entscheidend ist, dass du deine mögliche Berufsunfähigkeitsrente realistisch und individuell planst.Wichtig ist, ein finanzielles Polster vorzusehen.
BU-Rente: Mehr als nur eine Prozentzahl
Viele orientieren sich bei der Auswahl der BU-Rente an der verbreiteten Faustregel: 70 bis 80 Prozent des letzten Nettoeinkommens sollen ausreichen. Doch diese Formel kann trügerisch sein. Deine Lebenssituation, Fixkosten und dein Vorsorgebedarf sind individuell und lassen sich nicht pauschalisieren. Eine zu niedrig angesetzte BU-Rente kann im Ernstfall kaum mehr als eine symbolische Hilfe darstellen.
Warum der Staat nicht auffängt
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Wichtig ist, sich genau zu informieren.
Ein weitverbreiteter Irrtum:
Der Staat springt bei Berufsunfähigkeit ein.
Tatsächlich gibt es eine staatliche Berufsunfähigkeitsrente nur noch für Personen, die vor dem 2. Januar 1961 geboren wurden.
Heute greift lediglich die Erwerbsminderungsrente - und auch nur unter strengen Voraussetzungen.
Der Unterschied ist gravierend:
Berufsunfähigkeit bedeutet, dass du deinen zuletzt ausgeübten Beruf nicht mehr ausüben kannst - Erwerbsminderung bezieht sich dagegen auf die Fähigkeit, überhaupt irgendeiner Tätigkeit nachzugehen.
Berufsunfähig = weniger Ausgaben? Ein gefährlicher Trugschluss
Berufsunfähigkeit bedeutet oft mehr Freizeit - und damit auch mehr Konsum. Viele Ausgaben bleiben konstant, manche steigen sogar: Hobbys, Mobilität, Versicherungen, Wohnkosten oder familiäre Verpflichtungen. Zusätzlich entfallen deine Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung. Führst du deine Altersvorsorge nicht privat fort, drohen langfristige Versorgungslücken.
So kalkulierst du deine individuelle BU-Rentenhöhe
Anstelle pauschaler Formeln solltest du folgende Punkte berücksichtigen:
- Monatliche Fixkosten (Miete, Strom, Lebensmittel, Mobilität)
- Laufende Verträge (Kredite, Versicherungen, Sparraten)
- Fortführung privater Altersvorsorge
- Steuerlast (je nach Vertragsart steuerpflichtig)
- Krankenversicherungsbeiträge (gesetzlich oder privat)
Tipp: Eine etwas höhere Absicherung ist langfristig oft sinnvoller - selbst 200 Euro zu wenig können über Jahre hinweg einen fünfstelligen Fehlbetrag verursachen.
Steuern und Sozialabgaben nicht vergessen
BU-Rente ist keine Schätzung, sondern Planung. Realistisch kalkulieren, flexibel bleiben und langfristig denken - nur so sicherst du deinen Lebensstandard im Ernstfall wirklich ab."
Je nach Vertragsmodell kann die BU-Rente teilweise steuerpflichtig sein - vor allem bei langfristigen Zahlungen als Leibrente. Auch Krankenversicherungsbeiträge musst du unter Umständen selbst tragen. Diese Belastungen solltest du von Anfang an in deine Planung einbeziehen.
Was darf überhaupt abgesichert werden?
Die meisten Versicherer begrenzen die versicherbare BU-Rente auf:
- 60 bis 80 Prozent des Bruttoeinkommens
- Bei Studierenden oft pauschale Obergrenzen bis etwa 2.000 Euro monatlich
- Ab ca. 2.500 Euro Monatsrente verlangen viele Gesellschaften eine erweiterte Gesundheitsprüfung oder ein ärztliches Gutachten
Wichtig: Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist eine Summenversicherung. Die vereinbarte Rente wird unabhängig von deinem aktuellen Einkommen oder Beschäftigungsstatus ausgezahlt.
Gefahr: BU-Rente kann mit Sozialleistungen verrechnet werden
Ein oft übersehener Punkt: Hast du nur eine BU-Rente von 800 Euro vereinbart, während dein Anspruch auf Bürgergeld bei 900 Euro liegt, wird die BU-Rente voll angerechnet. Die Folge: kein finanzieller Vorteil, obwohl du jahrelang Beiträge gezahlt hast. Anders ist es bei Arbeitslosengeld I oder der Erwerbsminderungsrente - diese werden nicht mit deiner BU-Rente verrechnet.
Grenzwert 2.500 Euro: Was tun bei Gesundheitsprüfungspflicht?
Um die aufwendige Gesundheitsprüfung oberhalb von 2.500 Euro BU-Rente zu umgehen, kannst du die Absicherung auf mehrere Verträge bei unterschiedlichen Anbietern aufteilen - zum Beispiel 2.000 Euro bei Gesellschaft A und 1.000 Euro bei Gesellschaft B. Vorteil: Mehr Flexibilität, oft einfachere Prüfung und zusätzliche Nachversicherungsmöglichkeiten.
BU-Rente flexibel halten: Nachversicherung und Dynamik nutzen
Zwei wichtige Optionen sichern deine Absicherung auch für die Zukunft:
- Nachversicherungsgarantie: Erhöhung der Rente ohne neue Gesundheitsprüfung bei bestimmten Ereignissen (z.B. Heirat, Gehaltserhöhung, Geburt eines Kindes)
- Dynamik: Automatische jährliche Rentenerhöhung um 3 bis 5% - als Schutz vor Inflation
Tipp: Mit zwei BU-Verträgen profitierst du oft doppelt - auch bei Dynamik und Nachversicherung. Fazit: Deine BU-Rente muss zu deinem Leben passen - nicht zur Statistik
Wer sich auf pauschale Berechnungen verlässt, riskiert, im Ernstfall unterversichert zu sein. Die Höhe deiner Berufsunfähigkeitsrente sollte immer an deinem tatsächlichen Bedarf orientiert sein - nur so schützt sie dich wirklich vor finanziellen Engpässen. Dieser Aspekt sollte in einer Beratung zur Berufsunfähigkeitsversicherung ausführlich behandelt werden.
Merksatz: BU-Rente ist keine Schätzung, sondern Planung. Realistisch kalkulieren, flexibel bleiben und langfristig denken - nur so sicherst du deinen Lebensstandard im Ernstfall wirklich ab.