Für viele Oldtimerbesitzer ist das klassische Automobil weit mehr als ein bloßes Fortbewegungsmittel

Zwischen Leidenschaft und Kapitalanlage Wertentwicklung bei Oldtimern

Für viele Oldtimerbesitzer ist das klassische Automobil weit mehr als ein bloßes Fortbewegungsmittel. Es ist Ausdruck von Individualität, technischem Interesse, historischem Bewusstsein – und nicht selten auch von ästhetischer Begeisterung. Doch jenseits der emotionalen Bindung stellt sich zunehmend eine andere Frage: Lohnt sich die Liebe zu Oldtimern auch finanziell?

In Zeiten, in denen Aktienmärkte volatil und Immobilien in vielen Regionen überteuert erscheinen, richten sich die Blicke vieler Investoren auf sogenannte Sachwerte mit besonderem Charakter. Dazu zählen auch klassische Automobile, die in den vergangenen Jahren zu einer anerkannten Nische im Bereich alternativer Investments avanciert sind. Doch die Renditeerwartung ist keineswegs garantiert – das zeigen auch aktuelle Zahlen des einschlägigen Marktbarometers.


Oldtimer als Wertanlage: Eine besondere Assetklasse

Oldtimer gelten unter Kennern schon lange als „fahrende Wertpapiere“.

Wer den richtigen Klassiker zur richtigen Zeit erwirbt, kann mit erheblichem Wertzuwachs rechnen – teilweise weit über dem Inflationsausgleich.

Dies liegt unter anderem daran, dass:

  • viele Oldtimer nicht mehr produziert werden und somit ein begrenztes Angebot existiert,
  • gut erhaltene Fahrzeuge mit dokumentierter Historie als einzigartig und sammelwürdig gelten,
  • die Nachfrage – insbesondere aus Schwellenländern – in den vergangenen Jahren gestiegen ist,
  • klassische Autos einen emotionalen Mehrwert bieten, der den reinen Materialwert übersteigt.

Doch so verlockend die Vorstellung ist, mit einem Auto aus den 1960er- oder 70er-Jahren nicht nur Fahrspaß, sondern auch Vermögenswachstum zu genießen – ein Selbstläufer ist das keineswegs.


Entwicklung im Jahr 2023: Ernüchterung auf hohem Niveau

Der aktuelle Oldtimer-Index des Verbands der Automobilindustrie (VDA), der regelmäßig die Preisentwicklung relevanter Klassiker beobachtet, zeigt für das Jahr 2023 nur ein geringes Plus. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die erfassten Werte lediglich um wenige Prozentpunkte – weit entfernt von den zweistelligen Zuwachsraten früherer Jahre.

Das Ergebnis verweist auf eine Normalisierung der Marktverhältnisse. Nach mehreren Jahren mit teils stark steigenden Preisen – insbesondere im hochpreisigen Segment seltener Sportwagen oder Vorkriegsmodelle – hat sich der Markt mittlerweile konsolidiert. Experten sprechen von einer gesunden Beruhigung, die überzogene Erwartungen zurechtrückt.

Dabei spielt auch die makroökonomische Lage eine Rolle: steigende Zinsen, wirtschaftliche Unsicherheit und zunehmende Regulierung (etwa durch Umweltzonen) bremsen den Zulauf in den Markt. Der Erwerb eines Oldtimers ist kostenintensiv – nicht nur beim Kauf, sondern auch bei Wartung, Versicherung, Einlagerung und Restaurierung. All das relativiert die vermeintlich einfache Rendite.


Worauf es bei der Auswahl ankommt: Nicht jeder Klassiker ist ein Investment

Entscheidend für die wirtschaftliche Seite eines Oldtimers ist die Auswahl des Fahrzeugs. Nicht jeder 30 Jahre alte Wagen ist automatisch ein wertvoller Klassiker. Vielmehr zählen:

  • Seltenheit und Originalität: Nur wenige produzierte Einheiten oder vollständig originale Fahrzeuge sind besonders begehrt.
  • Zustand und Historie: Lückenlose Dokumentation, Matching Numbers und guter Pflegezustand erhöhen die Attraktivität.
  • Markenimage und Design: Namen wie Porsche, Mercedes-Benz, Ferrari oder Jaguar erzielen oft höhere Preise – vor allem bei sportlichen Coupés oder Cabrios.
  • Zulassungsfähigkeit: Fahrzeuge, die problemlos in Umweltzonen bewegt werden können, haben Vorteile.
  • Emotionaler Bezug: Modelle mit besonderer Geschichte oder zeitgeschichtlicher Bedeutung sind bei Sammlern besonders geschätzt.

Wer hingegen auf Massenware oder Fahrzeuge in schlechtem Zustand setzt, wird mitunter mehr investieren müssen, als der spätere Marktwert hergibt.


Risiken und Nebenkosten: Die Schattenseite der Romantik

Die Liebe zu klassischen Automobilen kann sich finanziell lohnen – muss es aber nicht. Wer in Oldtimer investiert, sollte dies nicht allein aus Renditeerwartung tun, sondern mit echter Begeisterung für Technik, Design und Geschichte."

Die Investition in Oldtimer ist nicht nur von Markttrends abhängig – sie birgt auch eine Reihe von Risiken und laufenden Verpflichtungen. Dazu zählen:

  • Instandhaltungs- und Restaurierungskosten, die bei seltenen Teilen schnell in die Tausende gehen können.
  • Lagerung und Pflege: Oldtimer brauchen trockene, sichere und stabile Umgebungen – einfache Garagen genügen meist nicht.
  • Wertschwankungen: Der Markt ist weniger liquide als bei Aktien oder Immobilien. Verkäufe können Zeit und Fachwissen erfordern.
  • Regulatorische Eingriffe, etwa durch Fahrverbote oder Umweltauflagen, die bestimmte Fahrzeuge künftig benachteiligen könnten.

Zudem bleibt die Frage: Wird der Markt durch eine alternde Sammler-Community künftig schrumpfen? Manche Experten warnen bereits, dass bestimmte Modelle in ihrer Popularität sinken könnten, wenn sich der Geschmack jüngerer Generationen verändert.


Fazit: Mit Herz und Verstand – Oldtimer zwischen Investment und Leidenschaft

Die Liebe zu klassischen Automobilen kann sich finanziell lohnen – muss es aber nicht. Wer in Oldtimer investiert, sollte dies nicht allein aus Renditeerwartung tun, sondern mit echter Begeisterung für Technik, Design und Geschichte.

In Zeiten rückläufiger Kursgewinne und wachsender Sorgfaltspflichten ist es umso wichtiger, genau hinzusehen, gut zu recherchieren und sich gegebenenfalls professionell beraten zu lassen.

Denn im Gegensatz zu Aktien oder Anleihen kann ein Oldtimer nicht nur im Depot liegen, sondern gefahren, gepflegt und erlebt werden – ein emotionaler Mehrwert, den klassische Kapitalanlagen kaum bieten. Insofern gilt: Wer Herz und Verstand verbindet, kann mit Oldtimern durchaus erfolgreich sein – aber nie ohne Geduld und Passion.

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