Hintergründe Wie nutzen Branchen weltweit die Blockchain-Technologie?

In den letzten Jahren gab es viele Technologien, die Aufmerksamkeit erhalten haben. Neben KI hat die Blockchain in letzter Zeit viel Aufmerksamkeit erregt – und tut es immer noch. Viele andere Technologien, die ursprünglich aus der Kryptowelt stammen, wie zum Beispiel NFT, sind mittlerweile wieder fast komplett von der Bildfläche verschwunden. An der Blockchain und darauf basierenden Lösungen für verschiedene Wirtschaftszweige wird jedoch weiterhin geforscht und gearbeitet.

Insbesondere gilt das für die Finanzbranche (1). Aber auch das Gesundheitswesen und sogar die Landwirtschaft versprechen durch die Technologie sich mehr Sicherheit, Transparenz und Effizienz. Dass diese Technologie weiterhin im Trend ist, lässt sich auch an den Investments in Unternehmen, die an oder mit der Blockchain arbeiten, erkennen. Noch vor wenigen Jahren war die Blockchain nur unter Tech-Enthusiasten und Krypto-Investoren ein Thema.

Heutzutage investieren milliardenschwere Finanzdienstleister astronomische Summen in die Entwicklung von Lösungen. Auch der Start-Up-Markt wurde durch die Technologie weiter belebt. Immer wieder hört man von neuen Unternehmen, welche innovative Blockchain-Lösungen versprechen.

Wir widmen uns in diesem Beitrag der Frage, wie genau diese Technologie in unterschiedlichen Branchen für Innovation sorgt. Dafür schauen wir uns Beispiele aus verschiedenen Branchen an und ergründen, wie diese einfache Kette an verschiedenen Stellen für kleine und große Innovationen sorgt.

Die Finanzbranche als Vorreiter der Blockchain-Revolution

Es wird niemanden überraschen, dass die Finanzindustrie zu den ersten Branchen gehörte, die das Potenzial der Blockchain erkannten (2). In Teilen kann das auch als Selbst-Erhaltungsmaßnahme interpretiert werden, da die Blockchain entwickelt wurde, um Banken obsolet zu machen.

Grenzüberschreitende Zahlungen und Überweisungen

Traditionelle internationale Überweisungen kommen oft erst nach mehreren Tagen und sind mit zum Teil mit hohen Gebühren verbunden, da sie über ein komplexes Netzwerk von Korrespondenzbanken abgewickelt werden. Blockchain-basierte Lösungen können hingegen Transaktionen innerhalb von Minuten abwickeln und sind zudem oft günstiger. Unternehmen wie Ripple kooperieren bereits mit Banken, um grenzüberschreitende Transaktionen zu revolutionieren.

Trade Finance und Dokumentenmanagement

Besonders im Bereich Trade Finance zeigt die Blockchain ihre Stärken. Dabei werden traditionell unzählige Dokumente wie Akkreditive, Frachtbriefe und Zertifikate zwischen verschiedenen Parteien ausgetauscht. JPMorgan Chase hat mit ihrer JPM Coin eindrücklich gezeigt, dass sich diese Prozesse durch Blockchains beschleunigen und vereinfachen lassen. Unternehmen können so unter anderem ihre Liquidität verbessern und Betrugsrisiken minimieren.

Rückverfolgbarkeit in der Lebensmittelbranche

Walmart zeigte, wie durch Blockchains die Lebensmittelsicherheit revolutioniert werden kann. Das Unternehmen kann mittlerweile die Herkunft von Produkten wie Mangos oder Schweinefleisch in Sekunden zurückverfolgen - ein Prozess, der früher Wochen dauerte. Im Falle von Lebensmittelskandalen oder Rückrufaktionen können so betroffene Produkte blitzschnell identifiziert und aus dem Verkehr gezogen werden.

Luxusgüter und Authentizitätsprüfung

Auch die Branche der Luxusgüter setzt zunehmend auf Blockchain-Technologie, um Fälschungen zu bekämpfen. Unternehmen wie LVMH, zu dem unter anderem Louis Vuitton und Dior gehören, haben Blockchain-Systeme entwickelt, mit denen Kunden die Echtheit ihrer Produkte verifizieren können. Jedes Produkt erhält dabei eine eindeutige digitale Identität, die wichtige Informationen vom Herstellungsprozess bis zum Verkauf enthält.

Gesundheitswesen: Sichere Patientendaten und Medikamentenverwaltung 

Daten sind das Öl der digitalen Welt. Diesen Satz haben die meisten schon einmal gehört. Das liegt vor allem daran, weil in ihm viel Wahrheit liegt. Dies ist auch der Grund, weshalb Kriminelle oft so weit gehen, um Daten zu stehlen, gerade bei sensiblen Informationen wie Gesundheitsdaten erhöht sich dieser Wert dabei um ein Vielfaches. Die Blockchain bietet die Möglichkeit, wichtige Daten einfach zu sichern. 

Elektronische Patientenakten

Blockchain-basierte Gesundheitssysteme ermöglichen es Patienten, die vollständige Kontrolle über ihre medizinischen Daten zu behalten und gleichzeitig verschiedenen Ärzten und Kliniken gezielten Zugriff zu gewähren. Estland (3) hat bereits ein landesweites System implementiert, das auf Blockchain basiert und mehr als 95 Prozent aller medizinischen Daten im Land digital und sicher verwaltet.

Kampf gegen gefälschte Medikamente

Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass bis zu 10 Prozent aller Medikamente weltweit gefälscht sind. Blockchain-Lösungen können die gesamte Lieferkette von Medikamenten transparent dokumentieren und so Fälschungen effektiv verhindern. Unternehmen wie Pfizer und Roche arbeiten bereits an entsprechenden Systemen.

Immobilien: Digitalisierung von Eigentumsrechten

Die Immobilienbranche, traditionell eine der langsamsten bei der Digitalisierung, erlebt durch Blockchain einen wahren Modernisierungsschub. Länder wie Georgien und Dubai haben damit begonnen, ihre Eigentumsregister auf die Blockchain umzustellen. Das sorgt dafür, dass Immobilientransaktionen schneller, sicherer und transparenter abgewickelt werden können. Betrug wird nahezu unmöglich, da alle Eigentumsübertragungen unveränderlich in der Blockchain gespeichert werden.

Die Blockchain ermöglicht es auch, Immobilien in kleinere Anteile zu zerlegen und diese als digitale Tokens zu handeln. Dadurch können sich auch kleinere Investoren an teuren Immobilienprojekten beteiligen, was den Markt demokratisiert und neue Finanzierungsmodelle ermöglicht.

Bildungswesen: Fälschungssichere Zertifikate

Auch im Bildungsbereich findet die Blockchain zunehmend Anwendung, vor allem bei der Ausstellung und Verifizierung von Bildungsnachweisen.

Digitale Diplome und Zertifikate

Universitäten wie das MIT vergeben Diplome auf Blockchain-Basis. Dies macht es unmöglich, Abschlüsse zu fälschen, und ermöglicht es Arbeitgebern, Qualifikationen schnell und sicher zu verifizieren. Besonders in einer globalisierten Arbeitswelt ist dies von enormem Vorteil.

Die Universität Melbourne hat beispielsweise ein System entwickelt, das nicht nur Abschlüsse, sondern auch einzelne Kurse und erworbene Fähigkeiten dokumentiert. Studenten können so ein detailliertes Portfolio ihrer Lernleistungen aufbauen, welches sie lebenslang begleitet und kontinuierlich erweitert werden kann.

Lebenslanges Lernen und Mikro-Credentials

Besonders spannend wird Blockchain beim Thema lebenslanges Lernen sein. Plattformen wie Coursera und edX arbeiten daran, kleinere Lerneinheiten und Zertifikate fälschungssicher zu dokumentieren. In einer Arbeitswelt, in der sich Anforderungen ständig ändern, können Arbeitnehmer so nachweisen, dass sie kontinuierlich neue Fähigkeiten erwerben.

Medien und Urheberrecht: Schutz des geistigen Eigentums

Die Medien- und Kreativindustrie kämpft seit Jahren mit Urheberrechtsverletzungen und unfairer Vergütung. Die Blockchain bietet auch in diesem Bereich innovative Lösungen.

Musik und Streaming

Plattformen wie Audius ermöglichen es Musikern, ihre Werke direkt auf einer Blockchain zu veröffentlichen und dabei die vollständige Kontrolle über ihre Vergütung zu behalten. Jeder Stream wird transparent dokumentiert. Die Künstler erhalten dann sofort ihre Tantiemen - ohne den Umweg über Plattenlabels oder Verwertungsgesellschaften. Auch etablierte Streaming-Dienste experimentieren mit der Blockchain. Spotify hat bereits Patente für Blockchain-basierte Vergütungssysteme angemeldet, die eine fairere Verteilung der Streaming-Erlöse an alle Beteiligten ermöglichen sollen.

Journalismus und Fake News

Im Kampf gegen Fake News setzen bereits erste Medienunternehmen auf die Blockchain. Die Nachrichtenagentur Reuters testet ein System, bei dem jeder Artikel mit einem unveränderlichen Zeitstempel und Herkunftsnachweis versehen wird. Leser können so sofort überprüfen, ob eine Nachricht authentisch ist und wann sie ursprünglich veröffentlicht wurde.

Gaming und virtuelle Welten: NFTs und digitale Assets

Die Gaming-Industrie hat die Blockchain-Technologie besonders früh und intensiv adaptiert, vor allem durch Non-Fungible Tokens (NFTs) und digitale Sammelobjekte.

Play-to-Earn-Modelle

Spiele wie Axie Infinity haben gezeigt, dass Blockchain-Gaming mehr als nur ein Zeitvertreib ist. Spieler können durch ihre Aktivitäten in dem Spiel echte Einnahmen erzielen, indem sie digitale Assets erwerben, verbessern und dann wieder verkaufen. In Ländern wie den Philippinen wurde das beispielsweise für einige Zeit zu einer wichtigen Einkommensquelle für Tausende von Menschen.

Virtuelle Immobilien

Plattformen wie Decentraland und The Sandbox ermöglichen den Kauf und Verkauf virtueller Grundstücke. Einige Parzellen wurden für Millionen von Dollar verkauft. Große Marken wie Gucci und Nike haben bereits virtuelle Stores in diesen Welten eröffnet. Gerade für Ideen wie das Metaverse bereiten sich diese Investoren vor, um beim Launch in einer guten finanziellen Lage zu sein.

Herausforderungen und Blick in die Zukunft

In den kommenden Jahren wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit weitere innovative Einsatzgebiete geben, während sich die bestehenden Anwendungen weiter professionalisieren und skalieren werden. Die Blockchain-Revolution hat erst begonnen. Unternehmen, die jetzt die Weichen richtigstellen, werden die Gewinner von morgen sein."

Trotz aller Vorteile kämpft Blockchain-Technologie noch mit erheblichen Herausforderungen. Der hohe Energieverbrauch vieler Blockchain-Systeme, Skalierungsprobleme und regulatorische Unsicherheiten bremsen die Adaption. Besonders der Energieverbrauch von Bitcoin (4) und anderen Proof-of-Work-Systemen steht in der Kritik.

Technische Entwicklungen und Lösungsansätze

Neue Konsensalgorithmen wie Proof-of-Stake reduzieren den Energieverbrauch erheblich. Layer-2-Lösungen versprechen, die Skalierbarkeit zu verbessern. Die Umstellung der Ethereum-Blockchain auf Proof-of-Stake hat den Energieverbrauch des Netzwerks um mehr als 99 Prozent reduziert. Das beweist, dass umweltfreundliche Blockchain-Systeme möglich sind.

Gleichzeitig arbeiten Entwickler an benutzerfreundlichen Interfaces, welche die Technologie auch für Laien zugänglich machen sollen. Die Komplexität der aktuellen Systeme bleibt jedoch eine der größten Hürden für die Massentauglichkeit. Unternehmen wie MetaMask und Coinbase arbeiten intensiv daran, die Nutzung von Blockchain-Anwendungen so einfach zu gestalten wie das Versenden einer E-Mail.

Regulatorische Klarheit und Standards

Immer mehr Länder schaffen klare rechtliche Rahmen für Blockchain-Anwendungen. Dies sollte die Adaption in Branchen wie dem Finanz- und Gesundheitswesen weiter beschleunigen. Die Europäische Union arbeitet an Regelwerken für digitale Assets und Blockchain-Anwendungen, die im Jahr 2025 in Kraft treten sollen (5).

Besonders wichtig ist dabei die Entwicklung internationaler Standards. Die ISO (International Organization for Standardization) hat mehrere Arbeitsgruppen eingerichtet, die sich mit Blockchain-Standards beschäftigen. Diese werden darüber entscheiden, ob verschiedene Blockchain-Systeme effizient miteinander kommunizieren können.

Interoperabilität zwischen verschiedenen Blockchains

Eine der größten technischen Herausforderungen ist die Interoperabilität zwischen Blockchain-Netzwerken. Projekte wie Polka Dot und Cosmos arbeiten an Lösungen, die es ermöglichen, Daten und Werte zwischen verschiedenen Blockchains zu übertragen. Dies ist essenziell für die weitere Entwicklung, da es unrealistisch ist, dass sich ein einziges Blockchain-System durchsetzen wird.

Quantencomputing als mögliche Bedrohung

Ein oft übersehenes Risiko beim Thema Blockchain-Technologie? Die Entwicklung von Quantencomputern, welche die kryptografischen Grundlagen von Blockchains gefährden könnten. Forscher arbeiten jedoch bereits an quantenresistenten Verschlüsselungsverfahren, um in Zukunft die Sicherheit von Blockchain-Systemen zu gewährleisten.

Fazit: Eine Technologie mit revolutionärem Potenzial

Die Blockchain-Technologie hat sich von einer Nischentechnologie zu einer transformativen Kraft entwickelt, die zahlreiche Branchen beeinflusst. Von der Finanzbranche über Supply-Chain-Management bis hin zum Gesundheitswesen - überall entstehen innovative Lösungen, die traditionelle Prozesse effizienter, sicherer und transparenter gestalten. Die bereits implementierten Anwendungen weisen eindrücklich auf das enorme Potenzial hin.

In den kommenden Jahren wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit weitere innovative Einsatzgebiete geben, während sich die bestehenden Anwendungen weiter professionalisieren und skalieren werden. Die Blockchain-Revolution hat erst begonnen. Unternehmen, die jetzt die Weichen richtigstellen, werden die Gewinner von morgen sein.