Das von Wikipedia dargestellte Wissensformat wird als antiquiert beschrieben

Serie Internet: Zenit überschritten? Wikipedia: weniger Zugriffe

Wikipedia ist mittlerweile 15 Jahre alt und soll laut Medienberichten seine besten Zeiten hinter sich haben. Begründet wird dies mit immer weniger Autoren, schrumpfenden Zugriffszahlen und einem starken hauseigenen Mitbewerber: Wikidata.

Der Name Wikipedia steht für 15 Jahre Kulturgeschichte ebenso wie für bewiesene Schwarmintelligenz, internationalen Idealismus sowie den Siegeszug der Urheberlizenzen von Creative Commons. Die in 300 Sprachen verfügbare Online-Enzyklopädie zählt seit Jahren zu den meist angeklickten Webseiten der Welt. Im deutschsprachigen Sektor sollen die verfügbaren Artikel bis zum Jahresende die 2-Millionenmarke überschreiten. Zudem generieren aktuelle Spendenaufrufe mit 8.6 Millionen Euro Zufluss mittlerweile zehnmal höhere Beträge als noch vor sieben Jahren. Dennoch sehen Journalisten Anzeichen für sinkende Popularität.

Niedrigere Nutzerzahlen

Bevor wir uns diesem Kernproblem nähern, sei erwähnt, dass Wikipedia das Jubiläum sehr verhalten feierte. Als Grund gab die Presse unter anderem an, dass der deutsche Artikel zum Stichwort den Exzellenzkriterien der Community nicht entspricht, da ein grüner Empfehlungsstern fehlt. Das erscheint jedoch im Vergleich nebensächlich. Denn ein wesentlich größeres Problem ist aus Sicht der Medien der seit einem Jahr festzustellende Besucherrückgang in allen verfügbaren Sprachen um etwa acht Prozent.

Zu den sinkenden Besucherzahlen kommt in Deutschland noch die zunehmende Anzahl an ehrenamtlichen Autoren. Etwa 1.000 Autoren bildeten seit 2007 einen stabilen Kern und der wird seit zwei Jahren kontinuierlich kleiner. 2015 blieben noch 850 Autoren und auch die Gelegenheitsschreiber ziehen sich immer mehr von Wikipedia zurück. Zunehmend viele Insider unterstellen der Community ein baldiges Scheitern und halten die Neuakquise von Autoren für wenig sinnvoll.

Wikimedia als expansionswütiger Verein

Das von Wikipedia dargestellte Wissensformat wird als antiquiert beschrieben, das gilt für die Textlängen ebenso wie für die umständliche Art der Informationsbeschaffung. Völlig anders präsentiert sich Wikimedia Deutschland, hier steigen die Mitarbeiterzahlen gleichermaßen wie die verfügbaren Geldsummen. Das Umverteilungssystem wirkt äußerst komplex, etwa 60 Prozent der Spenden und Gebühren gehen an die US-amerikanische Wikimedia Foundation, welche als eigentliche Wikipedia Seitenbetreiberin fungiert.

Das Prinzip ist identisch und stellt den Autoren keinerlei Vergütung in Aussicht. Gleichzeitig betätigt sich Wikimedia als politischer Akteur und greift über mehrere Bereiche in die öffentliche Meinungsbildung ein. Dem amerikanischen Förderverein missfällt jedoch die deutsche Strategie, hohe Kosten für Personal und Verwaltung stehen kaum erkennbare inhaltliche Fokussierung und wenig messbare Erfolge gegenüber. Daher soll Wikimedia Deutschland das Geld zugunsten von Wikidata gekürzt werden.

Wikimedia betätigt sich als politischer Akteur und greift in die öffentliche Meinungsbildung ein."

Wikidata unterstützt Wikipedia

Dahinter steht ein deutsches Datenbankprojekt, welches von Ehrenamtlichen getragen, wichtige Wikipedia-Zahlen sowie Fakten zentral speichert und mit allen Sprachversionen verknüpft. Damit wird die Datenpflege erleichtert und Wikipedia-Inhalte werden für Maschinen lesbar. Experten glauben, dass das Wikidata-Potenzial unsere Wahrnehmung in Bezug auf freies Wissen im Netz verändern wird.

Wikidata stellt wesentliche Daten und Fakten von Wikipedia-Inhalten konzentriert auf den Punkt gebracht zur Verfügung und macht das Lesen von langen Beiträgen zunehmend überflüssig. Dies könnten die wahren Gründe für sinkende Autorenbegeisterung und zurückgehende Nutzerzahlen sein. Der anhaltende Trend wird aus Sicht der Experten die Wikipedia-Bewegung verändern.

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