Viele Fondsmanager sind optimistisch Aktien haben Kurspotential
Nach bemerkenswerten Höhenflügen im Mai und Juni hat der DAX zuletzt eine Verschnaufpause eingelegt. Grund war die Angst vor steigenden Zinsen nach optimistischen Einschätzungen von Mario Draghi zur Wirtschaftsentwicklung im Euro-Raum und zur Möglichkeit einer demnächst strafferen Geldpolitik.
Es könnte sich wieder um eine der vielen typischen Marktübertreibungen handeln. Denn einstweilen steht ein EZB-Kurswechsel nicht ernsthaft zur Debatte. Das Anleiheaufkaufprogramm der Euro-Notenbank läuft noch mindestens bis zum Jahresende. Und selbst wenn die EZB im Herbst Leitzins-Änderungen vornehmen sollte, dürfte es sich vorerst um homöopathische Schritte handeln.
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Europa - die Rückkehr der Zuversicht
Tatsächlich deutet trotz der jüngsten Kursrekorde manches darauf hin, dass die Kurspotenziale bei deutschen und europäischen Aktien noch nicht ausgeschöpft sind. Dieser Auffassung ist zumindest Olgerd Eichler, bekannter Fondsmanager bei Mainfirst, zuvor bei Union Investment. Er sieht den europäischen Aktienmarkt als interessantes Feld für Investoren aus Asien und Amerika, nachdem die Entwicklung hier lange hinter den USA und anderen "Boom-"Märkten hergehinkt war.
Tatsächlich hat sich die politische und ökonomische "Großwetterlage" in Europa im Vergleich zum Jahresbeginn deutlich aufgehellt. Vor allem der Wahlsieg Macrons in Frankreich und das Scheitern von Rechtspopulisten in mehreren Ländern haben die Unsicherheit über die Zukunft der EU ein Stück weit schwinden lassen. Bei den Brexit-Verhandlungen ist die EU-Position nach dem Wahldebakel von Theresa May stärker geworden. Die italienische Bankenkrise konnte bislang im Zaum gehalten werden. Stattdessen überraschten manche Euro-Staaten mit positiven Wirtschaftsdaten. Das Ende der Flaute scheint gekommen und das Wachstum sich zu verstetigen. Die Unternehmensgewinne entwickeln sich positiv.
Die größte Gefahr für europäische Aktien droht wohl derzeit von steigenden Zinsen."
US-Aktien - Potenziale weit ausgeschöpft
Das alles sind gute Nachrichten für europäische Aktien. Eichler sieht über drei bis vier Jahre mögliche Kursgewinne von 30 bis 50 Prozent, was reichlich optimistisch erscheint. Richtig ist sicher die Einschätzung, dass amerikanische Aktien einen Großteil ihrer Kurspotenziale bereits ausgereizt haben. Der Konjunkturmotor ist hier zuletzt - wohl auch aufgrund Donald Trumps erratischer Wirtschaftspolitik - etwas ins Stottern geraten und die Zweifel am Kurs des US-Präsidenten sind gewachsen. Von daher ist es logisch, wenn sich das Anlegerinteresse wieder stärker Europa zuwendet.
Die größte Gefahr für europäische Aktien droht wohl derzeit von steigenden Zinsen. Aber auch in dieser Hinsicht ist Eichler Optimist. Er glaubt nicht an einen dramatischen Zinsanstieg. Die hohe Verschuldung vieler Euro-Staaten werde dafür sorgen, dass Zinsanstiege "politisch" begrenzt bleiben. Dies mag zumindest unter Mario Draghis Ägide nicht unrealistisch sein. Von daher kann es sinnvoll sein, europäische Werte höher im Depot zu gewichten. Unabhängige Finanzberatung empfiehlt Ihnen dazu passende Fonds und Strategien.