Die Algorithmen übernehmen die Macht

Tyrannei der Kontrolle Anarchie der Algorithmen

Die Algorithmen übernehmen die Macht - so möchte es scheinen: selbstfahrende Autos, Kühlschränke, die ihre Bestände eigenständig auffüllen, und Anlageentscheidungen, die in Sekundenbruchteilen getroffen werden. Eindeutig sind die Entwicklungsrichtungen jedoch noch nicht.

Die Digitalisierung eröffnet ein ungeahntes und sicher auch teilweise noch unbekanntes Potenzial: Medizinische Versorgung wird künftig ebenso auf der Grundlage von Echtzeit-Daten erfolgen wie Ernährung oder die Steuerung sportlicher Aktivitäten. Grundlage bilden in jedem Fall Big Data, die entsprechend der Erfordernisse anhand der konkreten Gegebenheiten und mithilfe komplexer Algorithmen ausgewertet werden. Und doch bleibt es eine Frage der Schlussfolgerungen, die die Richtung der künftigen Entwicklung vorgibt.

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Computer können auswerten - was ist mit Prognosen?

Bei all der Komplexität, die die leistungsstarken Rechner heute bewältigen: Sie sind nur in der Lage, die Erfahrungswerte aus der Vergangenheit zu durchforsten, um Muster zu erkennen und anhand der größten Wahrscheinlichkeit Empfehlungen abzugeben. So ist es nicht verwunderlich, dass Computer Vorschläge zu bewährten Dingen unterbreiten - ohne die Gründe dafür verstehen zu können. Wie sollen sie auch Emotionen nachvollziehen? Selbst künstliche Intelligenz dürfte hier auf ihre Grenzen stoßen. Fraglich bleibt nur, inwieweit sich der Mensch davon beeindrucken und beeinflussen lässt.

Eine zu starke Orientierung an Robotern und Computern wird Menschen jedoch irgendwann ersetzlich machen. Wie die digitale Revolution ausgeht, hängt nicht zuletzt daran, was die Menschheit daraus macht: Eröffnet sich auf der einen Seite ein enormes Zeitpotenzial, weil ein Großteil der Arbeit automatisiert abläuft, besteht auf der anderen Seite das Risiko, sich in immer mehr unwichtigen Dingen zu verzetteln.

Alle Applikationen oder Portale, die Arbeit abnehmen oder unterhalten, benötigen Menschen, die sie programmieren und füttern."

Werte werden also eine ausschlaggebende Rolle spielen: Verliert die Menschheit sie aus den Augen, steigert sich in einen Konsumrausch und sieht hier die Quelle für Anerkennung, droht ein Strudel sich selbst zu verstärken.

Maschinen sind ohne Menschen nichts - Balance notwendig

Die beiden Extreme lauten also, sich entweder einer Anarchie der Algorithmen oder einer Tyrannei der Kontrolle auszusetzen: Letzten Endes benötigen ja alle Applikationen oder Portale, die Arbeit abnehmen oder unterhalten, den Menschen, der sie programmiert und füttert. An irgendeinem Zeitpunkt könnte dies jedoch wegen einer Sättigung und sich ausbreitenden Lethargie des Überflusses sinnlos erscheinen.

Sich aber der absoluten Kontrolle der Ess- und Genussgewohnheiten oder in puncto sportlicher Aktivitäten auszusetzen, klingt ebenso wenig verlockend. Um wie viel verlockender ist und bleibt doch ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht, der tiefe Blick in die Augen eines lieben Menschen oder der Duft einer frischen Blume? Auch für Fremdsteuerung und Bewegungslosigkeit wird es also Grenzen geben, wenn der Mensch seinen Eigensinn behält.

 

Autor: Jürgen E. Nentwig, juergen.nentwig@gfmsnentwig.de

 

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