Wissenswertes zu aktuellen Finanzthemen

Finanzlexikon Anlageklassen im historischen Vergleich

Langfristperspektive statt Momentaufnahme

Anlegerinnen und Anleger, die Vermögen aufbauen oder erhalten wollen, stehen vor einer grundlegenden Entscheidung: In welche Anlageklasse soll investiert werden – und in welchem Verhältnis? Eine fundierte Antwort auf diese Frage kann nicht allein aus aktuellen Marktentwicklungen abgeleitet werden. Erst der historische Rückblick zeigt, wie sich Anlageklassen in unterschiedlichen Marktphasen verhalten haben – in Wachstumsphasen, Krisenzeiten, Inflationsperioden oder Niedrigzinsphasen. Der historische Vergleich macht dabei deutlich, dass jede Anlageklasse ihre spezifische Rolle im Portfolio erfüllt – mit klar erkennbaren Stärken und Schwächen.

Aktien: Volatil, aber renditestark

Aktien gelten als die renditestärkste Anlageklasse im historischen Vergleich – vorausgesetzt, der Zeithorizont ist langfristig.

Über Zeiträume von 15, 20 oder gar 30 Jahren zeigen breite Aktienindizes eine beeindruckende Wertentwicklung.

Schwankungen sind dabei Teil des Spiels: Kurseinbrüche wie während der Dotcom-Krise, der Finanzkrise 2008 oder der Corona-Pandemie waren tief, aber nicht dauerhaft.

Wer breit streut und Geduld mitbringt, wurde in der Vergangenheit meist mit realem Vermögenszuwachs belohnt.

Der Preis dieser Renditechance ist jedoch die hohe kurzfristige Volatilität.

Anleihen: Sicherheit mit abnehmender Attraktivität

Anleihen – insbesondere Staatsanleihen hoher Bonität – waren lange Zeit das Rückgrat konservativer Portfolios. Über Jahrzehnte boten sie planbare Zinsen bei vergleichsweise niedriger Volatilität. Besonders in Inflationsphasen der 1970er-Jahre oder während der Eurokrise war ihre Stabilität gefragt. In der Phase ultraniedriger Zinsen nach 2008 jedoch verloren sie an Ertragspotenzial. Der zwischenzeitliche Renditeverfall führte dazu, dass selbst Staatsanleihen zeitweise keine reale (inflationsbereinigte) Rendite mehr boten. Dennoch bleiben sie aus Risikomanagementsicht ein wichtiges Gegengewicht zu Aktien.

Immobilien: Substanz mit Illiquiditätsprämie

Immobilien galten lange als sichere Bank – sowohl in der direkten Form (Eigentumswohnungen, Gewerbeimmobilien) als auch in Form von offenen Immobilienfonds. Ihr Vorteil: Sie bieten laufende Erträge (z. B. Mieten), Inflationsschutz durch realen Sachwertbezug und moderate Schwankungen – zumindest in der Bewertung. Ihr Nachteil liegt in der Illiquidität und in der Abhängigkeit von politischen Rahmenbedingungen (z. B. Mietregulierung, Besteuerung). In Krisen zeigen sich Immobilienwerte weniger volatil, aber auch weniger transparent als Aktien. In Boomphasen (z. B. nach 2010) verzeichnen sie dafür überdurchschnittliche Wertzuwächse.

Rohstoffe: Schutzmechanismus, keine Wachstumsmaschine

Die historische Betrachtung zeigt: Keine Anlageklasse ist in jeder Phase überlegen. Die Stärke der Aktien liegt in der langfristigen Rendite, die der Anleihen in der Stabilität, die der Immobilien im Werterhalt, die der Rohstoffe in der Absicherung. Wer Vermögen strategisch aufbauen und erhalten will, sollte daher nicht auf die Suche nach der „besten“ Anlageklasse gehen – sondern lernen, deren unterschiedliche Eigenschaften sinnvoll im Zusammenspiel zu nutzen. Der Schlüssel zur Resilienz liegt in der Kombination."

Rohstoffe wie Gold, Öl oder Industriemetalle sind keine klassischen Ertragsbringer, aber sie erfüllen im Portfolio wichtige Funktionen – vor allem in Zeiten geopolitischer Unsicherheit oder hoher Inflation. Gold etwa hat in fast allen größeren Finanzkrisen (2008, 2020) als Wertaufbewahrungsmittel überzeugt. Allerdings zeigen historische Daten auch: Langfristig ist die reale Rendite vieler Rohstoffe begrenzt oder sogar negativ. Sie dienen weniger dem Vermögensaufbau als vielmehr der Absicherung.

Alternative Anlagen: Private Markets, Hedgefonds, Krypto

Private Equity, Infrastruktur, Hedgefonds oder auch Kryptowährungen haben in den letzten zwei Jahrzehnten an Bedeutung gewonnen. Ihre Historie ist noch zu kurz für eine abschließende Bewertung, doch einige Trends sind erkennbar: Private Equity zeigte über längere Zeiträume hohe Renditen, allerdings mit eingeschränkter Liquidität. Hedgefonds entwickelten sich seit der Finanzkrise oft schwächer als erwartet. Kryptowährungen wiederum locken mit spektakulären Gewinnen, sind aber extrem volatil und spekulativ. Die Rolle dieser Anlageformen liegt eher in der Diversifikation und Nischenrendite als im Kernportfolio.

Der Einfluss von Inflation und Realrenditen

Ein historischer Vergleich von Anlageklassen ist nur aussagekräftig, wenn die Inflation berücksichtigt wird. Während Aktien langfristig meist reale Renditen oberhalb der Inflation erzielen, gelingt das Anleihen nur in Niedriginflationsphasen. Immobilien bieten nominellen Inflationsschutz, aber politische Eingriffe können diesen dämpfen. Rohstoffe und insbesondere Gold zeigen in Phasen starker Geldentwertung oft Schutzfunktionen, verlieren aber bei stabilen Preisen an Attraktivität. Der Blick auf die reale Kaufkraftentwicklung ist also entscheidend.

Fazit: Kein Gewinner, aber viele Rollen

Die historische Betrachtung zeigt: Keine Anlageklasse ist in jeder Phase überlegen. Die Stärke der Aktien liegt in der langfristigen Rendite, die der Anleihen in der Stabilität, die der Immobilien im Werterhalt, die der Rohstoffe in der Absicherung. Wer Vermögen strategisch aufbauen und erhalten will, sollte daher nicht auf die Suche nach der „besten“ Anlageklasse gehen – sondern lernen, deren unterschiedliche Eigenschaften sinnvoll im Zusammenspiel zu nutzen. Der Schlüssel zur Resilienz liegt in der Kombination.

Kontakt zu mir

Hallo!
Schön, dass Sie mich kennenlernen möchten.