Vorsorgeplanung Auch Reiche schieben Entscheidungen auf
Eine aktuelle Studie von Blackrock, einem der weltweit führenden Vermögensverwalter, und der Quintet Private Bank zeigt, dass selbst vermögende Privatpersonen häufig ihre finanzielle Ruhestandsplanung aufschieben.
Die Ergebnisse sind doch ziemlich überraschend und werfen ein aussagekräftiges Licht auf Verhaltensweisen, die nicht nur für die Allgemeinbevölkerung, sondern auch für wohlhabende Anleger von Bedeutung sind.
1. Ergebnisse der Studie
box
Die Untersuchung basiert auf einer Umfrage unter vermögenden Privatpersonen mit einem Nettovermögen, das deutlich über dem Durchschnitt liegt. Trotz ihrer finanziellen Ressourcen sind auch sie nicht immun gegen die Tendenz, wichtige Entscheidungen in Bezug auf die Altersvorsorge zu vertagen.
Kernbefunde:
- Späte Planung: Rund 45 % der Befragten gaben an, ihre Vorsorgeplanung erst in der Lebensmitte oder später ernsthaft anzugehen.
- Mangel an Klarheit: Viele vermögende Personen haben zwar eine Vorstellung von ihrem Ruhestand, jedoch fehlt es oft an konkreten Plänen und Zielsetzungen.
- Vertrauen in die eigenen Ressourcen: Die Befragten vertrauen stark auf ihre finanzielle Unabhängigkeit, unterschätzen jedoch die Komplexität der Ruhestandsplanung.
- Emotionale Barrieren: Angst vor unvorhersehbaren Ereignissen und Unsicherheiten bezüglich steuerlicher oder rechtlicher Rahmenbedingungen tragen dazu bei, dass Entscheidungen hinausgezögert werden.
2. Gründe für das Aufschieben
Auch wohlhabende Menschen sehen sich mit typischen Barrieren konfrontiert, die eine rechtzeitige Planung erschweren:
- Komplexität der Vermögensstruktur: Reiche Haushalte haben oft ein diversifiziertes Portfolio, bestehend aus Immobilien, Unternehmensanteilen und Finanzanlagen. Diese Vielfalt kann die Planung aufwendiger machen.
- Zu viele Alternativen: Der Wohlstand ermöglicht eine Vielzahl von Optionen, was die Entscheidung verzögern kann.
- Falsches Sicherheitsgefühl: Viele vermögende Personen fühlen sich durch ihr Kapital abgesichert und glauben, dass keine dringenden Maßnahmen erforderlich sind.
- Unterschätzung von Lebenshaltungskosten: Besonders im Ruhestand können Kosten wie Gesundheitsausgaben oder die Unterstützung von Familienmitgliedern unerwartet hoch ausfallen.
3. Auswirkungen der aufgeschobenen Planung
Selbst bei finanzieller Stärke kann das Versäumnis, rechtzeitig zu planen, erhebliche Konsequenzen haben:
- Steuerliche Nachteile: Ohne sorgfältige Planung können Vermögende erhebliche Steuerlasten auf Einkommen, Erbschaften oder Schenkungen erwarten.
- Fehlende Absicherung: Ein unvorhergesehenes Ereignis, wie eine Krankheit oder ein Marktrückgang, kann zu finanziellen Engpässen führen, wenn keine entsprechenden Rücklagen vorhanden sind.
- Verpasste Chancen: Ohne strategische Planung könnten potenziell ertragreiche Investitionen oder steuerliche Optimierungen nicht genutzt werden.
4. Empfehlungen der Studie
Blackrock und die Quintet Private Bank empfehlen vermögenden Privatpersonen, frühzeitig professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen, um langfristige Ziele zu definieren und umzusetzen. Einige der vorgeschlagenen Ansätze umfassen:
- Frühzeitige Planung: Die Entwicklung einer umfassenden Vorsorgestrategie sollte so früh wie möglich beginnen, idealerweise schon in der ersten Lebenshälfte.
- Professionelle Beratung: Experten für Vermögensmanagement und Steuerrecht können helfen, maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln.
- Flexibilität bewahren: Die Vorsorgeplanung sollte regelmäßig überprüft und an sich ändernde Lebensumstände angepasst werden.
- Nachhaltige Investments: Vermögende werden ermutigt, nicht nur auf Rendite zu achten, sondern auch ökologische und soziale Aspekte in ihre Anlageentscheidungen einzubeziehen.
5. Die Rolle des Mindsets
Durch eine Kombination aus strategischer Beratung, Flexibilität und offener Kommunikation können die Herausforderungen der Ruhestandsplanung erfolgreich bewältigt werden – unabhängig vom individuellen Wohlstandsniveau."
Die Studie hebt hervor, dass die Vorsorgeplanung nicht nur eine Frage von Zahlen und Strategien ist, sondern auch von Einstellung und Verhalten. Um das Thema ernsthaft anzugehen, müssen vermögende Personen bestimmte Denkweisen überwinden:
- Realismus statt Optimismus: Viele unterschätzen die Dauer des Ruhestands und die damit verbundenen finanziellen Anforderungen.
- Proaktive Haltung: Anstatt Entscheidungen aufzuschieben, sollten diese als Chance betrachtet werden, die eigene Zukunft aktiv zu gestalten.
- Offene Kommunikation: Familiengespräche über finanzielle Ziele und die Nachfolgeplanung sind unerlässlich, um Missverständnisse zu vermeiden.
6. Vergleich mit der Allgemeinbevölkerung
Während die Studie den Fokus auf Vermögende legt, zeigt sie auch Parallelen zu den finanziellen Verhaltensmustern der breiten Bevölkerung. Verzögerungen in der Vorsorgeplanung sind ein weit verbreitetes Phänomen, unabhängig von der Einkommens- oder Vermögenshöhe.
Unterschiede:
- Ressourcen: Vermögende haben mehr Spielraum für Fehler und können Verluste eher verkraften.
- Bildung und Zugang: Sie haben oft besseren Zugang zu Finanzexperten und spezialisierten Dienstleistungen.
Gemeinsamkeiten:
- Emotionale Faktoren: Ängste und Unsicherheiten prägen die Entscheidungen aller Einkommensklassen.
- Aufschieben als Risiko: Unabhängig von der Vermögenshöhe birgt das Hinauszögern langfristig Gefahren.
Fazit
Die Studie von Blackrock und der Quintet Private Bank zeigt, dass selbst vermögende Personen dazu neigen, ihre Vorsorgeplanung zu verzögern, obwohl sie die finanziellen Ressourcen und den Zugang zu professioneller Beratung haben. Dies unterstreicht die Bedeutung einer frühzeitigen und systematischen Planung, um langfristige finanzielle Sicherheit und Unabhängigkeit zu gewährleisten.
Transparente, faire, nachhaltige und unabhängige Finanzberatung seit 1998