Ist der "Anleihekönig" sein Geld wert? Bill Gross als Anlagevorbild?
Bill Gross ist eine vielschichtige Persönlichkeit mit diversen Facetten. Sein Erfolg als Fondsmanager des PIMCO Total Return Fund - lange der weltweit größte Bond-Fonds - brachte ihm den Titel "Anleihekönig" vom US-Wirtschaftsmagazin "Fortune" ein. Als Vermögensverwalter und Fondsmanager wurde Gross auch selbst reich - sein Vermögen soll sich auf über zwei Milliarden US-Dollar belaufen.
Allerdings hat Gross' Ruf als Investmentlegende in den letzten Jahren einige Kratzer bekommen. Das hängt mit dem insgesamt schwierigen Umfeld für Anleihen zusammen, aber auch mit einigen Fehleinschätzungen des Bond-Experten. Bei Mitarbeitern war und ist Gross wegen jähzorniger Ausbrüche gefürchtet und hat zum Teil ein "tyrannisches" Image. Gleichzeitig betätigt sich Gross als Mäzen und Wohltäter. Sein Vermögen soll nach seinem Tod gemeinnützigen Zwecken gestiftet werden.
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Mit PIMCO zum größten Fonds-Erfolg
Bereits mit 27 Jahren, kurz nach seinem Wirtschafts-Studium und ersten beruflichen Erfahrungen, gründete Gross zusammen mit zwei Partnern 1971 die "Pacific Investment Management Company" (kurz PIMCO) - eine Vermögensverwaltung, die zunächst bescheiden startete. Das verwaltete Vermögen lag seinerzeit mal gerade bei 14 Millionen Dollar. Bereits damals konzentrierte Gross sich auf Anleihen, daran hat sich nichts geändert. Inzwischen beläuft sich das PIMCO-Vermögensportfolio allerdings auf fast zwei Billionen Dollar. Um die Jahrtausendwende kaufte die Münchner Allianz-Versicherung PIMCO - für 3,3 Milliarden Dollar.
Die spektakulärsten Erfolge erzielte Gross in seinem Investment-Leben mit dem PIMCO Total Return Fund - einem auf US-Staatsanleihen, Hypotheken- und Unternehmensanleihen ausgerichteten Rentenfonds. Ab 1987 zeichnete Gross für den Fonds verantwortlich. Unter seiner Ägide entwickelte sich der PIMCO Total Return Fund zum größten Investmentfonds auf dem Globus. 2013 erreichte das Fondsvermögen mit 293 Milliarden US-Dollar einen absoluten Rekord. Zu verdanken war das der Tatsache, dass Gross jahrelang überdurchschnittliche Renditen erzielte, was Anleger-Gelder geradezu magisch anzog.
Jäher Absturz nach dem Höhepunkt
Doch bereits kurz nach diesem "Höhepunkt" begann der Abstieg des Fonds. Gross hatte sich im Zusammenhang mit Ankündigungen des damaligen US-Notenbankchefs Bernanke, Anleihekäufe durch die Fed zurückfahren zu wollen, verzockt. 2014 geriet die Rendite ins Minus, Anleger zogen massiv Geld ab. Heute ist das Fondsvermögen auf ein Viertel seines "Spitzenwertes" zusammengeschmolzen. Erst in jüngerer Zeit gibt es wieder Zuflüsse. Zeitgleich mit dem Fonds-Debakel schied Gross im Streit mit den PIMCO-Eignern aus und wechselte zur Janus Capital Group, heute Janus Henderson. Dort konnte er aber bisher nicht an frühere Erfolge anknüpfen.
Das mag auch daran liegen, dass es Anleihe-Investments in den vergangenen Jahren schwer hatten. Dank der ultra-lockeren Geldpolitik vieler Zentralbanken befanden sich die Zinsen weltweit auf Talfahrt. Bei "erstklassigen" Staatsanleihen waren und sind zum Teil immer noch Negativ-Renditen zu verkraften. In den USA zeichnet sich zwar mittlerweile eine Zinswende ab, im Euro-Raum lässt sie aber auf sich warten. Mit Anleihen ist nach wie vor nicht viel zu verdienen. Schwellenländer-Anleihen rentieren zwar besser, sind aber mit einem - nicht nur theoretischen - Ausfallrisiko behaftet. Risiken sind zuletzt sogar eher größer als kleiner geworden.
Auf lange Sicht bieten Aktien-Investments nachweislich bessere Rendite-Chancen als Anleihen."
Dagegen konnten die Aktienmärkte seit ihrem Tief nach der Finanzkrise einen beeindruckenden Lauf vorweisen. Der MSCI World als wichtiger globaler Aktienindex hat in den letzten zehn Jahren um fast 150 Prozent zugelegt.
Daher konzentrierte sich das Anlegerinteresse in diesem Zeitraum generell stärker auf Aktien als auf Anleihen. Hinzu kommt der anhaltende ETF-Boom, der aktive Fonds - wie es auch der PIMCO Total Return Fund ist - zunehmend in Frage stellt. Der "Run" auf ETFs hat den Trend zum Aktienengagement eher noch verstärkt, denn die meisten ETFs beziehen sich auf Aktienindizes.
ETFs oder aktive Anleihefonds?
Auch wenn die Aktienmärkte zuletzt volatiler waren, für ETFs sprechen nach wie vor die niedrigen Kosten und das günstige Verhältnis von Rendite und Risiko. Auf lange Sicht bieten Aktien-Investments nachweislich bessere Rendite-Chancen als Anleihen. Daran kann auch eine aktive anleihebezogene Anlagestrategie nichts ändern. Unabhängige Finanzberatung hilft beim richtigen ETF-Investment.