Ein Bärenmarkt wird in der Regel als ein Rückgang der Aktienkurse um 20 Prozent oder mehr gegenüber dem letzten Höchststand definiert

Nervosität an den Finanzmärkten Börsen schon im Bärenmarkt?

Die Nervosität an den Aktienmärkten ist unübersehbar. Starke Kursschwankungen, eine anhaltende Verunsicherung unter Anlegern und eine Flut an widersprüchlichen Wirtschafts- und Unternehmensdaten prägen das Bild. Für viele stellt sich inzwischen nicht mehr die Frage, ob eine Korrektur im Gange ist – sondern wie tief sie geht und ob wir uns bereits in einem echten Bärenmarkt befinden.

Während einige Marktteilnehmer noch von einer gesunden Verschnaufpause sprechen, mehren sich die Stimmen, die Parallelen zu früheren Krisen ziehen – etwa zur Dotcom-Blase der frühen 2000er oder den ökonomisch schwierigen Siebzigerjahren. Aber wie definiert sich überhaupt ein Bärenmarkt? Und: Sind wir tatsächlich schon mittendrin?


Was ist ein Bärenmarkt – und wann beginnt er?

Ein Bärenmarkt wird in der Regel als ein Rückgang der Aktienkurse um 20 Prozent oder mehr gegenüber dem letzten Höchststand definiert – gemessen über einen Zeitraum von mehreren Wochen oder Monaten.

Anders als eine Korrektur, die oft kurzfristig und technischer Natur ist, signalisiert ein Bärenmarkt eine tiefere strukturelle Verunsicherung: Anleger verlieren Vertrauen in die wirtschaftliche Entwicklung, Unternehmensgewinne sinken, Risikoaversion nimmt zu. Besonders typisch für Bärenmärkte sind:

  • Anhaltend negative Marktstimmung,
  • sinkende Handelsvolumina,
  • und eine „Flucht in Sicherheit“, etwa in Staatsanleihen oder Gold.

Ob der aktuelle Rückgang diese Kriterien bereits erfüllt, ist Ansichtssache. Der S&P 500 beispielsweise hat seit seinem letzten Hoch deutlich verloren, liegt aber je nach Zeitpunkt knapp an oder unter der 20-Prozent-Marke – ein klassisches Grenzgebiet zwischen Korrektur und Bärenmarkt.


Historische Parallelen: Dotcom-Blase und die Siebzigerjahre

Die aktuelle Marktlage erinnert viele Anleger an zwei kritische Phasen der Börsengeschichte, in denen wirtschaftliche und strukturelle Probleme zu langanhaltenden Kursverlusten führten.

1. Die Dotcom-Krise (2000–2003):  Ende der 1990er Jahre trieb der Hype um das Internet die Kurse von Technologieaktien in absurde Höhen. Als sich herausstellte, dass viele Geschäftsmodelle auf Sand gebaut waren, platzte die Blase. Der Nasdaq verlor über 75 Prozent seines Werts, auch der breite Markt fiel über Jahre hinweg. Heute zeigt sich eine gewisse Parallele: Hohe Bewertungen bei Technologieaktien, Euphorie rund um neue Themen wie Künstliche Intelligenz, gepaart mit Zinswende und realwirtschaftlicher Abkühlung. Zwar ist die Substanz vieler Unternehmen heute besser – aber das Sentiment erinnert stark an den Absturz von damals.

2. Die 1970er-Jahre – Stagflation und Ölkrise: Eine andere häufig gezogene Parallele sind die Stagflationsjahre: Damals trafen eine hohe Inflation, ein Anstieg der Rohstoffpreise (v.a. Öl) und geringes Wirtschaftswachstum aufeinander – ein toxisches Gemisch für Finanzmärkte.

Die Inflation heute ist ebenfalls erhöht, die Zinsen gestiegen, das Wachstum schwächelt – und geopolitische Unsicherheiten (etwa durch Handelskonflikte oder Kriege) verstärken das Gefühl wirtschaftlicher Lähmung. Zwar ist die geldpolitische Lage heute differenzierter, aber auch die Komplexität der Risiken ist gewachsen.


Wie schlimm wird es? Die Unsicherheiten bleiben hoch

Die Börse befindet sich in einer kritischen Phase, in der Emotionen stärker als Fundamentaldaten agieren. Wer sich der historischen Parallelen bewusst ist und einen kühlen Kopf bewahrt, kann auch aus einem schwierigen Marktumfeld Chancen ableiten – und strategisch für die Erholung danach positionieren. Denn wie immer gilt: Bärenmärkte sind kein Ende, sondern Teil des Zyklus."

Die große Herausforderung für Investoren liegt in der Unübersichtlichkeit der Lage. Auf der einen Seite gibt es solide Unternehmensgewinne, stabile Arbeitsmärkte und eine robuste Konsumnachfrage in vielen Ländern. Auf der anderen Seite stehen:

  • Zinserhöhungen, die die Finanzierungskosten für Unternehmen und Verbraucher erhöhen,
  • geopolitische Spannungen, etwa zwischen den USA und China,
  • und eine wirtschaftliche Abkühlung, die bislang vor allem in Industrie und Exportsektor zu spüren ist.

Hinzu kommt: Die Verlustangst der Anleger ist gestiegen. Viele ziehen sich aus Risikoanlagen zurück, was wiederum Kursdruck erzeugt – ein klassischer Feedbackeffekt, der die Marktvolatilität zusätzlich befeuert.


Was bedeutet das für Anleger? Strategien in unsicheren Zeiten

Ob wir nun offiziell in einem Bärenmarkt sind oder nicht – die entscheidende Frage lautet: Wie sollten sich Anleger verhalten? Die Antwort hängt von der eigenen Risikobereitschaft und dem Anlagehorizont ab. Grundsätzliche Überlegungen:

  • Langfristige Anleger sollten Panikverkäufe vermeiden. Historisch gesehen erholen sich die Märkte nach Bärenphasen wieder – oft schneller, als man erwartet.
  • Diversifikation gewinnt an Bedeutung – sowohl geografisch als auch über verschiedene Anlageklassen hinweg.
  • Defensive Branchen wie Gesundheit, Basiskonsum oder Infrastruktur schneiden in Abwärtsphasen oft besser ab.
  • Wer flexibel ist, kann gezielte Einstiege bei Qualitätstiteln mit solider Bilanz und nachhaltigem Geschäftsmodell prüfen – gerade in Schwächephasen.

Fazit: Noch kein klarer Bärenmarkt – aber das Risiko wächst

Ob der derzeitige Marktabschwung in einem „echten“ Bärenmarkt mündet oder als intensive Korrektur endet, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht eindeutig sagen. Die Übergänge sind fließend, die Stimmung brüchig, das Vertrauen angeschlagen.

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