Banken reagieren auf Vertrauensverlust Commerzbank kopiert Finanzberater
Weg vom Agio, hin zur unabhängigen Beratung - dieser für Finanzberater typische Ansatz soll der Commerzbank neuen Zulauf bescheren. Die Kunden sollten trotzdem darauf achten, für den Pauschalpreis eine angemessene Leistung zu erhalten.
Die Commerzbank setzt mit ihrem neuen Depotkonto ein wichtiges Zeichen: Sie will auf Ausgabeaufschläge, die sich in der Regel zwischen drei und fünf Prozent der Anlagesumme bewegen, verzichten und die anfallenden Kosten mit einer Pauschale von 0,9 Prozent respektive mindestens 90 Euro pro Quartal abfangen. Dieser Ansatz ist nicht neu, dass er allerdings von Seiten einer Bank so konsequent aufgegriffen wird, lässt auf einen dringenden Handlungsbedarf schließen.
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Commerzbank schafft neuen Standard im Wertpapierhandel
Angesichts der anhaltenden Niedrigzinsphase seien Ausgabeaufschläge nicht mehr zu rechtfertigen, so die Begründung der Commerzbank, künftig mit Pauschalen für das Premium-Fonds-Depot auskommen zu wollen. Für die Flatrate stehen 100 Fonds zur Auswahl, die passend zum jeweiligen Risikoprofil und zur Marktentwicklung frequentiert werden können. Spielt das Agio keine Rolle mehr, besteht somit die Chance, dass die Qualität der Fonds wirklich in den Fokus der Beratungen rückt.
Bislang wird regelmäßig der Eindruck erweckt, dass die Höhe des Ausgabeaufschlages - und damit des Verdienstes - ein wesentliches Kriterium bei der Auswahlentscheidung und damit auch für Umschichtungen von Depots ist. Für die Anleger sind die Empfehlungen nicht immer transparent nachzuvollziehen, die hohen Aufschläge von drei bis fünf Prozent wollen nämlich erst einmal erwirtschaftet werden. So könnte dieser Schritt durchaus als revolutionär bezeichnet werden, würden unabhängige und seriöse Finanzberater nicht schon seit längerer Zeit so arbeiten.
Dieser Schritt ist revolutionär, würden unabhängige und seriöse Finanzberater nicht schon seit längerer Zeit so arbeiten."
Freie Finanzberater als ernst zu nehmende Konkurrenz
Statt Agio eine Servicegebühr zu erheben und dafür eine wirklich unabhängige Beratung zu bieten, gehört zu den bisherigen Wettbewerbsvorteilen, die Finanzberater ihren Kunden offerieren. Die jeweiligen Empfehlungen werden erörtert und umgesetzt, ohne dass dafür Abschlussgebühren anfallen würden. Offensichtlich sieht die zweitgrößte deutsche Bank hier eine Konkurrenz, die sie nicht unterschätzen darf, will sie einen weiteren Vertrauensverlust auf Kundenseite vermeiden. Profitieren könnten alle Beteiligten, denn das gesamte Wertpapiergeschäft bekäme durch die niedrigeren, aber wiederkehrenden Provisionen eine solide Basis - und Spielraum für eine höhere Beratungsqualität.
Was zunächst sehr positiv klingt, sollte aber im Detail geprüft werden: Vollständig unabhängig ist die Beratung der Bank nicht, da diese zusätzlich Rückvergütungen aus der Verwaltungsgebühr der Fonds erhält, deren Höhe abhängig von den Fonds ist. Auch ist die Commerzbank "Produzent" von Investmentfonds und könnte daher immer noch hauseigene Fonds bevorzugen. Schliesslich sollten Kunden der Commerzbank ihre Bank beim Wort nehmen und auch regelmäßig eine professionelle Beratung in Anspruch nehmen. Schließlich bezeichnete Privatkundenvorstand Michael Mandel das neue Kontomodell als "Ich-kümmere-mich-Depot", das neue Maßstäbe setzen würde. Nun liegt es bei der Bank, den Beweis für diese These eindrücklich anzutreten.
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