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Finanzlexikon Der Preis einer Option

Optionsprämien und Zeitwert: Was den Preis einer Option wirklich beeinflusst.

Optionen gelten als vielseitiges Instrument zur Absicherung oder Spekulation, doch ihre Preisbildung bleibt für viele Anleger schwer durchschaubar. Im Gegensatz zu klassischen Wertpapieren, bei denen Angebot und Nachfrage allein den Kurs bestimmen, unterliegt der Preis einer Option – die sogenannte Optionsprämie – einer Vielzahl komplexer Einflussfaktoren. Wer Optionen effektiv einsetzen will, muss verstehen, wie sich ihr Wert zusammensetzt und warum er sich manchmal scheinbar irrational verändert.


Innerer Wert und Zeitwert: Zwei Komponenten der Prämie

Die Optionsprämie setzt sich grundsätzlich aus zwei Hauptbestandteilen zusammen: dem inneren Wert und dem Zeitwert.

Der innere Wert beschreibt den ökonomischen Vorteil, den eine Option bei sofortiger Ausübung hätte.

Bei einem Call entspricht er der Differenz zwischen aktuellem Marktpreis des Basiswerts und dem Ausübungspreis, sofern dieser im Geld liegt.

Der Zeitwert hingegen reflektiert die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Kurs des Basiswerts bis zum Verfall zu Gunsten des Optionsinhabers entwickelt.

Je mehr Zeit bis zur Fälligkeit bleibt, desto höher ist die Chance auf Kursveränderungen – und desto größer der Zeitwert.


Die Rolle der Volatilität

Ein zentraler Faktor, der die Höhe des Zeitwerts beeinflusst, ist die erwartete Volatilität des Basiswerts. Je größer die Schwankungsbreite, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass eine momentan „aus dem Geld“ liegende Option doch noch ins Geld läuft. Das führt dazu, dass die Optionsprämie – selbst bei gleichem Basispreis und gleicher Restlaufzeit – mit steigender Volatilität zunimmt. Diese sogenannte implizite Volatilität ist deshalb ein wichtiger Bewertungsparameter und unterliegt ihrerseits ständigen Marktveränderungen.


Zeitwertverfall: Der Feind des Optionsinhabers

Während der innere Wert nur durch Kursveränderungen des Basiswerts beeinflusst wird, verliert der Zeitwert kontinuierlich an Bedeutung – ein Effekt, der als Zeitwertverfall bezeichnet wird. Dieser Verfall beschleunigt sich gegen Ende der Laufzeit und ist für Optionen mit kurzer Restlaufzeit besonders ausgeprägt. Der Käufer einer Option kämpft somit stets gegen die Uhr: Ohne eine deutliche Bewegung des Basiswerts in die richtige Richtung wird seine Position im Zeitablauf immer weniger wert.


Einfluss von Zinssätzen und Dividenden

Die Preisbildung von Optionen ist ein Zusammenspiel aus markttechnischen, statistischen und psychologischen Komponenten. Wer sie sinnvoll einsetzen möchte, sollte den Unterschied zwischen innerem Wert und Zeitwert ebenso verstehen wie den Einfluss von Volatilität, Restlaufzeit und weiteren externen Faktoren."

Weniger offensichtlich, aber dennoch nicht zu vernachlässigen, sind der Marktzins sowie zu erwartende Dividendenzahlungen. Steigende Zinsen erhöhen tendenziell den Wert von Call-Optionen, da der Barwert des Ausübungspreises sinkt. Dividenden dagegen wirken sich negativ auf den Preis von Call-Optionen aus, da die Ausschüttung den Kurs des Basiswerts reduziert. Für Put-Optionen gelten die entsprechenden Auswirkungen mit umgekehrtem Vorzeichen.


Marktpsychologie und Angebot-Nachfrage-Effekte

Neben den rational erfassbaren Parametern spielen auch Markterwartungen, Stimmungslagen und kurzfristige Nachfrageüberhänge eine Rolle bei der Optionsbewertung. So kann eine stark gefragte Option trotz scheinbar gleichbleibender Fundamentaldaten plötzlich deutlich teurer werden. Besonders in volatilen Marktphasen oder bei bevorstehenden Ereignissen (z. B. Quartalszahlen oder Notenbanksitzungen) steigt die implizite Volatilität oftmals sprunghaft – und damit auch die Prämie.


Fazit: Optionspreise sind keine Zufallsprodukte

Die Preisbildung von Optionen ist ein Zusammenspiel aus markttechnischen, statistischen und psychologischen Komponenten. Wer sie sinnvoll einsetzen möchte, sollte den Unterschied zwischen innerem Wert und Zeitwert ebenso verstehen wie den Einfluss von Volatilität, Restlaufzeit und weiteren externen Faktoren. Nur dann lässt sich beurteilen, ob eine Optionsprämie „gerechtfertigt“ ist – und ob ein Kauf oder Verkauf zu den eigenen Anlagezielen passt. Ein bloßer Blick auf den Basiswert reicht jedenfalls nicht aus, um Optionen fundiert zu bewerten.

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