Es herrscht eine allgemeine Unzufriedenheit mit der persönlichen wirtschaftlichen Situation

Jeder möchte gerne dazu gehören Die deutsche Mittelschicht

Seit 2005 bleibt der Anteil der Menschen, die zur Mittelschicht gerechnet werden, in Deutschland auf einem stabilen Niveau. Dennoch ist die Furcht vor dem sozialen Abstieg weit verbreitet.

In deutschen Medien wird gelegentlich das Bild einer schrumpfenden Mittelschicht gezeichnet. Die Realität sieht jedoch anders aus, wie Untersuchungen belegen. Der Anteil der Menschen, die ein mittleres Einkommen beziehen, beträgt seit Jahren - definitionsabhängig - 50 Prozent beziehungsweise 80 Prozent. Trotzdem herrscht eine allgemeine Unzufriedenheit mit der persönlichen wirtschaftlichen Situation. 

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Selbsteinschätzung übertrifft Statistik sogar

Dieser Widerspruch spitzt sich zu, wenn die Deutschen selbst befragt werden. 1996 fühlten sich nach eigener Einschätzung 47 Prozent der Mittelschicht zugehörig. Heute - zwanzig Jahre später - sind es 57 Prozent. Vielleicht fürchten manche eine Stigmatisierung, wenn sie sich zur Unterschicht bekennen. Trotzdem stützen diese Zahlen ebenfalls die These, dass die Mittelschicht keinesfalls erodiert.

Wie wird die Mittelschicht definiert?

Als Basis für solche Überlegungen werden Einkommensstatistiken herangezogen. Wer ein Einkommen bezieht, das innerhalb einer gewissen Bandbreite um das mittlere Einkommen innerhalb der Gesellschaft liegt, wird zur Mittelschicht gerechnet. Wird mit einer Bandbreite von 80 bis 150 Prozent des mittleren Einkommens gearbeitet, zählen in Deutschland 48 Prozent der Bevölkerung zur Mittelschicht. Dieser Anteil erhöht sich auf 80 Prozent bei einer Bandbreite von 60 bis 250 Prozent des Durchschnittseinkommens. Grundlage für diese Ergebnisse sind die Daten aus dem sozio-oekonomischen Panel (SOEP). 

Bei einem mittleren Nettoeinkommen im Jahr 2014 und enger Bandbreite bedeutete das:

  • ein Singlehaushalt, der ein monatliches Nettoeinkommen von 1410 bis 2640 Euro 
  • ein Paar mit zwei Kindern, das ein monatliches Nettoeinkommen von 2950 bis 5540 Euro

zur Verfügung hat, ist in Deutschland zur Mittelschicht zu rechnen. 

Wie beeinflussen Beruf und familiäre Strukturen die Zugehörigkeit zur Mittelschicht?

Ein Zusammenhang Arbeiter = Unterschicht gilt nicht. Vielmehr bilden die Facharbeiter das Rückgrat der Mittelschicht. Von den mehr als vier Millionen Facharbeitern beziehen zwei Drittel ein Nettoeinkommen von 80 bis 250 Prozent des Mittelwertes, gehören also laut Definition zur Mittelschicht.  

56 Prozent der Paare mit Kindern gehören zur Mittelschicht." 

Oft wird davon gesprochen, dass Kinder ein Armutsrisiko sind. Besonders drastisch zeigt sich das bei Alleinerziehenden. Bei Paaren mit Kindern trifft die These nicht zwingend zu: 56 Prozent der Paare mit Kindern gehören zur Mittelschicht. 

17 Millionen Rentner gibt es in unserem Land. Und auch in dieser Gruppe gehört die Hälfte zur Mittelschicht. 

Auswirkungen auf die Politik

Warnungen, dass Armut als gesellschaftliches Phänomen möglicherweise übertrieben wird und die politische Debatte um soziale Umverteilung aus Sicht des Mittelstandes anders geführt werden müsse, haben also durchaus Berechtigung. Bereits jetzt zeigt sich, dass die AfD in der Mittelschicht überdurchschnittlich viel Sympathie genießt.

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