Standardisierung der Beratung DIN-Norm für Finanzberatung könnte kommen
DIN-Normen spielen in fast allen Bereichen des täglichen Lebens eine Rolle. Es handelt sich um freiwillige Standards, die vom Deutschen Institut für Normung definiert werden. Die Normung hat viele Vorteile. Unter anderem unterstützt sie ein einheitliches (Mindest-)Leistungsniveau, sorgt für mehr Leistungstransparenz, erleichtert die Überprüfbarkeit und den Vergleich. Bald könnte es auch eine DIN-Norm für Finanzberatung geben.
Zumindest bewegt sich das DIN-Institut in diese Richtung. Dort arbeitet bereits seit 2014 ein 40köpfiger Experten-Stab an einer DIN-Norm, der die Bedarfsanalyse in der Finanzberatung standardisieren soll. Die Bedarfsanalyse dient dazu, den finanziellen Status und die Finanzziele des Kunden zu erfassen und davon ausgehend, finanziellen Bedarf zu identifizieren und zu priorisieren. Sie bildet sozusagen das Fundament der Finanzberatung, denn erst auf dieser Basis lassen sich entsprechende Produktempfehlungen ableiten.
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Einheitlicher Standard für Bedarfsanalyse
In dem DIN-Gremium sollen Vertreter namhafter Banken, Versicherungen und Finanzvermittler mitwirken. Auch das Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz sowie die Stiftung Warentest sind beteiligt.
Eine Bedarfsanalyse an sich ist zwar noch keine Finanzberatung. Doch wäre eine DIN-Norm im Bereich der Analyse ein wichtiger Schritt. Nach Einschätzung des Justizministeriums könnte sich dadurch die Beratungsqualität verbessern und verloren gegangenes Vertrauen wiederherstellen. Als Diskussionsgrundlage beim DIN-Institut dient die 2014 veröffentlichte DIN Spec 77222, ein vom "Defino Institut für Finanznorm" entwickelter Standard für die Bedarfsanalyse. Er läuft unter dem Titel "Standardisierte Finanzanalyse für den Privathaushalt".
Von der DIN-Spezifikation zur DIN-Norm
Dieses Regelwerk geht ursprünglich auf eine aus dem Jahr 2007 stammende interne Vorgabe des Finanzvertriebs Formaxx zurück. Defino entwickelte daraus 2011 die "Deutsche Finanznorm" und setzte den Prozess zur DIN Spec 72222 in Gang. Dabei handelt es sich um eine sogenannte DIN-Spezifikation - eine Art Vorstufe zur DIN-Norm, die wesentlich schneller funktioniert, da nicht alle relevanten Kreise beteiligt werden müssen. Mit der jetzt angestrebten Normierung würde die Spezifikation quasi "geadelt".
Eine Bedarfsanalyse an sich ist noch keine Finanzberatung."
Die DIN Spec 72222 definiert eine "ideale" Analyse, die feststellen will, ob der Versicherungs- und Vorsorgeschutz eines Privathaushaltes vollständig und ausreichend ist. Dazu sind die drei Bereiche "Absicherung", "Altersvorsorge" und "Vermögensbildung" systematisch abzuprüfen. Für jeden Bereich sind eventuell vorhandene Deckungslücken zu ermitteln. Dabei wird auch priorisiert. Im Bereich "Absicherung" hat zum Beispiel die Abdeckung der Privathaftpflicht Vorrang vor anderen Risiken.
Noch sind die Beratungen zur neuen DIN-Norm im Gange und es dürfte nicht leicht sein, die unterschiedlichen Interessen der vielen Beteiligten unter einen Hut zu bringen. Dennoch wird wohl eine Umsetzung ab 2017 angestrebt.
Die Idee einer DIN-Norm für die Finanzberatung ist nicht neu und so existiert bereits seit dem Jahr 2005 die DIN ISO 22222 für das Vorgehen und die Anforderungen an eine Private Finanzplanung. Nach dieser sehr anspruchsvollen DIN-Norm sind in Deutschland bereits ca. 1500 geprüfte private Finanzplaner zugelassen, zu denen unter anderem der Autor zählt.
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