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Finanzlexikon Drawdowns und Erholungsphasen

Warum die Tiefe von Verlusten entscheidender ist als die Höhe von Gewinnen.

Anleger sprechen gerne von Renditen, Gewinnen und Rekordständen. Doch mindestens genauso wichtig wie die Höhe von Gewinnen ist die Frage, wie stark eine Anlage zwischenzeitlich verliert. Drawdowns, also Rückschläge vom bisherigen Höchststand, und die Zeit, die es braucht, um sich davon wieder zu erholen, sind zentrale, aber oft unterschätzte Kennzahlen. Sie zeigen, wie robust eine Anlagestrategie wirklich ist – und ob sie für Anleger psychologisch durchhaltbar bleibt.

Was ist ein Drawdown?

Ein Drawdown beschreibt den maximalen Verlust einer Anlage vom letzten Hochpunkt bis zum folgenden Tiefpunkt.

Er macht sichtbar, wie sehr ein Portfolio in Krisenzeiten unter Druck gerät.

  • Ein Drawdown von 10 % ist für die meisten Anleger erträglich.
  • Ein Drawdown von 50 % bedeutet: Man braucht eine Verdopplung, um wieder auf den Ausgangspunkt zurückzukehren.

Hier zeigt sich die Tücke: Verluste wiegen mathematisch schwerer als Gewinne.

Wer 50 % verliert, muss 100 % gewinnen, um wieder auf Null zu stehen.

Erholungsphasen als Härteprüfung

Mindestens ebenso wichtig wie die Verlusttiefe ist die Frage: Wie lange dauert die Erholung?

Ein kurzer Einbruch, der innerhalb weniger Monate ausgeglichen wird, ist für viele Anleger akzeptabel. Doch es gibt Märkte und Anlageklassen, die Jahre oder gar Jahrzehnte brauchen, um frühere Höchststände wieder zu erreichen. Beispiele sind die Dotcom-Krise um die Jahrtausendwende oder die große Finanzkrise 2008.

Für Privatanleger ist die Dauer entscheidend, denn sie bestimmt, ob man Geduld hat – oder im Tal der Tränen aussteigt.

Drawdowns als Maßstab für Robustheit

Drawdowns geben einen realistischeren Eindruck vom Risiko als abstrakte Kennzahlen. Ein Fonds mit zehn Prozent jährlicher Rendite wirkt attraktiv – doch wenn er zwischenzeitlich um 60 Prozent einbricht, werden nur wenige Anleger diese Reise tatsächlich mitmachen.

Die Kennzahl ist damit ein Gradmesser für die psychologische Tragfähigkeit einer Strategie: Wer Drawdowns nicht aushält, verliert genau im falschen Moment die Nerven.

Was Anleger daraus lernen können

Eine gute Strategie zeichnet sich nicht nur durch hohe Renditen aus, sondern vor allem durch verkraftbare Verluste und realistische Erholungszeiten. Denn nur so können Anleger die Reise langfristig durchhalten."

Für die Bewertung einer Anlagestrategie reicht es nicht, nur die Durchschnittsrendite anzusehen. Entscheidend sind:

  • Wie tief können Verluste im schlimmsten Fall gehen?
  • Wie schnell erholt sich die Anlage von Krisen?
  • Wie realistisch ist es, dass man selbst in dieser Zeit investiert bleibt?

Eine Strategie mit moderaten Drawdowns und kurzen Erholungsphasen ist oft langfristig attraktiver als ein Konzept, das in guten Jahren Rekorde feiert, in schlechten Jahren aber extreme Rückschläge erleidet.

Drawdowns und Diversifikation

Ein kluger Umgang mit Drawdowns ist Diversifikation. Unterschiedliche Anlageklassen reagieren nicht gleichzeitig und gleich stark auf Krisen. So können ausgewogene Portfolios Verluste abfedern und die Erholungszeiten verkürzen.

Auch aktive Steuerung – etwa durch Rebalancing oder Absicherungsstrategien – kann helfen, die schlimmsten Täler zu vermeiden. Allerdings gilt: Perfekten Schutz gibt es nicht, und jede Absicherung kostet Rendite.

Fazit

Drawdowns und Erholungsphasen sind kein Randthema, sondern der vielleicht ehrlichste Test einer Anlagestrategie.

  • Sie zeigen klar, wie viel Schmerz Anleger aushalten müssen.
  • Sie machen deutlich, dass Gewinne allein nichts sagen, wenn zwischenzeitliche Verluste extrem sind.
  • Sie lassen sich nicht komplett vermeiden – wichtig ist ein bewusster Umgang mit ihnen.

Die Lehre lautet: Eine gute Strategie zeichnet sich nicht nur durch hohe Renditen aus, sondern vor allem durch verkraftbare Verluste und realistische Erholungszeiten. Denn nur so können Anleger die Reise langfristig durchhalten.

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