Nur Rohstoffreichtum reicht nicht Düstere Aussichten für Afrika
Es ist noch nicht lange her, da schien für das lange gebeutelte Afrika ein neues Zeitalter angebrochen, in dem sich allmählich ein Aufbruch aus Elend und Armut abzeichnete. Das Wirtschaftsmagazin The Economist betitelte die Entwicklung im Jahre 2011 mit "Africa Rising". Heute - fünf Jahre später - ist Ernüchterung eingekehrt und die Aussichten scheinen sich wieder zu verdüstern.
Der Aufschwung, der noch vor Kurzem manche afrikanische Volkswirtschaft kennzeichnete, hatte eine Ursache - den Rohstoffreichtum des Kontinents und den Hunger Chinas danach. Auf der Suche nach ertragreichen Rohstoffquellen für seine dynamisch wachsende Wirtschaft entdeckte das Reich der Mitte die Potentiale Afrikas für sich. Man begann systematisch, den Zugang zu diesen Quellen zu erschließen. In der Folge flossen Milliarden-Summen nach Afrika, die vielerorts für einen wirtschaftlichen Aufbruch sorgten. Einige Staaten südlich der Sahara konnten über Jahre zweistellige Wachstumsraten verzeichnen.
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Abschwung mit dem chinesischen Konjunktureinbruch
Inzwischen hat sich die chinesische Konjunktur allerdings merklich abgekühlt, was sich auch deutlich in der Rohstoff-Nachfrage bemerkbar macht. Damit ging automatisch das afrikanische Wirtschaftswunder zu Ende. Besonders zu spüren bekommen das vor allem Länder, deren Wirtschaft einseitig auf Rohstoff-Exporte ausgerichtet ist - zum Beispiel die Ölproduzenten Nigeria und Angola oder der Erzexporteur Südafrika. Aber auch breiter aufgestellte Volkswirtschaften werden in Mitleidenschaft gezogen.
Jetzt, wo sich das Wachstum wieder abschwächt, treten auch die Versäumnisse der vergangenen Jahre stärker zutage. Die Milliarden-Einnahmen wurden nicht ausreichend genutzt, um Infrastruktur zu entwickeln und der Wirtschaft neue Felder auch außerhalb des Rohstoffexports zu erschließen. Das wirtschaftliche Wachstum führte häufig nicht in gleicher Weise zur Schaffung neuer Arbeitsplätze. Die Schere zwischen Arm und Reich hat sich eher weiter geöffnet, Afrikas Mittelschicht und die ärmeren Bevölkerungsgruppen haben nur unterproportional vom neuen Wohlstand profitiert.
Für die europäische Politik bleibt Afrika eine Herausforderung."
Eine Herausforderung für Europa
Darüber hinaus kämpft der Kontinent mit alten Problemen - einer grassierenden Korruption, Demokratie-Defiziten in vielen Staaten, ethnischen, religiösen und politischen Konflikten. Ein Reichtum wird immer mehr zur Last - der an Menschen. Afrikas Bevölkerung wächst jährlich um 2,5 Prozent - bis 2050 rechnet man mit einer Verdoppelung der Bevölkerung auf dann zwei Milliarden Menschen. Wie angesichts der verhaltenen wirtschaftlichen Entwicklung einer Milliarde zusätzlichen Afrikanern Lebens-Perspektiven geboten werden sollen, steht einstweilen in den Sternen. Es dürfte schon zu einer großen Aufgabe werden, überhaupt die Minimal-Existenz sicherzustellen.
Vor diesem Hintergrund ist wohl auch nicht damit zu rechnen, dass der Wunsch von Afrikanern, ihr Heil in reicheren Weltgegenden zu suchen, abebbt. Europa dürfte dabei - naheliegend - weiter im Fokus stehen. Für die europäische Politik bleibt Afrika eine Herausforderung.
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