Regulierung, Zielgruppen, Renditeaussichten ELTIFs in der Praxis
Mit der Reform des „European Long-Term Investment Fund“ (ELTIF) hat die EU ein Anlageinstrument gestärkt, das institutionellen wie privaten Investoren einen strukturierten Zugang zu langfristigen, nicht börsennotierten Vermögenswerten eröffnet.
Infrastrukturprojekte, Wachstumsunternehmen, erneuerbare Energien und private Beteiligungen sollen auf diese Weise mit Kapital versorgt werden – jenseits der kurzfristig getriebenen Kapitalmärkte. Der ELTIF ist damit nicht nur ein Finanzprodukt, sondern auch ein politisches Instrument zur Förderung strategischer Investitionen in die Realwirtschaft.
Regulatorisches Rahmenwerk: Mehr Flexibilität durch die Reform
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Die ursprüngliche ELTIF-Verordnung von 2015 zielte auf langfristige Investments, blieb aber aufgrund strenger Anforderungen lange Zeit hinter den Erwartungen zurück.
Erst mit der überarbeiteten Fassung, die im Januar 2024 in Kraft trat, wurde das Vehikel markttauglicher ausgestaltet.
Zentrale Änderungen betreffen sowohl die Produktstruktur als auch die Anforderungen an den Vertrieb:
- Die Zugangshürden für Privatanleger wurden erheblich gesenkt: Mindestanlagebeträge und zusätzliche Beratungspflichten entfallen, sofern bestimmte Transparenzvorgaben erfüllt sind.
- Die Investitionsmöglichkeiten wurden ausgeweitet: Auch Minderheitsbeteiligungen, börsennotierte Mittelstandsunternehmen und Dachfondsstrukturen sind nun zulässig.
- Die Liquiditätsanforderungen wurden flexibilisiert: So dürfen ELTIFs nun unter bestimmten Bedingungen auch periodische Rücknahmen anbieten.
Diese Neuregelungen sollen sicherstellen, dass der ELTIF stärker in der Breite ankommt – nicht nur bei institutionellen Investoren, sondern auch bei vermögenden Privatanlegern, Family Offices und Stiftungen.
Zielgruppen: Wer investiert in ELTIFs?
Mit der regulatorischen Öffnung richtet sich der ELTIF nun an ein deutlich breiteres Publikum. Während ursprünglich vor allem Versicherungen, Pensionskassen und Versorgungswerke angesprochen waren, entsteht nun auch ein Markt für private Anleger mit langfristigem Horizont.
Geeignet ist der ELTIF insbesondere für Investoren, die:
- bereit sind, Kapital über mehrere Jahre zu binden
- Zugang zu nicht-börsennotierten Märkten suchen
- stabile Erträge bei gleichzeitig strukturellem Impact anstreben
- steuerlich effiziente Anlageformen in der EU präferieren
Typische Vertriebskanäle sind bankennahe Vermögensverwaltungen, unabhängige Finanzberater und spezialisierte Plattformen. Die gestiegene Nachfrage sorgt dafür, dass zunehmend auch Retail-ELTIFs mit niedrigeren Eintrittshürden aufgelegt werden – etwa ab 10.000 oder 20.000 Euro.
Renditeaussichten: Substanzorientierte Performance mit Geduld
Der reformierte ELTIF ist mehr als nur ein neuer Fonds – er ist Ausdruck einer veränderten Investitionskultur. Wer Substanz, Planbarkeit und gesellschaftliche Relevanz in seiner Kapitalanlage sucht, findet hier ein geeignetes Instrument. Gerade in einer Zeit, in der Inflation, politische Unsicherheit und globale Umbrüche das Börsengeschehen dominieren, bieten langfristige, reale Investitionen eine wertvolle Ergänzung."
ELTIFs investieren in Anlageklassen, die sich klassischerweise durch hohe Eintrittsbarrieren, eingeschränkte Liquidität und langfristigen Cashflow-Charakter auszeichnen. Die Renditeerwartung ist entsprechend: moderat bis attraktiv – aber nie kurzfristig.
Typische Zielrenditen variieren je nach Strategie und Anlageklasse. Während Infrastrukturprojekte tendenziell stabile, inflationsgebundene Ausschüttungen bieten, versprechen Private-Equity-ELTIFs höhere Wertsteigerungen, dafür mit längeren Haltefristen und höherem Risiko. Auch nachhaltige Themen wie Energieeffizienz oder Digitalisierung finden zunehmend Eingang in die ELTIF-Welt – mit entsprechenden Impact-Kennzahlen, die neben der Rendite auch die Wirkung messen.
Wichtig ist: ELTIFs zeichnen sich nicht durch tägliche Handelbarkeit oder kurzfristige Kursgewinne aus, sondern durch kontrollierte Kapitalbindung, transparente Projektanlagen und planbare Rückflüsse am Ende der Laufzeit. Sie sind somit ein Gegenpol zur Liquiditätsillusion mancher ETF-Strategien.
Chancen und Herausforderungen in der praktischen Umsetzung
ELTIFs versprechen eine Brücke zwischen Markt und Realwirtschaft – aber sie sind kein Selbstläufer. Die Auswahl geeigneter Manager und Projekte ist entscheidend, ebenso die Kenntnis der individuellen Laufzeitmodelle, Rücknahmebedingungen und Kostenstrukturen. Viele Produkte sind geschlossen strukturiert, das heißt: Es gibt nur begrenzte Zeichnungsfenster und kaum vorzeitige Ausstiegsmöglichkeiten.
Auch die Bewertung nicht-börslicher Vermögenswerte ist komplexer als bei gelisteten Titeln. Wer sich für einen ELTIF entscheidet, muss verstehen, worin genau investiert wird – und welche Rolle das Vehikel im Gesamtportfolio einnimmt.
Fazit: ELTIFs als Baustein langfristiger Strategien
Der reformierte ELTIF ist mehr als nur ein neuer Fonds – er ist Ausdruck einer veränderten Investitionskultur. Wer Substanz, Planbarkeit und gesellschaftliche Relevanz in seiner Kapitalanlage sucht, findet hier ein geeignetes Instrument. Gerade in einer Zeit, in der Inflation, politische Unsicherheit und globale Umbrüche das Börsengeschehen dominieren, bieten langfristige, reale Investitionen eine wertvolle Ergänzung.
ELTIFs sind kein Vehikel für Taktiker oder Spekulanten. Aber sie sind ein Angebot für Anleger, die bereit sind, Geduld mit Perspektive zu verbinden – und Kapital dort wirken zu lassen, wo reale Transformation geschieht.
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