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Finanzlexikon Euribor, der Interbanken-Zinssatz

Der Euribor (Euro Interbank Offered Rate) ist einer der zentralen Zinssätze im europäischen Finanzsystem.

Der Euribor (Euro Interbank Offered Rate) bestimmt die Konditionen, zu denen Banken innerhalb der Eurozone kurzfristige Kredite vergeben. Seine Bedeutung reicht weit über den Bankenmarkt hinaus, da er direkt Kreditzinsen, Sparzinsen und Finanzprodukte für Verbraucher und Unternehmen beeinflusst.

1. Was ist der Euribor?

Der Euribor ist im Grundsatz der ermittelte Zinssatz, zu dem sich Banken innerhalb der Eurozone untereinander kurzfristig Geld leihen.

Er wird täglich ermittelt und dient als Benchmark für eine Vielzahl von Finanzprodukten.

  • Der Begriff Euribor steht für "Euro Interbank Offered Rate" und wurde schon im Jahre 1999 mit der Einführung des Euro eingeführt.
  • Er wird von einem seinerzeit vereinbarten  Panel aus führenden Banken der Eurozone festgelegt, die täglich ihre Zinssätze melden.
  • Der Euribor existiert für verschiedene Laufzeiten – von 1 Woche bis 12 Monate.

2. Bedeutung des Euribor im Finanzsystem

  1. Referenzzins für Kredite und Hypotheken

    • Banken orientieren sich an ihm, um Zinssätze für variable Hypothekenkredite und Unternehmenskredite festzulegen.
    • Eine Zinserhöhung beim Euribor führt automatisch zu höheren Kreditraten für Verbraucher und Unternehmen.

  2. Einfluss auf Spar- und Anleihezinsen

  3. Steuerung durch die Europäische Zentralbank (EZB)

  4. Indikator für die Liquidität im Bankensystem

    • Ein steigender Euribor deutet auf eine angespannte Liquiditätssituation im Bankensystem hin.
    • Sinkende Werte signalisieren eine entspannte Finanzierungslage für Banken.

3. Wie wird der Euribor berechnet?

Der Euribor basiert auf den täglichen Meldungen einer Gruppe von rund 18 Banken, die als repräsentativ für den europäischen Bankenmarkt gelten.

  • Jede Bank meldet den Zinssatz, zu dem sie bereit wäre, Geld zu verleihen.
  • Die höchsten und niedrigsten Werte werden gestrichen, um Verzerrungen zu vermeiden.
  • Aus den verbleibenden Werten wird ein Durchschnitt errechnet, der als Euribor für den jeweiligen Tag und die jeweilige Laufzeit gilt.
  • Die Berechnung erfolgt durch die European Money Markets Institute (EMMI).

4. Die verschiedenen Euribor-Laufzeiten

Der Euribor ist einer der wichtigsten Zinssätze im europäischen Finanzsystem."

Der Euribor wird für verschiedene Laufzeiten veröffentlicht. Die wichtigsten sind:

  1. 1-Wochen-Euribor – kurzfristige Geldmarktgeschäfte zwischen Banken.
  2. 1-Monats-Euribor – oft als Referenz für kurzfristige Unternehmensfinanzierungen genutzt.
  3. 3-Monats-Euribor – häufigste Benchmark für variable Hypothekenzinsen.
  4. 6-Monats-Euribor – Grundlage für mittelfristige Bankkredite.
  5. 12-Monats-Euribor – wichtig für längerfristige Finanzierungen.

5. Der Euribor im Vergleich zu anderen Zinssätzen

  1. Euribor vs. EZB-Leitzins

    • Der EZB-Leitzins ist der Zinssatz, zu dem Banken bei der Europäischen Zentralbank Geld leihen können.
    • Der Euribor ist der Marktzinssatz, der sich aus Angebot und Nachfrage zwischen den Banken ergibt.
    • In der Regel liegt der Euribor über dem EZB-Leitzins.

  2. Euribor vs. LIBOR (bis 2021)

    • Der LIBOR (London Interbank Offered Rate) war das internationale Pendant zum Euribor, wurde aber 2021 abgeschafft.
    • Der Euribor bleibt der wichtigste Referenzzinssatz für den Euro-Raum.

  3. Euribor vs. EONIA (bis 2022)

    • Der EONIA (Euro Overnight Index Average) war ein kurzfristiger Übernachtzins für Banken.
    • Er wurde 2022 durch den €STR (Euro Short-Term Rate) ersetzt, der von der EZB veröffentlicht wird.

6. Entwicklung des Euribor in den letzten Jahren

  • 2015–2021: Null- und Negativzinsen

    • Die Geldpolitik der EZB führte zu historisch niedrigen Zinssätzen.
    • Der 3-Monats-Euribor lag zeitweise unter -0,50 %.

  • 2022–2023: Starke Zinsanstiege

    • Wegen hoher Inflation begann die EZB 2022 mit Zinserhöhungen.
    • Der 3-Monats-Euribor stieg innerhalb eines Jahres von -0,50 % auf über 3,50 %.

  • Aktuelle Lage 2024

    • Der Euribor bewegt sich auf einem hohen Niveau, was Kredite verteuert.
    • Experten erwarten weiterhin hohe Zinsen, solange die Inflation nicht sinkt.

7. Auswirkungen eines steigenden Euribor

  1. Höhere Kreditkosten für Verbraucher

    • Hypothekenzinsen steigen, wodurch Immobilienfinanzierungen teurer werden.
    • Konsumkredite und Unternehmenskredite verteuern sich.

  2. Bessere Verzinsung für Sparer

    • Banken erhöhen die Sparzinsen, wodurch Festgeld attraktiver wird.

  3. Bremse für die Wirtschaft

    • Höhere Zinsen dämpfen Investitionen von Unternehmen und privaten Haushalten.
    • Die Gefahr einer Rezession steigt.

8. Zukunftsausblick für den Euribor

  • Kurzfristig

  • Mittelfristig

    • Sollte sich die Inflation abschwächen, könnte die EZB die Zinsen 2025 wieder senken.
    • Dadurch würde auch der Euribor zurückgehen.

  • Langfristig

    • Experten gehen davon aus, dass der Euribor nicht mehr auf das extrem niedrige Niveau von 2015–2021 zurückfallen wird.

9. Fazit

Der Euribor ist einer der wichtigsten Zinssätze im europäischen Finanzsystem. Er beeinflusst Kredite, Sparzinsen und Investitionen maßgeblich. In Zeiten steigender Zinsen spüren Verbraucher und Unternehmen die Auswirkungen unmittelbar. Die Zukunft des Euribor hängt von der Geldpolitik der EZB sowie der wirtschaftlichen Entwicklung in der Eurozone ab.

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