Die Corona-Epidemie hat bewirkt, dass die Eurostaaten in Fragen der Haushaltsfinanzierung notgedrungen näher zusammenrücken

Bert Flossbach Eurostaaten rücken näher zusammen

Die Corona-Epidemie hat bewirkt, dass die Eurostaaten in Fragen der Haushaltsfinanzierung notgedrungen näher zusammenrücken. Kurzfristig könnte das den Euro künstlich stabilisieren, meint Bert Flossbach.

Bert Flossbach, der Mitbegründer der Kölner Vermögensverwaltung Flossbach von Storch, befürchtet, dass die Verschuldung der EU-Staaten aus dem Ruder laufen könnte. Er vergleicht die aktuelle Finanzpolitik der Europäischen Union mit der eines Dorfes, in dem jeder einzelne Haushalt für die Schulden der Nachbarn haftet. Die Konstellation der kollektiven Haftung hat auf den ersten Blick Vorteile, da die Geldgeber im Vertrauen auf die Finanzkraft der Gemeinschaft bereitwillig Kredit gewähren. Der Nachteil: Schon nach kurzer Zeit wird selbst dem Sparsamsten klar, dass er der Dumme ist, wenn er keine Schulden macht. Es besteht die reale Gefahr, dass auch die sparsamen Mitglieder der Gemeinschaft ihr Ausgabeverhalten verändern werden. Funktionieren kann das Spiel jedoch nur, weil es eine Bank gibt, deren oberste Maxime der Zusammenhalt der Gemeinschaft ist. Um diesen nicht zu gefährden, ist diese Bank bereit, im Notfall die Kredite der anderen Banken zu übernehmen.

Die Situation der Europäischen Union:

  • In der europäischen Gemeinschaft war die Haftung für die Schulden anderer Staaten ursprünglich strikt ausgeschlossen.
  • Jedes Land kann Anleihen begeben und finanziert sich zu den seiner Wirtschaftskraft entsprechenden Konditionen.
  • Die Europäische Zentralbank (EZB) ist die Bank, die sich dem Zusammenhalt in besonderer Weise verpflichtet fühlt und darum die Anleihen der einzelnen Unionsmitglieder aufkauft.
  • Christine Lagarde, die Präsidentin der EZB, forderte nun, dass es hinsichtlich der Finanzierungsbedingungen der einzelnen Euroländer keine Unterschiede mehr geben dürfe. Die Staaten im Süden Europas litten besonders stark unter der Corona-Epidemie und müssten von den wirtschaftsstärkeren Staaten der EU unterstützt werden.

Die Verschuldung der EU-Staaten könnte aus dem Ruder laufen."

Corona ebnet den Weg in die Schuldenunion

Nach Ansicht von Bert Flossbach agiert die EZB damit am Rande der Legalität. Mit einer solchen Politik wird die lenkende Funktion des Kapitalmarktes gestört. Im Vertrauen auf die Wirtschaftskraft der Gemeinschaft werden internationale Investoren unter diesen Rahmenbedingungen nicht mehr auf die Bonität der einzelnen Staaten achten, obwohl es an Wachstumsperspektiven fehlt.

Der Zusammenhalt zwischen den Staaten wird kurzfristig gestärkt. Es besteht jedoch die reale Gefahr, dass eine Schuldenwelle losgetreten wird, die unweigerlich in einer Krise enden muss.

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