Finanzlexikon Fondsrating - die Bewertung von Fonds
Investmentfonds sind eine der beliebtesten Anlageformen für private und institutionelle Investoren. Sie ermöglichen eine breite Streuung des Risikos und bieten Zugang zu einer Vielzahl von Anlagemärkten. Doch angesichts der großen Auswahl an Fonds stellt sich für viele Anleger die Frage: Welcher Fonds ist der richtige?
Hier kommt das Fondsrating ins Spiel. Es handelt sich um ein Bewertungssystem, das Investoren dabei hilft, die Qualität und Attraktivität eines Fonds zu beurteilen. Fondsratings werden von unabhängigen Rating-Agenturen erstellt und basieren auf verschiedenen Kriterien wie Rendite, Risiko, Kostenstruktur und Managementqualität.
Was ist ein Fondsrating?
Ein Fondsrating ist eine systematische Bewertung eines Investmentfonds durch eine unabhängige Agentur oder ein Finanzdienstleistungsunternehmen. Ziel ist es, Anlegern eine objektive Einschätzung über die Qualität und die Erfolgsaussichten eines Fonds zu geben.
Diese Bewertungen beruhen auf einer Analyse historischer Daten, risikobezogener Faktoren und qualitativer Einschätzungen des Fondsmanagements. Die bekanntesten Anbieter von Fondsratings sind Morningstar, Scope, Lipper und S&P Global.
Methoden und Kriterien der Fondsbewertung
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Die Bewertung eines Fonds erfolgt auf Basis mehrerer Faktoren. Dabei setzen die Rating-Agenturen unterschiedliche Methoden ein, die entweder auf rein quantitativen oder auf einer Kombination aus quantitativen und qualitativen Aspekten beruhen.
1. Quantitative Bewertung – Performance- und Risikokennzahlen
Viele Fondsratings basieren auf einer rein mathematischen Analyse der historischen Wertentwicklung. Hierbei werden verschiedene Kennzahlen berücksichtigt:
- Rendite: Die vergangene Wertentwicklung eines Fonds wird analysiert, um hieraus ggf. Rückschlüsse auf die zukünftige Leistungsfähigkeit des Fonds zu ziehen.
- Volatilität: Die Schwankungsbreite des Fonds gibt Hinweise auf dessen Risikoprofil.
- Sharpe Ratio: Diese Kennzahl zeigt das Verhältnis zwischen erzielter Rendite und eingegangenem Risiko.
- Maximum Drawdown: Misst den maximalen Verlust innerhalb eines bestimmten Zeitraums und gibt an, wie stark ein Fonds in Krisenzeiten gefallen ist.
- Tracking Error: Diese Kennzahl gibt an, wie stark ein Fonds von seiner Benchmark abweicht und zeigt damit an, ob das Fondsmanagement aktiv oder passiv verwaltet.
Quantitative Fondsratings haben den Vorteil, dass sie objektiv und leicht vergleichbar sind. Allerdings haben sie den Nachteil, dass sie ausschließlich auf historischen Daten basieren und keine zukünftige Entwicklung vorhersagen können.
2. Qualitative Bewertung – Fondsmanagement und Strategie
Neben der rein mathematischen Analyse spielt auch eine qualitative Beurteilung eine Rolle. Diese erfolgt durch Analysten, die den Fonds anhand folgender Faktoren bewerten:
- Erfahrung und Kompetenz des Fondsmanagements: Die Qualifikation und die bisherigen Erfolge des Fondsmanagers werden analysiert.
- Investmentstrategie: Die Klarheit, Umsetzbarkeit und Stringenz der Anlagestrategie sind entscheidend für den langfristigen Erfolg eines Fonds.
- Kosteneffizienz: Hohe Gebühren können die Rendite eines Fonds erheblich schmälern. Fonds mit einer günstigen Kostenstruktur werden oft besser bewertet.
- Nachhaltigkeitsaspekte: Immer häufiger fließen ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) in die Fondsbewertung ein.
Qualitative Fondsratings bieten einen tieferen Einblick in die Funktionsweise eines Fonds, sind jedoch weniger objektiv und stärker von der Einschätzung der Analysten abhängig.
Bekannte Rating-Agenturen und ihre Bewertungsmethoden
Anleger sollten Fondsratings als eine von mehreren Entscheidungsgrundlagen nutzen und weitere Faktoren wie Kosten, persönliche Anlagestrategie und Marktumfeld in ihre Überlegungen einbeziehen. Wer sich nicht allein auf ein einziges Rating verlässt, kann mit einem diversifizierten und fundierten Ansatz bessere Anlageentscheidungen treffen."
1. Morningstar Rating
Morningstar ist einer der bekanntesten Anbieter von Fondsratings. Die Bewertung erfolgt auf einer Fünf-Sterne-Skala, wobei fünf Sterne die beste Bewertung darstellen.
- Die Bewertung basiert auf der historischen risikoadjustierten Rendite eines Fonds im Vergleich zu anderen Fonds derselben Kategorie.
- Die Performance wird über unterschiedliche Zeiträume hinweg analysiert (drei, fünf und zehn Jahre).
- Das Morningstar Rating ist rein quantitativ und berücksichtigt keine qualitativen Faktoren wie Fondsmanagement oder Strategie.
2. Scope Fondsrating
Scope ist eine europäische Rating-Agentur, die Fonds nach einem A- bis E-Ratingsystem bewertet.
- Das Rating berücksichtigt sowohl quantitative als auch qualitative Faktoren.
- Besonders stark gewichtet werden das Fondsmanagement und die strategische Ausrichtung.
- Fonds mit hohen Kosten werden im Rating tendenziell schlechter eingestuft.
3. Lipper Rating
Lipper, eine Tochtergesellschaft von Refinitiv, verwendet ein Fünf-Punkte-Rating und bewertet Fonds in fünf Kategorien:
- Total Return: Gesamtertragsstärke im Vergleich zur Peergroup.
- Consistent Return: Konstanz der Rendite über verschiedene Marktzyklen hinweg.
- Capital Preservation: Fähigkeit eines Fonds, Verluste in Marktrückgängen zu minimieren.
- Expense Rating: Beurteilung der Kostenstruktur im Vergleich zu anderen Fonds.
4. S&P Global Fondsrating
S&P Global Ratings ist vor allem für seine Bewertung von Unternehmensanleihen und Staaten bekannt, bietet aber auch Fondsratings an.
- S&P analysiert Fonds sowohl quantitativ als auch qualitativ.
- Die Analyse erfolgt anhand einer AAA- bis D-Skala.
- Besonders berücksichtigt werden langfristige Performance und Managementqualität.
Vorteile und Grenzen von Fondsratings
Vorteile
- Vergleichbarkeit: Fondsratings ermöglichen es Investoren, verschiedene Fonds objektiv miteinander zu vergleichen.
- Transparenz: Durch die Veröffentlichung der Bewertungsmethoden erhalten Anleger wertvolle Informationen über die Qualität eines Fonds.
- Frühwarnsystem: Schlechte Ratings können darauf hinweisen, dass ein Fonds hohe Risiken oder eine ineffiziente Strategie verfolgt.
- Anlegerorientierung: Fondsratings helfen insbesondere unerfahrenen Investoren, fundierte Entscheidungen zu treffen.
Nachteile und Kritik
- Vergangenheitsbezogen: Fondsratings basieren auf historischen Daten und bieten keine Garantie für zukünftige Entwicklungen.
- Unterschiedliche Bewertungsmethoden: Jede Rating-Agentur verwendet eigene Kriterien, was zu abweichenden Bewertungen führen kann.
- Kostenstruktur wird oft vernachlässigt: Einige Ratings berücksichtigen nicht in ausreichendem Maße die Gebühren eines Fonds, obwohl diese die langfristige Rendite stark beeinflussen können.
- Mangelnde Berücksichtigung von Marktrisiken: Ein Fonds kann ein hohes Rating haben, da er in einem betrachteten Zeitraum von einem für ihn positiven Marktumfeld profitiert hat. In Krisenzeiten könnte sich die Performance jedoch völlig anders entwickeln.
Wie Anleger Fondsratings sinnvoll nutzen können
Fondsratings sind eine wertvolle Orientierungshilfe, sollten jedoch nicht als alleiniges Entscheidungskriterium verwendet werden. Um eine fundierte Investmententscheidung zu treffen, sollten Anleger:
- Mehrere Ratings vergleichen: Da jede Agentur eigene Bewertungsmethoden verwendet, kann es hilfreich sein, verschiedene Ratings heranzuziehen.
- Eigene Ziele und Risikobereitschaft berücksichtigen: Ein Fonds mit einem hohen Rating passt nicht zwangsläufig zur eigenen Anlagestrategie.
- Die Kostenstruktur genau prüfen: Hohe Gebühren können langfristig die Rendite erheblich schmälern.
- Auf langfristige Bewertungen achten: Fonds mit einer stabilen Performance über zehn Jahre sind oft zuverlässiger als Fonds mit kurzfristig starken Renditen.
Fazit
Fondsratings sind ein wichtiges Instrument, um die Qualität und Attraktivität eines Investmentfonds einzuschätzen. Sie bieten eine objektive Grundlage für Anlageentscheidungen, sind aber nicht frei von Schwächen.

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