Köpfe und Konzepte der Finanzwelt

Wirtschaftsdenker: Benoit Mandelbrot (1924–2010) Fraktale Märkte und die Logik des Unregelmäßigen

Warum ökonomische Bewegungen sprunghafter sind, als Modelle annehmen.

Viele klassische Finanzmodelle beruhen auf der Annahme, dass Märkte sich glatt, stetig und annähernd normalverteilt verhalten. Benoit Mandelbrot stellte diese Sicht radikal infrage. Er zeigte, dass wirtschaftliche Bewegungen von Sprüngen, Clustern, Unregelmäßigkeit und langen Ausschlägen geprägt sind. Sein Ansatz öffnete eine neue Perspektive: Märkte folgen nicht einfachen Kurven, sondern komplexen Mustern, die fraktalen Strukturen ähneln. Weitere Aphorismen und Konzepte sind hier.

Märkte, die nicht glatt verlaufen

Mandelbrot machte sichtbar, dass Kursverläufe nicht sanft schwanken, sondern von Häufungen extremer Bewegungen geprägt sind. Solche Ausschläge treten häufiger auf, als klassische Modelle erwarten.

Extreme Ereignisse sind systemisch, nicht zufällig."

Die Annahme stetiger Veränderungen verdeckt, wie ungleich Risiken verteilt sind. Mandelbrot zeigte, dass Volatilität nicht zufällig streut, sondern in Wellen entsteht:

Perioden geringer Bewegung wechseln mit Phasen intensiver Ausschläge.

Kerngedanken seines Ansatzes:

  • Märkte entwickeln Muster, die über mehrere Zeitskalen hinweg ähnlich wirken.
  • Risiken sind nicht dünn verteilt, sondern konzentriert.
  • Extreme Ereignisse sind nicht Ausreißer, sondern Teil des Systems.

Diese Sicht verändert das Verständnis wirtschaftlicher Dynamik: Stabilität ist kein Normalzustand, sondern ein Zwischenstadium.

Der Forscher der rauen Geometrie

Benoit Mandelbrot war Mathematiker, Grenzgänger zwischen Disziplinen und der Entdecker der fraktalen Geometrie. Sein Blick auf Märkte war nicht modellfixiert, sondern empirisch. Er analysierte reale Daten und erkannte Muster, die Theorien nicht erklärten. Mandelbrot verband mathematische Tiefe mit praktischer Beobachtung: Märkte bestehen aus vielen kleinen Entscheidungen, deren Zusammenspiel unregelmäßige, sprunghafte Strukturen erzeugt.

Sein Ansatz zeigte, dass ökonomische Systeme nicht durch Glätte, sondern durch Rauheit geprägt sind. Diese Rauheit macht sie zugleich widerstandsfähig und verletzlich.

Warum Mandelbrots Ansatz heute zentral ist

Moderne Märkte verstärken genau jene Dynamiken, die Mandelbrot beschrieben hat: algorithmische Handelsmechanismen, digitale Netzwerkeffekte, globale Informationsströme und hohe Interdependenzen erzeugen Bewegungen, die sich schlagartig ausbreiten.

Volatilität tritt nicht zufällig, sondern gehäuft auf. Ereignisse, die früher als Ausnahmen galten, sind heute Teil des Musters.

Die fraktale Sicht erklärt nicht nur Kursverläufe, sondern auch Risiken in Lieferketten, technologischen Systemen und globalen Netzwerken. Mandelbrots Perspektive macht deutlich:

Komplexe Systeme brauchen Modelle, die Unregelmäßigkeit einbeziehen – nicht solche, die sie ausblenden.

Fazit und Merksätze

Mandelbrots Arbeit zeigt, dass Märkte nicht glatt und berechenbar sind, sondern von sprunghaften Mustern geprägt werden. Risiken entstehen aus der Struktur der Bewegung, nicht nur aus ihrem Ausmaß.

Drei Merksätze:

  1. Märkte folgen fraktalen Mustern, nicht glatten Kurven.
  2. Extreme Ereignisse sind systemisch, nicht zufällig.
  3. Risiko offenbart sich in der Rauheit wirtschaftlicher Bewegungen.

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