Kunst und Kommerz - zwei Seiten einer Medaille

Serie Zur Person: Dinge verändern sich laufend Friedrich Liechtenstein war ziemlich pleite

Als Lebens- und Unterhaltungskünstler ist der 61-jährige Friedrich Liechtenstein heute sehr gefragt. Er arbeitete bereits als Puppenspieler sowie Theaterintendant und ist heute Musiker und Performer. Seine ausgesprochen harten Lebensphasen sieht er wunderbar gelassen.

Er lebt derzeit in Wien, wo er sich unerkannt und unbehelligt bewegen kann - in Berlin ist Friedrich Liechtenstein hingegen einschlägig bekannt. Mit dem EDEKA-Werbespot, in dem er den Titel "Supergeil" performt, gelang ihm der Durchbruch als Musiker, wie die Klicks in Millionenhöhe belegen. Als Lebenskünstler hatte er sich ohnehin schon bewiesen.

Autorenbox (bitte nicht verändern)

Keine Wohnung, kein Auto - aber ein enormes Maß an Freiheit

Es ist diese Gelassenheit, die Friedrich Liechtenstein so authentisch vermittelt: Er macht aus seinem Absturz keinen Hehl, zeitweise hatte er weder eine Wohnung noch ein Auto oder ein nennenswertes Einkommen. Wie er selbst im Rückblick resümiert, hatte er sich die Situation schöngeredet, zog in das Turmzimmer einer Brillenmanufaktur in Berlin und arbeitete weiter an seiner musikalischen Karriere. Mit dem Werbespot gelang ihm auch die Veröffentlichung eines erfolgreichen Albums - und die weitere Enthaltsamkeit. 

Er wolle nichts mehr, er komme wunderbar mit einer gemieteten möblierten Wohnung und vor allem ohne Auto oder Fahrrad aus, im Gegenteil, er schätze die damit verbundene uneingeschränkte Beweglichkeit. Auch sein Gedanke, dass ein Verzicht auf Besitz weniger erpressbar mache, hat einen gewissen Charme - und wirkt bei ihm absolut glaubwürdig.

Wenn man sich dafür interessiere, könne man auf jedem Gebiet reich werden."

Kunst und Kommerz - zwei Seiten einer Medaille?

Zu Geld hat Liechtenstein ein ebenso entspanntes Verhältnis: Wenn man sich dafür interessiere, könne man auf jedem Gebiet reich werden - so sein Fazit. Vorsorge sei jedenfalls nicht sein Ding, ganz einfach weil das zu langweilig wäre. Es gehe ihm auch nicht darum, Werte systematisch an- und aufzubauen, er sei vielmehr Jäger und Sammler, der das nehme, was sich ihm bietet. Ein Faktor für diese Einstellung dürfte seine fehlende Angst sein, die aus seiner Sicht hinter dem Anlegen von Vorräten jeder Art steckt. So dürfte nicht zu erwarten sein, dass Liechtenstein aus kommerziellen Gründen für die Masse produzieren wird, sondern weiterhin an seiner Strategie, etwas Leckeres und Kostbares zu kreieren, festhalten wird.

Allerdings plädiert er für Toleranz, denn es sollte alles möglich sein: erfolgreiche Künstler, die Millionen verdienen, weniger Erfolgreiche, die sich verschulden, grundsolide Menschen und Überflieger, die eher auf der Überholspur zu Hause sind. Die Welt sollte bunt und vielfältig sein. Geld sieht Liechtenstein als Instrument zur Teilhabe am Leben, er vermutet auch, dass es mit Blut befleckt ist, trotzdem sei es doch das kleinste Übel, um eine Gesellschaft überhaupt organisieren zu können.

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