Zusammenhänge frühzeitig erkennen

Serie Bildung: Kinder und Finanzen Für diese Investition ist es nie zu früh

Wie bekommen Kinder ein Gefühl für Geld? Indem sie Geld aktiv spielerisch erleben. Doch während der Wert von Waren beim Einkauf im Supermarkt sprichwörtlich greifbar ist, gestalten sich Kaufen und Zahlen im Internet weit weniger plastisch. Finanzwissen für Kids?

Julian sitzt vor dem Kaufladen, bedient durch seinen großen Bruder. "Fünf Kilo Kartoffeln," verlangt er. "Das macht zehn Pfund" informiert ihn Dennis, der den Familienurlaub in Cornwall verbrachte. Bei aller Freude am Kaufen und Verkaufen - der Sechsjährige hat Probleme, den Warenwert objektiv einzuschätzen. Nicht weiter schlimm, es sei denn, Dennis hat mit 16 noch nichts dazugelernt, wenn er per Handy, Karte oder online für Ebay-Artikel, Downloads oder Telefonflats zahlt.

Finanzwissen: Früh übt sich

Bereits zwölfjährige Kinder haben Zugang zu Online-Banking über Guthabenkonten und Bankkarten mit Zahlfunktion - und es gibt einen Markt dafür: Nach einer Jugendfinanzstudie der Münchner Agentur Youngcom nutzen über 47 Prozent aller Kinder und Jugendlichen Online-Banking, 39 Prozent zücken schnell die Karte, die Bedürfnisse von jetzt auf gleich befriedigt. Virtuelle Zahlmöglichkeiten nehmen nicht nur weiter zu, sondern machen das Bezahlen per Click verführerisch kinderleicht. Michael Bretz, Leiter des Ressorts Wirtschaftsforschung der Auskunftei Creditreform bestätigt, dass besonders Kinder und Jugendliche für diese Form niedrigschwelliger Bezahlverfahren zugänglich sind: Nicht selten müssen Eltern Verträge ihrer minderjährigen Sprösslinge aufwendig rückabwickeln.

Investition in Finanzwissen: Transparente Entscheidungen

Als Digital Natives quasi im Netz groß geworden, haben viele Kinder und Jugendliche dennoch Defizite, was virtuelles Finanzwissen angeht, wie Andreas Roeske von Bricklebrit bekräftigt. Bricklebit engagiert sich, Kinder und ihre Eltern mit besserem Finanzwissen auszustatten. Weil Roeske weiß, dass es für den überlegten Umgang mit Geld nie zu früh ist, betreut er sogar Kindergartenprojekte. Über Geld spricht man nicht? Im Gegenteil. Bricklebit empfiehlt, Familienfinanzen aus der Tabuzone ins Rampenlicht zu holen. Auch wenn das bedeutet, die Endlichkeit von Budgets und Gründe für Kaufentscheidungen zu thematisieren, Online-Banking und -shopping eingeschlossen.

Sobald Kinder zählen können, lernen sie einschätzen, was die begehrten Weingummischlangen wert sind - indem sie ihre Wünsche nach Süßigkeiten in Beziehung zur wöchentlichen Taschengeldeinnahme setzen. Das Finanzwissen-Grundschulprojekt Schulschwein geht noch weiter: Es arbeitet mit einem in vier Fächer unterteilten Sparschwein - für überlegtes Sparen, Ausgeben, Investieren und eine "Gute Tat", dessen Budget nach Absprache ausgegeben werden darf.

Wie Blinde vor der Farbe: Basiswissen Geld

Schuldnerberatungen, die einen Anstieg von Jugendverschuldung verzeichnen, empfehlen speziell entwickelte Unterrichtsmaterialien und ein Einüben des Basisumgangs mit Bargeld - für einen Überblick über das Budget. Leider haben Schulen beim Thema Finanzwissen und Wirtschaft großen Nachholbedarf - öffentlich geförderte Projekte wie ein Fach Geldkunde sind noch die Ausnahme. Ein Lernbereich Verbraucherbildung ist zwar angedacht, aber harrt weiter der Umsetzung.

Nie sind Kinder zu klein, um etwas über den Umgang mit Zahlen zu lernen."

Wie groß ist das Interesse Jugendlicher an Finanzwissen? Glaubt man der Jugendstudie des Bundesverbandes Deutscher Banken von 2012, beschäftigt sich nur ein Drittel zwischen 14 und 17 mit seinen Finanzen, ein weiteres Drittel gibt zu, sich nicht auszukennen. Wirtschaftswissenschaftler Bretz jedenfalls ist sicher: Wo Finanzwissen im Unterricht größeren Raum einnimmt, begeistern sich mehr Kinder und Jugendliche für den Umgang mit ihren Finanzen - und damit für Wirtschaftskreisläufe, Zinsen und Kredite. Eine Begeisterung, die sich allerdings kaum unter Notendruck erzwingen lässt.

Fazit: Gute Gewohnheiten in Finanzdingen, in der Kindheit erworben, prägen fürs Leben. Nie sind Kinder zu klein, um etwas über den Umgang mit Finanzen zu lernen - im Rahmen ihres eingegrenzten finanziellen Erlebensspielraums, versteht sich. Doch wer früh Erfolgserlebnisse verbucht, geht kontrollierter mit Geld um.

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