Kann schnell teuer werden Gefahr Dispositionskredit
Bequem, aber kostspielig: Wie der Überziehungskredit zur Schuldenfalle werden kann.
Der Dispositionskredit, kurz „Dispo“, ist ein Produkt, das fast jedem Menschen mit einem Girokonto vertraut ist. Er erlaubt es, das Konto zu überziehen – meist bis zu einer individuell festgelegten Grenze. Ohne Antrag, ohne Sicherheiten, ohne Wartezeit. Diese Flexibilität macht den Dispo für viele zur schnellen Antwort auf kurzfristige Engpässe. Wenn eine Rechnung früher kommt als das Gehalt oder eine unerwartete Ausgabe fällig wird, ist der Dispo zur Stelle.
Doch genau diese Bequemlichkeit birgt Risiken. Denn was unkompliziert beginnt, kann sich stillschweigend zu einem dauerhaften Minus entwickeln – mit teuren Folgen. Die Zinsen für Dispositionskredite zählen regelmäßig zu den höchsten am Markt. Und wer die Grenze regelmäßig ausschöpft, verliert nicht nur Überblick, sondern auch Spielraum für echte finanzielle Planung.
Wie der Dispo funktioniert – und wo die Tücke liegt
Der Dispo sollte wie ein Ersatzreifen behandelt werden – da, wenn man ihn braucht, aber nichts für den Dauerbetrieb. Wer seine Finanzen bewusst steuern will, braucht Klarheit – und die beginnt mit der Frage: Warum ist mein Konto eigentlich im Minus? Und wie lange noch?"
Der Dispokredit ist ein nicht zweckgebundener, revolvierender Kreditrahmen, der mit dem Girokonto verknüpft ist. Das bedeutet: Er muss nicht separat beantragt werden, sondern wird von vielen Banken automatisch eingeräumt – oft in Höhe von zwei bis drei Nettomonatsgehältern.
Wird das Konto überzogen, entstehen Zinskosten nur für den tatsächlich genutzten Betrag und nur für die entsprechende Zeit. Das klingt fair – wäre da nicht der Zinssatz. Viele Banken verlangen für den Dispo immer noch über 10 Prozent pro Jahr. Bei zusätzlichen Überziehungen über die eingeräumte Grenze hinaus – sogenannten „geduldeten Überziehungen“ – sind sogar noch höhere Zinsen möglich.
Problematisch wird es, wenn der Dispo nicht nur über Tage, sondern über Monate in Anspruch genommen wird. Dann summieren sich die Zinsen zu Beträgen, die in keinem Verhältnis zur tatsächlichen Kredithöhe stehen. Zudem entsteht oft ein psychologischer Gewöhnungseffekt: Das Konto ist zwar ständig im Minus, aber „funktioniert“ weiter. Die Schulden sind unsichtbar – aber real.
Warum der Dispo so teuer ist – und dennoch gern genutzt wird
Die hohe Zinshöhe des Dispokredits hat mehrere Gründe: Er ist unbesichert, wird ohne weitere Prüfung vergeben und kann von heute auf morgen gekündigt werden. Für die Bank bedeutet das ein erhöhtes Risiko – das sie sich entsprechend vergüten lässt.
Zugleich profitieren viele Banken davon, dass Dispokredite nicht als klassischer Kredit wahrgenommen werden. Es gibt keine monatliche Rate, keine Laufzeit, keine offizielle Schuldenaufnahme. Für viele Nutzer ist der Dispo daher ein „kleines Minus“, kein ernstzunehmender Kredit – was dazu führt, dass sie ihn unterschätzen.
Die psychologische Wirkung ist dabei nicht zu unterschätzen. Anders als bei einem Ratenkredit, dessen Rückzahlung Monat für Monat sichtbar ist, bleibt der Dispo oft unauffällig – solange das Girokonto im Alltag funktioniert. Doch gerade diese Unsichtbarkeit macht ihn gefährlich.
Wann der Dispo sinnvoll sein kann – und wann nicht
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Es gibt Situationen, in denen der Dispokredit ein sinnvolles Instrument ist – etwa bei:
- kurzfristigen Zahlungsverschiebungen, z. B. wenn eine Rechnung vor dem Gehalt fällig wird
- sehr kurzfristigen, überschaubaren Engpässen mit sicherer Rückzahlung
- Notfällen, bei denen schnelle Liquidität erforderlich ist
Doch der Dispo ist kein Mittel zur strukturellen Finanzierung.
Wer regelmäßig im Minus ist oder seinen Disporahmen voll ausschöpft, nutzt ihn nicht mehr als Brücke, sondern als Ersatz für dauerhaft fehlende Mittel – und sollte dringend über Alternativen nachdenken.
Was tun, wenn der Dispo zur Dauereinrichtung geworden ist?
Der erste Schritt ist die Bestandsaufnahme: Wie lange besteht das Minus bereits? Wird es regelmäßig größer? Kommt es nach dem Geldeingang wieder auf Null – oder bleibt eine „Kernschuld“ bestehen? Viele Menschen erkennen erst beim genaueren Blick, dass sie sich seit Monaten oder gar Jahren im Minus befinden – ohne dass sie es bewusst geplant hätten.
Sinnvolle Maßnahmen können sein:
- Umwandlung in einen günstigeren Ratenkredit
- temporärer Verzicht auf Konsum, um das Konto gezielt auszugleichen
- klare Budgetierung zur Vermeidung neuer Überziehungen
- Gespräche mit der Bank über alternative Kreditformen
Besonders wichtig: Ein dauerhafter Dispo ist kein Zeichen von Flexibilität, sondern von fehlender finanzieller Kontrolle. Wer ihn zurückführt, gewinnt nicht nur Zinsen, sondern auch Handlungsspielraum zurück.
Fazit: Der Dispo ist ein nützliches Werkzeug – aber kein Alltagskredit
Ein Dispokredit kann helfen, kurzfristige Engpässe zu überbrücken – unkompliziert und flexibel. Doch wer ihn über längere Zeiträume nutzt, zahlt teuer dafür. Die scheinbare Freiheit verwandelt sich dann in eine stille Schuldenfalle. Und je länger die Rückkehr ins Plus dauert, desto schwerer wird sie.
Deshalb gilt: Der Dispo sollte wie ein Ersatzreifen behandelt werden – da, wenn man ihn braucht, aber nichts für den Dauerbetrieb. Wer seine Finanzen bewusst steuern will, braucht Klarheit – und die beginnt mit der Frage: Warum ist mein Konto eigentlich im Minus? Und wie lange noch?

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