Es ist nicht nur die Psychologie, die anfällig für Replikationskrisen ist

Replikationskrise Geld macht nicht egoistisch

Geld macht nicht glücklich, fördert den Egoismus und bringt unsere asozialen Facetten zum Vorschein. Das ist nicht nur gängiges Vorurteil, sondern wird scheinbar durch psychologische Experimente bestätigt. Doch der Anschein der Wissenschaftlichkeit trügt. Wiederholt man die Experimente, sind die Resultate längst nicht mehr so eindeutig. Man nennt dies auch Replikationskrise.

Es ist aber nicht nur die Psychologie, die anfällig für Replikationskrisen ist. Das Phänomen tritt in allen Wissenschaften auf, die sich mit menschlichem Verhalten befassen und dieses anhand von Beobachtungen zu ergründen versucht. Da es hier anders als in den Naturwissenschaften keine unabänderlichen Gesetzmäßigkeiten gibt, versucht man durch Empirie Erkenntnisse zu gewinnen und daraus Theorien abzuleiten. Die Erfassung der Verhaltens-Wirklichkeit geschieht dabei auch mit Hilfe von Experimenten.

Nur jedes dritte Experiment in der Wiederholung bestätigt

So wurden im Falle des Geldes einigen Probanden Bilder von Geldscheinen gezeigt oder man händigte ihnen im Rahmen eines Monopoly-Spiels Spielgeld aus und untersuchte anschließend das Verhalten im Vergleich zu Testpersonen "ohne Geldbezug". Dabei legten die Geld-Probanden egoistischere Verhaltensweisen an den Tag, was zu der Schlussfolgerung führte, dass alleine der Anblick oder ein Gefühl von Geld schon eigensüchtig macht. Es bedarf nicht einmal des realen Wertes. 

Diese und viele andere bekannte Experimente, bei denen soziales Verhalten mit spektakulären Ergebnissen untersucht wurden, sieht man allerdings inzwischen kritisch. Denn bei Wiederholungen konnten die ursprünglichen Resultate oft nicht bestätigt werden. In der Psychologie nahm man sich der Replikation besonders gründlich an. Hier wurden systematisch hundert bekannte Experimente erneut durchgeführt. Nur etwa ein Drittel der Wiederholungs-Versuche führten zum gleichen Ergebnis. Das ist natürlich kein gutes Zeugnis für die Aussagekraft.

Auch der unbestechlichste Wissenschaftler ist nicht vor Subjektivität gefeit."

Eher Zufall als System

Das gilt gerade für die Erkenntnis "Geld macht egoistisch". Obwohl es viele Experimente mit ähnlichen Ergebnissen gibt, sind immer mehr Wissenschaftler der Auffassung, dass das in den Versuchen beobachtete Egoismus-Verhalten eher Zufall als System gewesen ist. Denn in Replikations-Experimenten ließ es sich regelmäßig nicht wiederholen. 

Es gibt mehrere Ursachen für die Replikationskrise. In den seltensten Fällen steckt gewollter Betrug dahinter. Eher liegt es daran, dass Forscher denjenigen Test- und Auswertungsmethoden den Vorzug geben, die ihre Hypothesen bestätigen. 

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