IWF warnt Globale Inflationstendenzen
Im Juli sind die Verbraucherpreise in Deutschland um 3,8 Prozent gestiegen - so stark wie seit 25 Jahren nicht. Der Preisauftrieb ist kein singuläres deutsches Phänomen, sondern zeigt sich in vielen Industriestaaten. In den USA lag der Preisanstieg zuletzt sogar bei über 5 Prozent. Der IWF sieht inzwischen globale Inflationstendenzen.
Für die Industrieländer geht der Währungsfonds in seiner jüngsten Prognose von einer Inflationsrate von durchschnittlich 2,4 Prozent für 2021 aus. Noch im April hatte er 1,6 Prozent angenommen. Auch für 2022 wird die Vorhersage angepasst. Hier rechnet der IWF jetzt mit 2,1 Prozent statt bisher 1,7 Prozent.
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Noch zu früh für Eingreifen der Notenbanken
Trotzdem ist es nach Meinung der Washingtoner Experten für Notenbanken-Aktionen noch zu früh. Es müsse erst Klarheit bestehen, ob der Preisauftrieb ein vorübergehendes Phänomen sei oder sich verstetige. Bei Letzterem wäre Eingreifen angesagt. Viele Notenbanken - allen voran die EZB - würde dies vor Herausforderungen stellen, bedeutete das doch eine Abkehr von der viele Jahre geübten ultralockeren Geldpolitik mit gigantischen Anleihekäufen und niedrigsten Zinsen. Eine solche Kehrtwende brächte erhebliche Unwägbarkeiten mit sich. Nicht zuletzt deshalb ist der IWF wohl vorerst fürs Abwarten.
Bisher gehen viele Experten davon aus, dass der Preisauftrieb sich spätestens im nächsten Jahr wieder abflachen wird. Die momentan stark steigenden Preise werden Nachholeffekten nach monatelangem Corona-Lockdown und gestörten Lieferketten infolge der Pandemie zugeschrieben. Sobald sich die Lage wieder normalisiere, kommen danach auch die Preise "wieder ins Lot". Aber sicher ist das nicht.
Bisher gehen viele Experten davon aus, dass der Preisauftrieb sich spätestens im nächsten Jahr wieder abflachen wird."
Zum einen könnte Corona noch manche Überraschung mit ungeahnten Auswirkungen bereithalten, zum anderen gibt es bei Inflation auch so etwas wie eine Eigendynamik, genährt aus Anpassungsreaktionen und Erwartungen der Wirtschaftsakteure. Eine solche Inflationsspirale ist genauso negativ zu bewerten wie ihr Gegenteil - die Deflationsspirale.
Deutschlands Wirtschaftswachstum auf dem zweitletzten Platz
Für Deutschland halten die IWFler noch eine zweite unschöne Nachricht bereit. Sie sehen trotz Inflation bei uns für dieses Jahr ein mäßiges Wirtschaftswachstum von lediglich 3,6 Prozent - das zweitniedrigste aller Industrieländer, nur Japans Wirtschaft wächst noch langsamer. Das reicht nicht, um den 4,8 Prozent-Einbruch der deutschen Wirtschaft im vergangenen Jahr auszugleichen. Wir werden uns wohl länger gedulden müssen.
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