Gründe, die für eine höhere Inflation sprechen
Nach einer langen Zeit relativer Preisstabilität ist die Inflation 2022 und 2023 mit Macht zurückgekehrt. Inzwischen sinken die Inflationsraten zwar wieder, vom Zwei-Prozent-Ziel der EZB sind wir aber weit entfernt. Trotzdem erwarten die Finanzmärkte ein Erreichen dieser Marke binnen zwei Jahren.
Das könnte sich als Irrtum erweisen, meinen Experten der US-Investmentgesellschaft Capital Group. Es gebe mehrere Faktoren, die längerfristig die Preise nach oben treiben. Die Zentralbanken könnten gezwungen sein, mit höheren Inflationsraten zu leben.
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1. Inflationstreiber expansive Finanzpolitik
Die Haushaltspolitik der meisten Industrieländer war in den letzten Jahren ausgesprochen expansiv. Zur Bekämpfung der wirtschaftlichen Pandemiefolgen wurden umfangreiche Hilfspakete aufgelegt. Die vermehrten staatlichen Ausgaben haben zu Preissteigerungen beigetragen. Auch nach dem Ende der Pandemie ist ein Ende der staatlichen Ausgabenfreude nicht in Sicht. Zwar laufen die Nothilfemaßnahmen aus. Dafür besteht weiterhin ein hoher staatlicher Investitionsbedarf - zum Beispiel zum Auf- und Ausbau der Energieinfrastruktur im Zeichen des Klimawandels, für bessere Bildung und eine gute Gesundheitsversorgung oder für die innere und äußere Sicherheit.
2. Inflationstreiber knappe Arbeitskraft
Inflationsbedingt mussten viele Arbeitnehmer in den vergangenen beiden Jahren trotz nominalen Einkommenswachstums Reallohneinbußen hinnehmen. In aktuellen und noch kommenden Tarifverhandlungen wird mit entsprechenden Lohnforderungen versucht, einen Ausgleich zu schaffen. Viele Unternehmen werden dann gestiegene Lohnkosten über höhere Preise an ihre Abnehmer weitergeben und damit die gefürchtete Lohn-Preis-Spirale befeuern - einen der hartnäckigsten Inflationstreiber. Hinzu kommt, dass sich auf dem Arbeitsmarkt der demografische Wandel zunehmend bemerkbar macht. Einem knapper werdenden Arbeitskräfteangebot steht eine hohe Nachfrage gegenüber - Fachkräftemangel ist das Stichwort. Das dürfte Arbeit zusätzlich verteuern.
Einem knapper werdenden Arbeitskräfteangebot steht eine hohe Nachfrage gegenüber."
3. Inflationstreiber De-Globalisierung
Bereits durch die Pandemie waren die globalen Lieferketten massiv gestört worden. Es gibt aber auch noch andere Faktoren, die dafür sorgen, dass die weltweiten Handels- und Lieferströme nicht mehr so reibungslos funktionieren wie ehedem gewohnt. Geopolitische Konflikte wie der Streit zwischen den USA und China um die Vormachtstellung, regionale Krisen und ein Trend zu stärkerem Protektionismus bewirken eine Defragmentierung von Märkten. Die Konsequenz: steigende Kosten und in der Folge höhere Preise.
Die genannten Faktoren tragen zu einem nachhaltigen Preisanstieg bei. Geldpolitische Maßnahmen zur Inflationsbekämpfung wie Zinserhöhungen sind hier nur bedingt wirksam. Deshalb wird die Inflation uns wohl länger erhalten bleiben.
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