Deka-Chefökonom Ulrich Kater Günstiger Konjunkturmix
Derzeit scheint kaum etwas den Optimismus an der Börse zu bremsen. Der Dax nimmt eine Rekordmarke nach der anderen und auch an vielen ausländischen Märkten haben eindeutig die Bullen das Sagen. Von kurzen Unterbrechungen abgesehen hält die Börsenrallye seit Oktober an.
Ist das nun eine der typischen Börsenübertreibungen oder gibt es handfeste Gründe für die Kursrekorde? Diese Frage stellt sich derzeit mancher Börsenbeobachter. Deka-Chefökonom Ulrich Kater ist überzeugt: es ist eine Mischung aus unterschiedlichen Konjunkturdaten, die ein günstiges Börsenklima schafft. Trotz bisher ausgebliebener Zinssenkungen bewegen sich die Finanzmärkte in einer angenehmen Temperaturzone.
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Hoffnung auf sinkende Zinsen und gute Weltkonjunktur
Nach kurzer Verschnaufpause hatten gerade letzte Woche die vergleichsweise schwachen US-Arbeitsmarkdaten für weiteren Kursauftrieb gesorgt. Dem Laien mag das widersinnig erscheinen, aber es gibt eine logische Erklärung: bei schwachem Arbeitsmarkt kann mit nachlassendem Lohn- und Preisdruck gerechnet werden. Das dämpft die Inflation und schafft Spielräume für Zinssenkungen. Niedrigere Zinsen sind wiederum gut für Unternehmensgewinne und Unternehmensfinanzierungen, was sich in den Aktienkursen wiederspiegelt. Außerdem werden bei sinkenden Zinsen Aktien im Vergleich zu verzinslichen Anlagen (noch) attraktiver.
Das globale Finanzsystem funktioniert recht geräuschlos."
Als die am 15. Mai bekanntgegebenen neusten US-Inflationsdaten etwas geringer ausfielen als von manchen Experten befürchtet, schien das diese Erwartung nur zu bestätigen. Nicht nur die US-Börsen reagierten mit einem neuen Freudensprung nach oben. Es ist aber nicht alleine der US-Arbeitsmarkt, der für gute Stimmung sorgt. Die Weltwirtschaft soll in diesem Jahr um 3,2 Prozent wachsen, für nächstes Jahr wird eine geradlinige Fortsetzung dieses soliden Wachstumspfads erwartet. Technische Innovationen wie die KI ermöglichen neue Geschäftsmodelle und bieten lukrative Gewinnchancen. Derzeit sind auch keine bösen Überraschungen aus dem Finanzsektor zu erkennen. Im Gegenteil: das globale Finanzsystem funktioniert recht geräuschlos.
Geopolitische Unwägbarkeiten bleiben bestehen
Vor diesem Hintergrund verwundert der derzeitige Börsenoptimismus nicht. Unwägbarkeiten resultieren vor allem aus der geopolitischen Großwetterlage. Im Ukraine-Krieg scheint Russland allmählich die Oberhand zu gewinnen, ein schnelles Ende ist trotzdem nicht in Sicht. Der Nahe Osten bleibt ein Pulverfass und der Gaza-Konflikt ist ungelöst. Der Handelsstreit zwischen den USA und China droht sich mit den jüngsten Strafzöllen von US-Präsident Biden wieder zu verschärfen. Das sind die dunklen Wolken am ansonsten strahlend blauen Börsenhimmel.
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