Nach den Vorstellungen der Bundesbildungsministerin soll "Mein Kampf" quasi zur Pflichtlektüre werden

Serie Geschichte: Akzeptabel für die Schule? Hitlers "Mein Kampf"

Einst gehörte Adolf Hitlers "Mein Kampf" zu den deutschen Bestsellern. Mit dem Ende des Nationalsozialismus und seines Urhebers unterband man die weitere Verbreitung des Werkes. Nach siebzig Jahren erscheint das Buch jetzt wieder, in dem Hitler sein späteres politisches Handeln vorwegnahm.

Nach den Vorstellungen der Bundesbildungsministerin soll "Mein Kampf" künftig zur Pflichtlektüre im Geschichtsunterricht unserer Schulen werden - allerdings nur in kommentierter Form. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gingen die Rechte an dem Buch an den Freistaat Bayern über. Der verhinderte - in Übereinstimmung mit der Bundespolitik - weitere Auflagen. Man befürchtete nach wie vor eine "Infektionsgefahr" durch die Lektüre. Ein Vertrauensbeweis in die demokratische Festigkeit der Deutschen war das nicht unbedingt.

Vom Bestseller zum Tabu

Zum 1. Januar 2016 ist die durch das Urheberrecht begründete Schutzfrist abgelaufen. Das Werk darf bedingt wieder erscheinen. Vor diesem Hintergrund bringt das Münchner Institut für Zeitgeschichte (IfZ) jetzt eine kommentierte Neuedition heraus. Sie soll wegweisend für den weiteren Umgang mit dem Werk sein. "Mein Kampf" ist eine politisch-ideologische Schrift, in der Hitler seine extreme Weltanschauung darlegt und daraus sein politisches Programm entwickelt. Das Buch entstand in den frühen Jahren seines politischen Wirkens während der kurzen Haft in Landsberg. Dort saß Hitler wegen des missglückten Putschversuches in München im Jahre 1923 ein. Leider blieb der Diktator seinem niedergeschriebenen Gedankengut später treu und setzte das Meiste davon in die Tat um - mit den bekannten Folgen.

In der Weimarer Republik wurde das Werk nicht allzu ernst genommen. Das änderte sich nach Hitlers Machtübernahme. Danach avancierte es zum meistverkauften deutschen Buch und erschien in Millionenauflage. Wie viele es wirklich gelesen haben, ist bis heute umstritten. Umfragen zufolge soll es jeder fünfte Deutsche gewesen sein, die wenigsten hielten wohl allerdings vom Anfang bis zum Schluss durch.

Der Leser soll auch ohne Detailwissen falsche Darstellungen erkennen und einordnen können."

Kommentierung - Korrektiv zum Urtext

Für die Verwendung im Unterricht und darüber hinaus wird das Werk in einer umfangreich kommentierten Fassung herausgegeben. Die Kommentierung geht dabei deutlich über übliche Erläuterungen bei Schullektüren hinaus. Der Anspruch der IfZ-Edition ist sehr viel weiter. Sie will eine Art Gegendarstellung und Korrektur zu Hitlers Aussagen sein. Der Leser soll so auch ohne Detailwissen falsche Darstellungen erkennen und einordnen können.

Wie sehr "Mein Kampf" zur Popularität Hitlers beigetragen hat, darauf gibt es bis dato keine schlüssige Antwort. Die Angst, dass das Buch nach wie vor Anziehungskraft entfalten könnte, ist offenbar immer noch groß. Für viele heutige Schüler dürfte es eher eine ebenso anstrengende wie wirre Botschaft aus ferner Vergangenheit sein.

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