Zukunft der Währung Kandidaten für den Euro
Die Erweiterung der Eurozone ist ein zentrales Thema in der Europäischen Union (EU). Nach der Einführung des Euros im Jahr 1999 haben 20 der 27 EU-Mitgliedstaaten die gemeinsame Währung übernommen.
Doch längst nicht jedes Land zeigt Enthusiasmus, den Euro als Zahlungsmittel einzuführen. Besonders im Osten und Norden der Union gibt es Vorbehalte. Trotzdem gibt es einige Länder, die sich aktiv auf den Beitritt vorbereiten, während andere sich zögerlich zeigen.
Der Weg zum Euro: Die rechtlichen Vorgaben
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Laut den EU-Verträgen sind alle Mitgliedstaaten – mit Ausnahme von Dänemark, das sich eine dauerhafte Ausnahmeregelung ausgehandelt hat – verpflichtet, den Euro einzuführen, sobald sie die sogenannten Konvergenzkriterien erfüllen. Diese Kriterien umfassen:
- Preisstabilität: Niedrige Inflationsraten, die nicht mehr als 1,5 Prozentpunkte über dem Durchschnitt der drei preisstabilsten EU-Länder liegen dürfen.
- Haushaltsdisziplin: Ein Haushaltsdefizit von maximal 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) und eine Staatsverschuldung von höchstens 60 Prozent des BIP.
- Wechselkursstabilität: Die Landeswährung muss mindestens zwei Jahre stabil im Rahmen des Wechselkursmechanismus II (ERM II) gehandelt werden.
- Zinskonvergenz: Langfristige Zinssätze dürfen nicht mehr als 2 Prozentpunkte über denen der preisstabilsten EU-Staaten liegen.
Kandidaten in den Startlöchern
Bulgarien
Bulgarien war das am weitesten fortgeschrittene Land auf dem Weg zur Euro-Einführung. Geplant war der Beitritt ursprünglich für Januar 2024. Allerdings wurde dieses Ziel aufgrund von Schwierigkeiten bei der Erfüllung der Inflationskriterien verpasst. Die bulgarische Regierung bleibt dennoch optimistisch und strebt nun den Euro-Beitritt für 2025 an. Das Land ist seit 2020 Teil des ERM II und hat die Staatsverschuldung gut im Griff. Problematisch bleibt jedoch die hohe Inflation, die das Erreichen der Kriterien erschwert.
Kroatien als jüngstes Mitglied
Das jüngste Beispiel für einen erfolgreichen Beitritt ist Kroatien, das im Januar 2023 den Euro einführte. Kroatiens reibungslose Integration dient anderen Kandidaten als Modell, wie ein Beitritt erfolgreich gestaltet werden kann. Der Wechsel zeigt auch, dass politische Entschlossenheit und wirtschaftliche Disziplin entscheidend sind.
Rumänien
Rumänien zeigt Interesse am Euro, ist aber noch weit von der Erfüllung der Konvergenzkriterien entfernt. Besonders die hohe Inflation und das erhebliche Haushaltsdefizit bremsen die Fortschritte. Ein realistischer Beitrittstermin scheint derzeit nicht vor 2028 möglich.
Ungarn, Polen und Tschechien
Diese Länder gehören zu den Euro-Zauderern im Osten. Obwohl sie vertraglich verpflichtet sind, den Euro einzuführen, gibt es in diesen Staaten wenig politische Bereitschaft dazu. Nationale Regierungen argumentieren oft mit dem Wunsch, die eigene geldpolitische Souveränität zu wahren. Besonders in Polen und Ungarn wird der Euro kritisch gesehen, auch wegen seiner politischen Symbolkraft.
Schweden und Dänemark: Sonderfälle im Norden
Der Erfolg künftiger Erweiterungen wird maßgeblich davon abhängen, ob es gelingt, wirtschaftliche und politische Hindernisse zu überwinden und die Vorteile der gemeinsamen Währung überzeugend zu kommunizieren."
Schweden hat eine interessante Haltung: Das Land erfüllt die meisten Kriterien, verweigert jedoch bewusst den Beitritt zum ERM II, um die Einführung des Euros hinauszuzögern. Die Bevölkerung steht dem Euro skeptisch gegenüber, wie mehrere Volksabstimmungen gezeigt haben.
Dänemark hingegen hat sich eine dauerhafte Ausnahmeregelung ausgehandelt und bleibt bewusst bei der eigenen Währung, der Krone. Gleichzeitig ist Dänemark Teil des ERM II, wodurch die Krone eng an den Euro gekoppelt ist.
Herausforderungen und Chancen
Wirtschaftliche Stabilität
Die Euro-Einführung bringt Vorteile wie eine stärkere Integration in den Binnenmarkt, reduzierte Wechselkursrisiken und mehr Vertrauen der Investoren. Doch die wirtschaftlichen Anforderungen stellen gerade kleinere oder weniger entwickelte EU-Staaten vor große Herausforderungen.
Inflation und Haushaltsdefizite
Hohe Inflationsraten und wachsende Haushaltsdefizite, oft verstärkt durch externe Krisen wie die Pandemie oder den Ukraine-Krieg, erschweren den Beitritt für viele Länder. Besonders die osteuropäischen Staaten kämpfen mit wirtschaftlichen Ungleichgewichten.
Politischer Wille
Die Einführung des Euros ist nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch eine politische Entscheidung. Regierungen müssen ihre Bevölkerung von den Vorteilen der gemeinsamen Währung überzeugen – eine Aufgabe, die besonders in skeptischen Ländern wie Polen oder Ungarn schwierig ist.
Fazit: Eine fragmentierte Zukunft
Die Landkarte der Eurozone zeigt eine zunehmend fragmentierte EU, in der sich einige Länder aktiv auf den Euro vorbereiten, während andere zögern oder ihn ablehnen. Während Bulgarien und Rumänien in den nächsten Jahren wohl ernsthafte Fortschritte machen könnten, bleiben große Länder wie Polen und Schweden voraussichtlich noch lange außerhalb der Eurozone.
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