Die Türkei wird ausländischen Investoren zu gefährlich

Professionelle Investoren überdenken Strategie Kapitalflucht aus der Türkei

Die Türkei konnte aufgrund hoher Auslandsinvestitionen lange Zeit wirtschaftlich erfolgreich sein. Nun droht eine enorme Kapitalflucht, da die großen Banken und Fonds die Situation nach dem gescheiterten Putsch neu überdenken. Sorgen bereiten vor allem die Reaktionen von Präsident Erdogan.

Investoren befürchten nach dem missglückten Umsturz eine Alleinherrschaft Erdogans. Auch die Anschläge in Istanbul werden von ihnen als steigende Risiken interpretiert. Allein seit Ende 2003 investierten ausländische Anleger über 150 Milliarden Dollar in die Aktien- und Anleihemärkte der Türkei. Die Anleger fordern eine Offenlegung der während des Ausnahmezustands ergriffenen Maßnahmen, ansonsten droht dem Land eine empfindliche Kapitalflucht. Sie wurden vor mehr als zehn Jahren vom Regierungschef angelockt, weil er weitreichende Reformen in vielerlei Hinsicht versprach.

Die Türkei wird ausländischen Investoren zu gefährlich

Seit dem gescheiterten Militärputsch geht eine umfangreiche Verhaftungswelle durch das Land; Erdogan kann nach Verhängung des Ausnahmezustands per Verordnung regieren, Freiheiten und Grundrechte einschränken oder gar aufheben. Internationale Anleger überdenken die sich zuspitzende Situation und erwägen den Abzug ihrer Gelder. Die Kapitalflucht dürfte die türkische Lira unter Druck setzen, die Teuerung beschleunigen und zu begrenztem Wirtschaftswachstum führen. 

Die Kapitalflucht hat bereits begonnen

Erste Anleger zogen sich bereits direkt nach der Verhängung des Ausnahmezustands aus der Türkei zurück. Seit dem gescheiterten Umsturz fiel der Leitindex der Börse in Istanbul um gut 13 Prozent, es handelt sich dabei um den größten Kursabfall in der türkischen Börsengeschichte. Doch dies ist wahrscheinlich erst der Anfang. Weitere Investoren werden das Land verlassen, wenn nach der bereits erfolgten Herabstufung durch S&P andere Schritte der Ratingagentur folgen. 

Insbesondere die auf Ratings fokussierten Fonds ziehen ihre Gelder ab und reduzieren ihr Engagement. Die Kapitalflucht könnte noch gigantischere Ausmaße annehmen, wenn internationale Großbanken ihre Pläne in die Tat umsetzen. Derzeit überlegen die Entscheidungsträger der Banken Citigroup, BNP Paribas, Societe Generale und Morgan Stanley einen Rückzug vom Bosporus. 

Die Kapitalflucht könnte noch gigantischere Ausmaße annehmen, wenn internationale Großbanken ihre Pläne in die Tat umsetzen." 

Einige Akteure nutzen den Kapitalabfluss 

Nicht jede Vermögensverwaltung sieht die Entwicklung in der Türkei nur negativ. Einige Vermögensverwalter erkennen langfristiges Potenzial und ergreifen angesichts der jüngsten Kursrückgänge ihre Chancen auf günstige Schnäppchen. Für die UBS hat der türkische Aktienmarkt Vorteile im Vergleich zu anderen Schwellenländern; die türkischen Papiere seien aktuell günstig bewertet und Risiken bereits eingepreist. 

Andere Fonds wiederum bleiben vorsichtig. Es handelt sich dabei meist um Gesellschaften ohne Erfahrung in Schwellenländern, die von den hohen zu erwarteten Renditen in die Türkei gelockt wurden. Diese Fonds wollen über eine Kapitalflucht erst nachdenken, wenn in den kommenden Monaten die Ratingagenturen Fitch und Moody's ihre Bewertungen für das Land abgeben.

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