Kreditausfälle häufen sich Kommt jetzt die Bankenkrise?
Die Corona-Krise trifft auch die Banken. Wegen der steigenden Gefahr von Kreditausfällen rechnen Fachleute mit einer Bankenkrise. Sparkassen und Genossenschaftsbanken könnte es besonders hart treffen.
Viele Kreditnehmer haben in den vergangenen Wochen von der Regelung Gebrauch gemacht, fällige Zahlungen sanktionsfrei zu stunden. Nach Angaben der Deutschen Bank bedienten circa 70.000 Privatkunden ihre Kredite nicht. Alle anderen Banken und Finanzverbünde sind nach Recherchen der Nachrichtenagentur AFP ebenfalls betroffen. Bis Anfang Juli setzten bereits 189.000 Sparkassenkunden ihre Zahlungen für Verbraucherkredite aus. Bei der Targobank und Commerzbank beantragten 47.000 beziehungsweise 33.000 Privat- und Geschäftskunden die Aussetzung von Tilgungs- und Zinszahlungen. Die gleichen Probleme gibt es in allen anderen Ländern. Das sorgt dafür, dass die Preise für Kreditausfallversicherungen bereits steigen. Das Wirtschaftsforschungsinstitut IWH untersuchte, welche Auswirkungen die Zahlungsschwierigkeiten der Kreditnehmer auf die Banken haben könnten.
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Die wichtigsten Aussagen der IWH-Studie:
- Nicht nur Verbraucherkredite, sondern auch Darlehen an Unternehmen sind von Stundungen betroffen.
- Finanzielle Probleme der Geschäfts- und Privatkunden gefährden die Banken.
- Selbst wenn sich die Konjunktur rasch erholt, werden die Kreditstundungen negative Folgen für das gesamte Finanzsystem haben.
- Besonders gefährdet sind kleinere Banken, weil sie in der Regel an finanzschwächere Unternehmen Kredite vergeben, die von der Corona-Krise besonders hart betroffen sind.
Wie sind die Wissenschaftler des Wirtschaftsforschungsinstitutes vorgegangen?
Um herauszufinden, wie stark die Firmenkreditportfolios der einzelnen Banken von Konjunkturschwankungen betroffen sind, haben die Wissenschaftler Finanzkennzahlen von mehr als 500.000 Firmen mit den Bilanzen von etwa 1.000 Banken verknüpft.
Zu viele Banken kämpfen um die relativ kleinen Erträge aus dem gegenwärtigen Bankengeschäft."
Schlussfolgerungen aus der Studie
Reint Gropp, der Präsident des IHW, ist der Ansicht, dass das haftende Kernkapital der Banken erhöht werden muss. Eine Rettung durch den Steuerzahler dürfe jedoch nur erfolgen, wenn die Firmenkreditportfolios systematisch restrukturiert würden. Um die Versorgung der Wirtschaft mit Kapital nicht zum Stocken zu bringen, hatte die Bankenaufsicht die strikten Vorgaben in letzter Zeit gelockert.
Der IHW-Präsident sieht die Überkapazitäten im deutschen Markt als wunden Punkt an. Zu viele Banken würden um die relativ kleinen Erträge aus dem gegenwärtigen Bankengeschäft kämpfen. Eine Konsolidierung der Bankenlandschaft würde die Preise wieder stabilisieren und die Produktivität des Bankgeschäfts steigern. Das würde die gesamte Wirtschaft beleben und allen zugute kommen.
