Vorboten einer neuen Finanzkrise? Kreditblase in China!
Vor gut anderthalb Jahren schien der chinesische Konjunkturmotor stark ins Stottern geraten zu sein. Heute ist davon keine Rede mehr, Chinas Wirtschaft wächst wieder kräftig - wenn auch nicht zweistellig wie in der Vergangenheit. Dies ist auch einer lockeren Kreditvergabe zu verdanken. Manche sehen bereits die Gefahr einer Kreditblase.
Erst kürzlich überraschte die amerikanische Notenbank-Chefin Janet Yellen ihre Zuhörer mit der Einschätzung, dass sie nicht mehr mit einer neuen Finanzkrise wie 2007/2008 rechne. Tatsächlich wurde seither manches dafür getan, dass sich die Vorgänge von damals nicht wiederholen können. Vor allem wurde die Kreditvergabe der Banken stärker reguliert. Dies gilt allerdings primär für die klassischen Industriestaaten, nicht dagegen für aufstrebende Schwellenländer wie die Volksrepublik.
Autorenbox (bitte nicht verändern)
Lockere Geldpolitik hat private Verschuldung befördert
China ging bei der Bewältigung der Finanzkrise seine eigenen Wege. Die chinesische Notenbank lockerte damals auch ihre Geldpolitik, um die Kreditvergabe zu erleichtern. Ziel war, den Konsum und Investitionen im Inland anzukurbeln. Damit sollten Nachfrageausfälle aus den USA und Europa wegen der Krisenfolgen aufgefangen werden. Tatsächlich kam das riesige Land nach der Finanzkrise recht ungeschoren davon. Während zum Beispiel in den Vereinigten Staaten die Wirtschaft 2009 um 2,8 Prozent schrumpfte, legte China um 9,4 Prozent zu.
Die Folge des billigen Geldes war eine wachsende Verschuldung der privaten Haushalte und der Unternehmen. Nicht immer flossen die Kredite in die beste Verwendung. So nutzten auch viele Staatsunternehmen, die wenig effizient wirtschaften, die Kredite zur Ausweitung ihrer sowieso schon zu großen Produktionskapazitäten. Um ihre Kreditspielräume zu erweitern, verfielen die Banken auf das Konzept der Verbriefung - ähnlich wie die Kreditinstitute zuvor in den USA. In China geschah das in Form strukturierter Sparprodukte, die von privaten Haushalten und institutionellen Anlegern gekauft wurden. Die Produkte sind attraktiv, weil sie höhere Zinsen bieten als normale Spareinlagen.
Chinas Wirtschaft wächst kräftig - wenn auch nicht zweistellig wie in der Vergangenheit."
Ein kritischer Zeitunkt
Jetzt bemüht sich die chinesische Notenbank offenbar, die Kreditflut einzudämmen, indem dem Markt für strukturierte Sparprodukte mehr Grenzen gesetzt werden. Damit soll wohl die sich aufbauende Kreditblase kontrolliert wieder zum Schrumpfen gebracht werden. Es ist ein kritischer Zeitpunkt. Ist die Notenbank bei ihrer Eindämmung zu großzügig, verpuffen ihre Maßnahmen wirkungslos. Geht sie zu rigide vor, könnte die Blase platzen - mit vergleichbaren Folgen wie 2007/2008.
Das Beispiel anderer Notenbanken steht den Chinesen sicher warnend vor Augen. Fast immer, wenn bisher versucht wurde, Kreditblasen in den Griff zu kriegen, hat es nicht funktioniert. Japan, die USA und auch die Euro-Zone können davon ein Lied singen. Kann es China besser?