Bankenaufsicht Krise wird Problem für Deutsche Bank
Was ein Stresstest offenlegt – und warum nicht alle Institute gleich verwundbar sind.
Die europäische Bankenaufsicht hat erneut eine hypothetische Krisensituation durchgespielt: eine massive weltweite Rezession, steigende Arbeitslosigkeit, einbrechende Immobilienpreise, gleichzeitig anhaltend hohe Inflation. Ziel des Szenarios ist es, zu überprüfen, wie widerstandsfähig Europas Großbanken unter extremen Bedingungen wären – und wie stabil ihr Kapitalpuffer bleibt.
Die Ergebnisse der aktuellen EBA-Stresstests zeigen ein differenziertes Bild. Während viele Banken ihre Kapitalausstattung auch im Krisenszenario aufrechterhalten könnten, zeigt sich: Einige Häuser – darunter die Deutsche Bank – wären deutlich stärker betroffen als andere.
Warum gerade die Deutsche Bank besonders leidet
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Laut Ergebnissen des Stresstests würde das harte Kernkapital (CET1-Quote) der Deutschen Bank bei einem mehrjährigen Wirtschaftseinbruch überproportional sinken.
Damit liegt sie zwar weiterhin über den regulatorisch erforderlichen Mindestwerten – aber im Vergleich zu Wettbewerbern mit einem deutlich dünneren Puffer.
Mehrere Faktoren erklären diese Verwundbarkeit:
- Größere Abhängigkeit vom globalen Kapitalmarktgeschäft, das in Krisenzeiten besonders volatil ist.
- Risiken in Kreditportfolios, insbesondere im Firmenkundengeschäft und bei gewerblichen Immobilien.
- Komplexe Bilanzstruktur mit höherer Anfälligkeit für Marktverwerfungen.
Zudem macht sich bemerkbar, dass die Deutsche Bank trotz erfolgreicher Restrukturierung noch nicht auf dem stabilitätsniveau mancher anderer europäischer Institute angekommen ist.
Ein Signal, kein Alarm
Wichtig ist: Stresstests sind keine Vorhersagen, sondern theoretische Extrembelastungen. Sie basieren auf Annahmen, die nicht zwingend eintreten, wohl aber eine mögliche Schwäche offenlegen sollen.
Die Deutsche Bank selbst reagierte gelassen: Man habe in den vergangenen Jahren Kapital aufgebaut, Risiken reduziert und sei in der Lage, auch extreme Szenarien abzufedern. Die Kritikpunkte werden zur Kenntnis genommen, eine Verbesserung der Risikotragfähigkeit bleibe aber Ziel der laufenden Strategie.
Die Bankenaufsicht betont ebenfalls, dass alle getesteten Institute handlungsfähig bleiben würden, auch im simulierten Krisenfall. Es gehe nicht um Panikmache, sondern um Transparenz und langfristige Risikosteuerung.
Unterschiedliche Verwundbarkeiten im Sektor
Die Ergebnisse des aktuellen Stresstests zeigen: Die Deutsche Bank steht nicht vor einem Zusammenbruch, aber sie ist im europäischen Vergleich verletzlicher als viele Wettbewerber. In einem realen Krisenszenario müsste sie schneller und härter gegensteuern – etwa durch Liquiditätsmaßnahmen oder Bilanzanpassungen."
Interessant ist auch, wie unterschiedlich die Belastbarkeit innerhalb des deutschen Bankensektors ausfällt:
- Großbanken wie die Deutsche Bank oder Commerzbank sind wegen ihrer internationalen Aktivitäten und komplexen Geschäftsmodelle anfälliger für globale Schocks.
- Sparkassen und Genossenschaftsbanken zeigen sich stabiler – auch, weil ihr Geschäftsmodell stärker auf den inländischen Privatkunden und Mittelstand fokussiert ist.
- Immobilienfinanzierer stehen unter besonderer Beobachtung, da fallende Preise in diesem Segment direkt auf die Bilanz schlagen würden.
Gerade diese Unterschiede machen deutlich, dass Krisen nicht alle Institute gleich treffen – und dass Diversifikation auch im Bankensektor ein Stabilitätsfaktor ist.
Folgen für die Regulierung
Die Stresstests geben der Aufsicht wertvolle Hinweise, wo Kapitalpuffer nachgeschärft oder Geschäftsmodelle angepasst werden müssen. Sie sind Teil eines größeren Instruments zur Bankenstabilität, das seit der Finanzkrise 2008 stark ausgeweitet wurde.
Für Banken wie die Deutsche Bank kann ein solches Ergebnis Folgen für Kapitalplanung, Dividendenpolitik oder Risikovorsorge haben. Auch Ratingagenturen und Investoren beobachten die Resultate genau.
Langfristig dient der Stresstest jedoch vor allem einem Ziel: das Vertrauen in die Stabilität des Finanzsystems zu erhalten – durch Offenheit, Vergleichbarkeit und kontinuierliche Verbesserung.
Fazit: Verwundbar heißt nicht instabil – aber Handlungsbedarf bleibt
Die Ergebnisse des aktuellen Stresstests zeigen: Die Deutsche Bank steht nicht vor einem Zusammenbruch, aber sie ist im europäischen Vergleich verletzlicher als viele Wettbewerber. In einem realen Krisenszenario müsste sie schneller und härter gegensteuern – etwa durch Liquiditätsmaßnahmen oder Bilanzanpassungen.
Die Botschaft der Bankenaufsicht ist klar: Die Kapitalbasis muss weiter gestärkt, das Geschäftsmodell widerstandsfähiger gemacht werden.
Denn auch wenn niemand weiß, wann die nächste echte Krise kommt – vorbereitet sein ist keine Option, sondern Pflicht.

Ich glaube, dass die Zusammenarbeit mit motivierten Menschen auf beiden Seiten zusätzliche Energie freisetzt