Daniel Stelter empfiehlt, die Wirtschaft für kurze Zeit in ein künstliches Koma zu versetzen

Andersartige Ideen gefordert Künstliches Koma hilfreich?

Wie lassen sich die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise abfedern? Diese Frage beschäftigt momentan nicht nur Politiker. Daniel Stelter empfiehlt, die Wirtschaft für kurze Zeit in ein künstliches Koma zu versetzen.

 "Whatever it takes" - diese Worte von Mario Draghi sind berühmt-berüchtigt. Der damalige EZB-Präsident äußerte sie im Juli 2012 auf der Londoner Investorenkonferenz. Zu diesem Zeitpunkt erreichte die Krise des Euro ihren traurigen Höhepunkt. Auf sein Versprechen, alles zu tun, was notwendig sei, um den Euro zu retten, reagierten die Finanzmärkte umgehend. Christine Lagarde hat von ihrem Vorgänger gelernt. Mit ihrem 750 Milliarden schweren Pandemic Emergency Purchase Program (PEPP)  Anleihekaufprogramm sendet sie jetzt in der Corona-Krise ein ebenso deutliches Signal an die Wirtschaft. Daniel Stelter - Ökonom, Unternehmensberater und geschätzter Buchautor - hat in einem Gastbeitrag für den 'Spiegel' einen anderen Weg aus der Krise vorgeschlagen.

Stelter schlägt folgende Vorgehensweise vor:

  • Für eine bestimmte Zeit wird das gesamte wirtschaftliche Leben eingestellt.
  • Sämtliche finanzielle Verpflichtungen wie die Zahlung von Löhnen, Mieten, Zinsen ... entfallen.
  • Die Einkommenseinbußen von Arbeitnehmern werden durch Sozialleistungen ausgeglichen.
  • Selbstständigen Unternehmern überweist das Finanzamt einen Betrag, der sich am Vorjahreseinkommen bemisst.

Künstliches Koma als Alternative zu Milliarden-Hilfsprogrammen?

Daniel Stelter geht davon aus, dass sich die anbahnende Rezession von vorhergehenden Krisen deutlich unterscheiden wird. Das begründet er damit, dass die Umsätze in fast jedem Bereich der Wirtschaft von einen Tag auf den anderen eingebrochen sind. Er geht davon aus, dass die Eigenkapitalquote bei kleinen Unternehmen mit bis zu zehn Mitarbeitern etwa bei 20 Prozent liegt. In normalen Zeiten ist das ausreichend. In der jetzigen Situation ist eine Pleitewelle ungeheuren Ausmaßes zu befürchten, wenn die staatlichen Hilfen nicht sofort greifen. Er empfiehlt deswegen, Gelder schnell und unbürokratisch auszuzahlen.

In der jetzigen Situation ist eine Pleitewelle ungeheuren Ausmaßes zu befürchten."

Auf einfache Weise effektiv helfen

Nach Stelters Plan sollte die Gesellschaft den betroffenen Unternehmen die fehlenden Einnahmen vorschießen. Da jeder Unternehmer Steuern zahlt, sind die Gewinne der Vorjahre und auch die Kontoverbindungen bekannt. Das Finanzamt könnte jedem Unternehmen monatlich ein Zwölftel der Einkünfte des Vorjahres überweisen.

Diese Leistung sollte ohne zusätzlichen Antrag und Bedürftigkeitsprüfung bis zum Krisenende gezahlt werden. Mit der Einkommensteuererklärung des nächsten Jahres wären die realen Einkünfte zu versteuern und überhöhte Ausfallzahlungen zu erstatten.

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