Jan David Meyer vom Taunus Trust Liquidität für Zukäufe vorhalten
In einem Marktumfeld, das zwischen vorsichtigem Optimismus und latenter Nervosität schwankt, verfolgt Jan David Meyer, Portfoliomanager beim Frankfurter Vermögensverwalter Taunus Trust, eine klare und zugleich gegenläufige Strategie. Während viele Marktteilnehmer auf Rückeroberung verlorener Höchststände setzen und bemüht sind, jede Aufwärtsbewegung mitzunehmen, hält Meyer bewusst Liquidität vor – nicht aus Unsicherheit, sondern als gezielte Vorbereitung auf antizyklische Zukäufe.
Seine Überzeugung: Die nächste Korrektur kommt bestimmt – und mit ihr die Chance, Qualitätsaktien zu attraktiven Kursen ins Depot zu holen. Dabei geht es ihm nicht um kurzfristige Spekulation, sondern um den disziplinierten Ausbau eines langfristig tragfähigen Portfolios. Die Devise lautet: Nicht dem Markt hinterherlaufen, sondern vorbereitet sein, wenn andere verkaufen.
Marktumfeld: Zwischen Volatilität und Verdrängung
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Die Rahmenbedingungen an den Kapitalmärkten sind derzeit so komplex wie widersprüchlich. Auf der einen Seite stehen robuste Unternehmensgewinne, überraschend widerstandsfähige Konjunkturdaten und die Hoffnung auf eine baldige geldpolitische Lockerung.
Auf der anderen Seite wirken geopolitische Spannungen, hohe Bewertungen in Teilen des Aktienmarktes und eine hartnäckige Inflation, die die Handlungsspielräume der Notenbanken limitiert.
Für Meyer ergibt sich aus diesem Spannungsfeld eine erhöhte Vorsicht – nicht aus Angst, sondern aus realistischem Blick auf das Wechselspiel zwischen Bewertung, Psychologie und Liquidität.
„Wir befinden uns in einer Phase, in der der Markt viel Positives eingepreist hat, aber wenig Puffer für Rückschläge bietet“, so seine Einschätzung. Die Gefahr von Rücksetzern sei real – auch wenn der breite Markt derzeit keine Panik zeige.
Besonders aufmerksam beobachtet Meyer die Reaktionen auf geldpolitische Signale.
Wenn etwa Zinssenkungserwartungen enttäuscht werden oder die Inflation hartnäckiger bleibt als angenommen, könne das schnell zu abrupteren Kursbewegungen führen – und dann brauche es frei verfügbare Mittel, um reagieren zu können.
Liquidität als strategische Reserve
Während viele Anleger Liquidität als Ausdruck von Unsicherheit oder Unterinvestition verstehen, sieht Meyer darin ein bewusstes Gestaltungsmittel. Cash bedeutet für ihn nicht Stillstand, sondern optionale Flexibilität. Es geht darum, nicht gezwungen zu sein, im Aufwärtsmarkt zu investieren, sondern in der Korrektur handlungsfähig zu bleiben.
Derzeit hält Meyer mit seinem Team einen zweistelligen Liquiditätsanteil in den Portfolios – je nach Mandat zwischen 10 und 20 Prozent. Diese Mittel werden gezielt vorgehalten, um im Falle einer Marktschwäche selektiv zu investieren – vorzugsweise in Unternehmen mit solidem Geschäftsmodell, starker Bilanz und temporär gedrückter Bewertung.
Dabei achtet Meyer besonders auf Sondersituationen: Unternehmen, die unter kurzfristigem Druck stehen, aber strukturell intakt sind. „Gerade in Phasen, in denen sich Panik breitmacht, werden oft auch die Guten mitverkauft. Das ist unsere Chance.“
Antizyklik als Haltung, nicht als Timing-Trick
In einer Marktphase, in der viele Anleger jede Kursdelle zum Einstieg nutzen, erinnert Jan David Meyer daran, dass nicht investieren manchmal der strategischere Schritt ist – wenn es einem erlaubt, zum richtigen Zeitpunkt besser zu investieren. Liquidität ist in seiner Sicht kein Zeichen von Passivität, sondern Ausdruck von Weitsicht und Disziplin."
Der Begriff der antizyklischen Strategie wird im Finanzwesen häufig bemüht – oft jedoch missverstanden. Für Meyer bedeutet Antizyklik nicht, stur gegen den Trend zu investieren, sondern bewusst gegen emotionale Übertreibungen zu handeln.
In der Praxis heißt das: Wenn Euphorie überwiegt und selbst mittelmäßige Unternehmen mit hohen Multiples gehandelt werden, wird Vorsicht zur Tugend. Umgekehrt entsteht in Marktpanik die Möglichkeit, Qualität mit Abschlag zu erwerben. Die Voraussetzung dafür ist eine klare Meinung über den inneren Wert eines Unternehmens – und die Geduld, auf eine realistische Einstiegschance zu warten.
Meyer verweist auf klassische Lehren der fundamentalen Analyse. Es gehe nicht darum, den Tiefpunkt exakt zu treffen, sondern darum, eine Unterbewertung zu erkennen und konsequent zu nutzen, wenn sie auftritt. „Der Markt bietet immer wieder Gelegenheiten – aber nur, wenn man nicht vollständig investiert ist, kann man sie auch nutzen.“
Qualitätsverständnis statt kurzfristiger Impulse
Für Meyer ist klar: Liquidität entfaltet ihren Wert nur, wenn sie mit einem fundierten Verständnis von Qualität kombiniert wird. Deshalb arbeitet das Team bei Taunus Trust mit einem klar definierten Kriterienkatalog, der Geschäftsmodell, Wettbewerbsvorteil, Bilanzstärke und Managementqualität umfasst. Nur Unternehmen, die diese Standards erfüllen, kommen für einen Zukauf infrage – unabhängig vom Kursniveau.
Diese Haltung schützt nicht nur vor hektischen Entscheidungen, sondern verankert das Portfolio in einer langfristigen Perspektive. Es geht nicht um das Ausnutzen von Kursbewegungen, sondern um das gezielte Eingehen langfristiger Beteiligungen zu günstigen Konditionen.
Besonders im Fokus stehen aktuell:
- Anbieter mit klarer Preissetzungsmacht in inflationssensiblen Märkten.
- Unternehmen mit hoher Kapitalrendite und stabiler Cashflow-Generierung.
- Marktführer in Nischenbranchen mit strukturellem Wachstumspotenzial.
Fazit: Liquidität als Teil der Strategie – nicht als Notlösung
In einer Marktphase, in der viele Anleger jede Kursdelle zum Einstieg nutzen, erinnert Jan David Meyer daran, dass nicht investieren manchmal der strategischere Schritt ist – wenn es einem erlaubt, zum richtigen Zeitpunkt besser zu investieren. Liquidität ist in seiner Sicht kein Zeichen von Passivität, sondern Ausdruck von Weitsicht und Disziplin.
Mit dem Fokus auf antizyklisches Verhalten, inneren Unternehmenswert und langfristige Beteiligung bleibt Meyer der klassischen Investmenttradition verpflichtet – aber mit einem klaren Blick auf die Dynamik moderner Märkte. Die Botschaft ist einfach, aber wirkungsvoll: Wer geduldig bleibt, kann Chancen nutzen, wenn sie sich bieten – und muss nicht auf Glück hoffen, wenn sie ausbleiben.

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