Vor wenigen Tagen hat die EZB bekannt gegeben, ihr Anleihekaufprogramm zum Jahresende einstellen zu wollen

EZB mit ersten Anzeichen Lockere Geldpolitik etwas straffer

Vor wenigen Tagen hat die EZB bekannt gegeben, ihr Anleihekaufprogramm zum Jahresende einstellen zu wollen. Die Maßnahme war keine große Überraschung. Die Anleihekäufe waren ohnehin bis Ende 2018 befristet gewesen, allerdings hatte sich die Euro-Notenbank stets eine Hintertür für eine mögliche Verlängerung offengehalten.

Von dieser Option wir jetzt nicht Gebrauch gemacht. Die Einstellung der Anleihekäufe ist ein erstes vorsichtiges Signal, dass die Geldpolitik in der Euro-Zone auch mal wieder straffer werden könnte. Doch allzu drastische Schritte in diese Richtung sind wohl vorerst nicht zu erwarten. Die wirtschaftliche und politische Lage ist eher fragiler geworden - keine gute Zeit, um die geldpolitischen Zügel stärker anzuziehen.

Langsame Wirkung und schnelle Eintrübung

Mit der EZB-Entscheidung geht die seit 2015 währende Phase der Geldmengen-Aufblähung im Euro-Raum zu Ende. Gigantische 2,6 Billionen Euro wurden seither in die Märkte gepumpt. Lange schien das kaum Wirkung zu zeigen, obwohl parallel die Leitzinsen auf Null gesenkt worden waren und man für Bank-Einlagen bei der Euro-Notenbank sogar Negativzinsen eingeführt hatte. Erst im vergangenen Jahr sprang die Konjunktur in der Euro-Zone breiter an und näherte sich die Inflation der erwünschten Zwei-Prozent-Marke. 

Inzwischen hat sich die Stimmung aber schon wieder verschlechtert und die Aussichten sind nicht mehr so gut wie noch zu Jahresbeginn eingeschätzt. Der US-Handelsstreit belastet ebenso wie der noch immer unklare Brexit. Hinzu kommen italienische Unwägbarkeiten und der anfängliche Glanz des europa-enthusiastischen französischen Präsidenten Macron verblasst zusehends. Auch die Weltkonjunktur entwickelt sich verhaltener, was die Euro-Zone zu spüren bekommt.

Nun geht also die seit 2015 währende Phase der Geldmengen-Aufblähung im Euro-Raum zu Ende."

Es bleibt viel Geld im Markt

Daher ist trotz etwas weniger offener Schleusen nicht mit einer grundlegenden Abkehr von der lockeren Geldpolitik zu rechnen. Mario Draghi hat bereits deutlich gemacht, dass sich an der Zinssituation mindestens bis Mitte 2019 nichts ändern wird. Die EZB wird außerdem weiterhin am Anleihemarkt aktiv sein und auslaufende Anleihen im Bestand durch neue ersetzen.

Den Märkten wird zwar so nicht mehr Geld zugeführt, aber auch keines entzogen. Für Sparer bedeutet das, dass die seit Langem erhoffte Zinswende weiter auf sich warten lassen wird.

Sollte die EZB 2019 tatsächlich erstmals wieder die Zinsen anheben, dürfte es sich eher um ein Schrittchen als um einen Schritt handeln.

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