US-Technologieaktien waren in den vergangenen Jahren der Motor vieler Depots

Der Markt wirkt überkauft Nicht auf US-Tech setzen

Eine technische Musterstrategie empfiehlt in überkauften Phasen: Gewichte normalisieren, Gewinne staffelweise sichern, Liquidität vorbereiten – und erst bei entspannterem Bild schrittweise zurück in US-Tech.

US-Technologieaktien waren in den vergangenen Jahren der Motor vieler Depots. Neue Höchststände wirken verlockend: „Wer jetzt nicht kauft, verpasst den Anschluss.“ Genau hier setzt eine technische Musterstrategie an, die das Gegenteil empfiehlt: In Phasen klarer Überkauft-Signale wird nicht aufgestockt, sondern Risiko geordnet reduziert und frisches Geld geduldig geparkt. Die Idee ist nicht, Tech „für immer“ zu meiden. Es geht darum, Zeitpunkte klüger zu wählen, wenn die Wahrscheinlichkeit einer Verschnaufpause erhöht ist.


Was „überkauft“ bedeutet – und warum es zählt

„Überkauft“ meint: Kurse sind in kurzer Zeit so stark gestiegen, dass die Wahrscheinlichkeit für Rücksetzer zunimmt. Techniker erkennen das an Indikatoren, die Überdehnung anzeigen. Wichtig ist: Überkauft ist kein Crash-Signal. Märkte können länger stark bleiben, als man denkt. Aber die Risikoprämie schrumpft: Für jeden zusätzlichen Prozentpunkt Gewinn nimmt das Verlustpotenzial überproportional zu.


Drei Warnlampen, auf die Sie achten sollten

  1. Momentum-Extrem: Der Relative-Stärke-Index (RSI) im Wochenchart über 70 deutet auf Überhitzung hin, über 80 auf eine echte Dehnung.
  2. Marktbreite: Neue Hochs nur bei wenigen Mega-Caps, während viele Titel hinterherhinken. Ein Anzeichen dafür ist ein sinkender Anteil von Aktien über ihrer 200-Tage-Linie.
  3. Divergenzen: Der Markt macht neue Hochs, aber Indikatoren wie gleitende Durchschnitts-Konvergenz (MACD) oder die Zahl der Tagesgewinner ziehen nicht mehr mit. Solche Abweichungen häufen sich oft vor Korrekturen.

Konkrete, einfache Regeln (als Leitplanken)

  • Rebalancing-Band: Jede Position hat eine Obergrenze (z. B. 10 % je Einzeltitel, 30 % für das Segment US-Tech). Wird sie überschritten, wird auf Zielgewicht zurückgeführt.
  • Abstand zur 200-Tage-Linie: Liegt ein Index 15 % oder mehr darüber, werden Teilgewinne realisiert; bei 5–10 % Abstand kann man neutral bleiben.
  • Staffelkäufe/-verkäufe: Nie alles auf einmal. Drei bis fünf Tranchen reduzieren den Fehlzeitpunkt.
  • Kein „All-in/All-out“: Der Kern bleibt investiert. Die Strategie lebt von Dosierung, nicht von Schwarz-Weiß.

Positionieren ohne Bauchgefühl: Alternativen zur Tech-Überlast

Börsenrekorde sind kein Freifahrtschein, sondern oft ein Hinweis, das Risikoprofil zu prüfen."

Wer Tech-Gewicht abbaut, braucht sinnvolle Parkplätze für Kapital – ohne Wette auf den nächsten „Geheimtipp“. Denkbar sind:

  • Breite Welt-ETFs statt eines Sektorschwerpunkts: Das mindert Klumpenrisiko.
  • Qualitäts- und Bewertungsfilter (z. B. Fokus auf solide Bilanzen, stabile Cashflows), die in Korrekturen robuster tendieren.
  • Kurzlaufende Anleihen als Liquiditätsersatz: geringe Schwankungen, planbarer Ertrag, schnelles Umschichten möglich.

Risiken und Grenzen: Was die Technik nicht leisten kann

Technische Signale sind Wahrscheinlichkeiten, keine Gewissheiten. Ein überkaufter Markt kann weiter steigen – gerade in Phasen neuer Geschichten (Produktzyklen, Produktivitätsphantasie, sinkende Zinsen). Umgekehrt gibt es Fehlsignale, wenn kurzfristige Schwankungen Indikatoren beeinflussen. Darum braucht es Regeln und Geduld. Die wichtigste Regel heißt Risikobudget: Wie viel Rückgang ertragen Sie, ohne Ihre Strategie zu kippen? Diese Zahl sollte feststehen, bevor Sie handeln.


Praxisfahrplan für Privatanleger

  1. Ist-Analyse: Wie hoch ist der tatsächliche Tech-Anteil im Depot (inklusive Mischfonds)?
  2. Bänder festlegen: Ziel- und Obergrenzen für das Segment definieren; Rebalancing halbjährlich oder bei Band-Bruch.
  3. Signal-Set bestimmen: Zwei von drei Warnlampen als Auslöser für Teilgewinnmitnahmen.
  4. Warteliste: Welche breiten Bausteine oder kurzlaufenden Anleihen erhalten frei werdendes Kapital?
  5. Wiedereinstiegs-Plan: Drei bis fünf Tranchen, getriggert von Preisrückgang + verbesserter Marktbreite. Notieren Sie Kriterien schriftlich.

So wird aus „Gefühl“ eine Arbeitsweise, die man konsequent umsetzen kann.


Fazit

Börsenrekorde sind kein Freifahrtschein, sondern oft ein Hinweis, das Risikoprofil zu prüfen. Eine technische Musterstrategie empfiehlt in überkauften Phasen: Gewichte normalisieren, Gewinne staffelweise sichern, Liquidität vorbereiten – und erst bei entspannterem Bild schrittweise zurück in US-Tech. Das schützt nicht vor jeder Schwankung, aber es verbessert die Ertrag-zu-Risiko-Relation. Wer klare Bänder, einfache Signale und Geduld kombiniert, muss weder hinterherlaufen noch den „perfekten“ Zeitpunkt erraten. Er investiert weiter – nur zu vernünftigen Bedingungen.

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