Halten Sie sich auch für einen überdurchschnittlich guten Autofahrer?

Selbstüberschätzung führt zu Fehlern bei der Geldanlage Overconfidence

Menschen wähnen sich gern besser als der Durchschnitt. Das zeigen psychologische Untersuchungen. Die Frage, ob sie sich für einen überdurchschnittlichen Autofahrer halten, beantworten mehr als 80 Prozent der Befragten mit ‚ja‘. Die Neigung sich selbst zu überschätzen ist auch beim Investieren gefährlich.

Halten Sie sich auch für einen überdurchschnittlich guten Autofahrer? Menschen neigen zur Selbstüberschätzung und wähnen sich besser als der Durchschnitt. Das zeigen psychologische Untersuchungen. Die Frage zum Autofahren beantworten regelmäßig mehr als 80 Prozent der Befragten mit ‚ja‘. Wenn Ihnen das auf den ersten Blick überhaupt nicht komisch vorkommt, schauen Sie noch einmal genau hin: Laut mathematischer Definition können nicht mehr als 50 Prozent besser als der Mittelwert sein.

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Dieses typische Verhaltensmuster wird in der Wissenschaft ‚Overconfidence‘ genannt. Wir neigen dazu, unsere Fähigkeiten und Kenntnisse zu überschätzen. Das ist gefährlich, denn ein übersteigertes Selbstbewusstsein kann zu folgenschweren Einschätzungsfehlern und potenziell schlechten Entscheidungen führen. „Anleger kaufen oft zum falschen Zeitpunkt“, weiß unser Kundenbetreuer Marcel Walter. „Besonders nach langen Erfolgsphasen am Aktienmarkt fühlen sie sich von den erzielten Erfolgen bestätigt und führen diese vermehrt auf ihr Können zurück.“ Je länger die Hausse dauert, desto höher steigen zum Beispiel die Nettomittelzuflüsse in Aktienfonds. Das letzte Hoch erreichten diese im Jahr 2000. Danach kam der Einbruch. Auch im Jahr 2017 haben Anleger wieder verstärkt in Aktien investiert. Dass sich die Geschichte wiederholt, ist nicht unwahrscheinlich.

Finanzbranche besonders gefährdet

Speziell in der heiß umkämpften Finanzbranche hat die Selbstüberschätzung jede Menge Spielraum, sich zu entfalten. Und das ist kein Zufall. Die Neigung zur Selbstüberschätzung wird umso höher, je vielschichtiger die Aufgaben werden. Der Finanzmarkt gilt zu Recht als einer der komplexesten Märkte. Die ständig steigende Handels- und Informationsgeschwindigkeit macht das Agieren am Markt besonders für Privatanleger noch unübersichtlicher.

Wir neigen dazu, unsere Fähigkeiten und Kenntnisse zu überschätzen."


Das Phänomen geht aber auch an Profis nicht vorbei. Besonders Experten sind laut Wissenschaft gefährdet, denn der Hang zur Selbstüberschätzung steigt, über mehr Erfahrungen man zurückgreifen kann. Dies führt zu einem weiteren verhängnisvollen Effekt: Der so genannten Kontrollillusion. Über je mehr Kenntnisse und Informationen wir verfügen, desto sicherer sind wir, mit unseren Entscheidungen richtig zu liegen. Umfragen unter Fondsmanagern zeigen zum Beispiel, dass die Mehrheit zuversichtlich ist, die Benchmark zu schlagen. Tatsächlich schafft das aber kaum einer. Ein klarer Fall.

Der Hang zur Selbstüberschätzung nimmt auch zu, wenn der Handelnde meint, seine eigenen Qualitäten bestimmten über den Erfolg seiner Entscheidung. Der Glaube, die Kapitalmärkte beherrschen und Kursentwicklungen vorhersehen zu können, ist unter Finanzmarktteilnehmern sehr verbreitet. Im täglichen Kampf um Kunden wird mit den erfolgreichsten Investments geprahlt, Fehlentscheidungen fallen hingegen unter den Tisch. Man rühmt sich damit, auf kritische Entwicklungen bereits frühzeitig hingewiesen zu haben. Fehleinschätzungen dagegen werden nicht wieder hervorgekramt. Auf diese Weise entsteht eine schiefe Bilanz der eigenen Qualitäten.

Übrigens haben Forscher herausgefunden, dass Frauen realistischer sind und sich selbst weniger überschätzen. Männliche Anleger handeln in Finanzanlagen wesentlich aktiver, im Glauben besseren Wissens, als sie eigentlich besitzen. ‚Hin und her macht Taschen leer‘ schadet nicht nur sprichwörtlich der Rendite und erhöht unnötig die Kosten.

So entgehen Sie der Falle

Selbstvertrauen ist gut, doch damit Ihnen das Denkmuster der Selbstüberschätzung bei der Geldanlage nicht zum Verhängnis wird, hier unsere Tipps als unabhängige Experten:

  • 1. ETF-Investments sind die bessere Wahl. Viele aktiv gemanagte Fonds liefern keine Mehrleistung für ihre Gebühren.
  • 2. Versuchen Sie nicht, den Markt zu schlagen und bleiben Sie stets Ihren Anlagemaximen treu.
  • 3. Versteifen Sie sich nicht auf Benchmarks. Wenn Sie Ihr Vermögen einem Experten anvertrauen, ist es wichtiger, dass er eine schlüssige Anlagestrategie verfolgt und in Ihrem Interesse handelt.
  • 4. Überlassen Sie Anlageentscheidungen ruhig Ihrer Frau. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass sie Chancen und Risiken realistischer einschätzt. 

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